75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 22.11.2024, Seite 8 / Ansichten

Die Welt führen

US-Erwägungen zum Atomkrieg
Von Arnold Schölzel
Trident_II_Interkont_56172163.jpg
31. August 2016, Atlantik: US-Interkontinentalrakete »Trident II D5« vom U-Boot abgefeuert – ohne Atomsprenkopf

Konteradmiral Thomas Buchanan, Sprecher des US Strategic Command, äußerte am Mittwoch keine Privatmeinung, als er in Washington den Atomkrieg für »akzeptabel« erklärte. Das waren Atomwaffenabwürfe für die USA seit Hiroshima und Nagasaki 1945 immer. Problem waren spätestens seit dem »Sputnik«-Schock von 1957 mögliche Vergeltungsschläge auf US-Territorium durch sowjetische Interkontinentalraketen.

Zum ersten Mal seit dem Krieg mit Großbritannien 1812-1814 lagen die USA in der Reichweite gegnerischer Waffen. Befreiung aus dieser Lage ist seitdem erste Aufgabe von US-Strategen. Geübt haben sie daher seitdem die atomare Zerstörung von Freund und Feind weit weg vom eigenen Kontinent. Gegenwärtig kämpfen vor allem Polen und die Ukraine darum, Objekt »freundlicher« Atombombardierung zu werden. Am Donnerstag warnte zum Beispiel das Außenministerium in Moskau, die neue US-Basis im polnischen Redzikowo erhöhe die atomare Gefahr und stehe auf der Zielliste der russischen Streitkräfte. Die Raketenstation ist Teil eines NATO-Angriffsystems, das seit Kündigung des ABM-Vertrages durch die USA 2002 bis in die Türkei hinein aufgebaut wurde. Die Kriegsregierung aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ließ das nicht ruhig schlafen: Ohne Diskussion mit der NATO, vor allem nicht mit dem Bundestag oder gar Bevölkerung wollen Scholz und Co. erstschlagfähige US-Raketen nach Deutschland holen – als russische Zielobjekte. Überschrift: Besonnenheit.

Buchanans Äußerungen spiegeln den Umbau der US-Streitkräfte zu einem »führbaren« Atomkrieg wider. Der Admiral brachte am Mittwoch die Weltsicht seines Vorgesetzten, Generals Anthony Cotton, Chef des Strategic Command der USA, zum Ausdruck. Cotton nahm ebenfalls am Mittwoch zur »Modernisierung des Atomsystems« Stellung. Hauptpunkte: Die Sicherung der strategischen US-Vorherrschaft und der »globalen Stabilität«. Wie tragisch, dass beides nur durch globale Destabilisierung zu erreichen ist. Hat Cotton so nicht gesagt, aber: Leider habe sich die Welt seit den ersten US-Planungen für eine »Modernisierung« von Atomwaffen vor zehn Jahren geändert. Waren damals Kriege niedriger Intensität wie der »gegen Terror« auf dem Zettel, gehe es jetzt um eine »dual peer«-Herausforderung, was sich mit »zweifacher Ebenbürtigkeit« übersetzen lässt. Da muss dann zu Wasser, zu Lande und bis in den Weltraum hinein, »modernisiert«, d. h. Super-Hightech-Massentötungsgerät rund um die Erde verteilt werden. Wegen der Weltführung.

Eine Teilnehmerin der Veranstaltung in Washington, auf der Buchanan sprach, antwortete auf die Frage, was sich an der Weltlage verändert habe: »Atomkrieg ist nicht mehr unvorstellbar«. Und der Admiral zitierte Ronald Reagan: »Frieden ist ein Ziel, aber keine Politik«.

Gebrauchsanweisung: Es handelt sich bei all dem nicht um Drohungen, weil von Demokraten. Bis zum nächsten Atombombenabwurf – bisher nur von denen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

Mehr aus: Ansichten