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Aus: Ausgabe vom 22.11.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Nahostkonflikt

Beirut unter Drohnen

Die Einwohner von Libanons Hauptstadt leben mit ständigen Bombendrohungen. Eine Kurzreportage
Von Karin Leukefeld, Beirut
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Es kann jeden treffen: Israelischer Bombenterror im Süden Beiruts (21.11.2024)

Die Nacht ist unruhig. In zwei schweren Angriffswellen entladen israelische Drohnen und Kampfjets ihre mörderische Fracht über den südlichen Vororten von Beirut. Wegen der tödlichen Angriffe am Vortag auf die Stadtviertel Mar Elias und Ras Al-Naba erklärt das Bildungsministerium für zwei Tage die Schließung aller Schulen in Beirut. Beide Stadtviertel liegen innerhalb der offiziellen administrativen Grenzen der libanesischen Hauptstadt und wurden ohne jegliche Vorwarnung von Israel angegriffen.

In Mar Elias wurde bei dem Angriff der Hauptrouter für die Internetversorgung der betroffenen Straße und ihrer Nebenstraßen zerstört, berichtet C., der mit seiner Familie aus einem Dorf der südlichen Provinz Nabatäa fliehen musste. Sein Name ist der Autorin bekannt. Endlich hatte er wieder online am Schulunterricht teilnehmen können, wie er jW sagt. Weil es sein letztes Schuljahr vor dem Baccalaureat ist, vergleichbar mit dem deutschen Abitur, ist der Unterricht für C. von existentieller Bedeutung. Nun ist die Verbindung zum Onlineunterricht gekappt, und es wird dauern, bis die zuständige Stelle den Schaden beheben kann.

Der erste Weg am nächsten Morgen führt in einen Kopierladen, um für das Pressezentrum des Informationsministeriums den Reisepass mit Einreisestempel und das Beglaubigungsschreiben der Zeitung zu kopieren. Auf dem Weg öffnet der Himmel über Beirut seine Schleusen, und es schüttet so sehr, dass der Kauf eines Regenschirms – made in China – erforderlich wird. Die Kriegsvertriebenen, die vor den Gebäuden sitzen, in denen sie Zuflucht gefunden haben, ziehen sich zurück in die Hauseingänge. Wie mögen die Familien sich schützen, die in selbstgebastelten Zelten an der Strandpromenade oder entlang der Straßen ausharren? Wo werden sie schlafen, wenn mit dem Winter die Regenzeit beginnt?

Ausgestattet mit den notwendigen Papieren, geht es am Nachmittag zu den Orten, die am Vortag bombardiert wurden. In Mar Elias ist das betroffene Gebäude schwarz verrußt, als wäre es von einem Feuerball eingehüllt worden. Davor parkende Autos sind zerstört, Polizei und Armee haben die Straße abgesperrt, wo Vorbeigehende stehenbleiben und die Zerstörung betrachten. Jeder hier kennt den Computerladen, der von zwei Drohnenraketen getroffen wurde. Es heißt, der Inhaber sei der Bruder eines Offiziellen der Hisbollah gewesen. Für Israel offenbar Grund genug, beide Männer und ihr Lebenswerk zu vernichten.

Den Anschlagsort in Ras Al-Naba zu finden, gestaltet sich wie die Suche in einem Labyrinth. Das Wohnviertel, das nahe der französischen Universität Saint-Joseph, dem französischen Krankenhaus und der französischen Botschaft liegt, besteht aus unzähligen schmalen Straßen und Gassen. Hochhäuser mit bis zu 20 Stockwerken ragen über niedrige alte Stadthäuser hinaus. Endlich findet Begleiter Hamza die Gasse, die von Polizei und Armee vor dem zerstörten Gebäude abgesperrt ist. Ziel des Angriffs war das Haus der syrischen Baath-Partei, ein dreistöckiges historisches Gebäude mit grünen Fensterläden. Im obersten Stockwerk schlugen die israelischen Raketen ein, abgefeuert von einer Drohne, die ohne Vorwarnung ihr Ziel ausgemacht hatte. Getötet wurde Mohammed Afif, Leiter des Medienbüros der Hisbollah. Mit ihm starben fünf weitere Personen.

Egal, wo man ist, sind die israelischen Beobachtungsdrohnen zu hören, die ununterbrochen ihre Kreise ziehen. Am frühen Abend schlagen wieder Raketen und Bomben ein, doch einige Detonationen sind lauter und näher. Am Morgen berichten die Zeitungen, dass mindestens eine Rakete unweit des Parlamentsgebäudes und der Regierung explodiert sei und fünf Menschen getötet habe. Von Mahmud, dem Friseur, der seinen Laden direkt nebenan hat, hört die Autorin, dass es zwei Raketen waren, die das Haus seiner Nachbarn trafen. Er könne sich nicht erklären, warum es zerstört worden sei, sagt der Friseur: »Sieht aus, als seien ihnen die Ziele ausgegangen.«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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