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Aus: Ausgabe vom 22.11.2024, Seite 8 / Ansichten

Sparmaßnahme des Tages: Museumssonntag

Von Michael Saager
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Werden jetzt auch trauriger: Dinosaurier

»Ist es in Zeiten von Inflation und Klimakrise eine gute Idee, sich an den Ärmsten der Gesellschaft zu bereichern?« lautete kürzlich die nachgerade rührende Frage eines jW-Interviewers auf Seite zwei. Die Antwort des Interviewten ging ungefähr so: Um Himmels, nein! Sie hätte auch so lauten können: Aber ja, mein Lieber, es ist immer gut, sich an den Ärmsten zu bereichern. Die können sich nicht wehren – keine Lobby, kein Geld, keine Macht. Aus die Maus.

Nicht ganz unähnlich verhält es sich mit dem neuesten Streich im Zuge der großen Kürzungsorgie unserer geschätzten Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unter der kundigen Leitung von Leuchte Joe Chialo. Entfallen wird künftig auch der bislang kostenlose Museumssonntag. Mit zwei Millionen Euro ein zugegeben eher kleiner Posten auf der stattlichen Streichliste von insgesamt drei Milliarden Euro. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Und was interessiert mich dein Geschwätz von gestern: Seit Juli 2021 konnten Berlinerinnen und Berliner jeweils am ersten Sonntag des Monats ohne Eintritt zu bezahlen in Kunst-, Technik- und Naturkundemuseen gehen. Schöne Dinge anschauen, klüger werden, Spaß haben, sich aufwärmen.

Die sympathische Idee mit dem Museumssonntag hatte 2021 die »rot-rot-grüne« Koalition gehabt; kulturelle Zugangshürden sollten abgebaut, Teilhabe ermöglicht werden. Zu Beginn des Jahres 2024 hieß es noch, der Sonntag bleibt. Jetzt muss er gehen. Zwei Millionen Besuche in den 80 teilnehmenden Museen gab es allein von Juli 2024 an. Hübsche Zahl. Interessiert kein Schwein. Mit Erfolg dagegen wehren wird sich, wenn es läuft, wie es läuft, eher niemand. Apropos ästhetische Bildung: Hauptsache, der Anzug von Joe Chialo sitzt.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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