Progressives in Niamey
Von Jörg Kronauer»Wir erleben eine patriotische Revolution, einen zweiten Kampf um Unabhängigkeit«: So fasste Mamane Sani Adamou, der Generalsekretär der Organisation révolutionnaire pour une démocratie nouvelle (ORDN) aus Niger, die derzeitige Entwicklung in den drei Sahelstaaten Mali, Burkina Faso und Niger zusammen. Frankreichs Dominanz habe man durch die Putsche der vergangenen Jahre abgeschüttelt, erklärte er auf der »Konferenz für antiimperialistische Einheit, Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern«, die von Dienstag bis Donnerstag in Nigers Hauptstadt Niamey stattfand. Nun müsse der nächste Schritt folgen: Es gelte, die Grundlage für ökonomische Souveränität zu schaffen – zum Beispiel bei der Lebensmittelversorgung oder einer unabhängigen Währung. »Wir benötigen eine neue Strategie«, hielt Adamou fest. Der Unterschied zu früher sei, dass man dazu in Niger heute »keine Anweisungen aus Paris« mehr erhalte. »Wir entscheiden selbst.«
Mehrere hundert Delegierte aus sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und linken Parteien vor allem aus Afrika waren zu der Konferenz nach Niamey gekommen. Eingeladen hatten das Pan Africanism Today Secretariat und die West African People's Organization (WAPO), ein Zusammenschluss zahlreicher panafrikanischer, fortschrittlicher und antiimperialistischer Organisationen aus dem Westen des Kontinents. Tagungsort war das Mahatma Gandhi International Conference Center, das vor einigen Jahren mit Unterstützung Indiens errichtet worden war. Unterstützt wurde das Event von Nigers Regierung, die den Ministerpräsidenten Ali Lamine Zeine zur Eröffnung der Konferenz entsandt hatte. In den drei Sahelstaaten, die sich in der Alliance des États du Sahel (AES) verbündet haben, wird weiterhin befürchtet, der Westen könne versuchen, ihm loyale Kräfte per Umsturz wieder an die Macht zu bringen. Sich dagegen zu wehren, das war eine wichtige Forderung auf der Konferenz.
Aber nicht nur das. »Die Erfahrung der Sahelstaaten ist eine Lektion für die anderen Länder in der Region«, konstatierte Philippe Noudjènoumè, Erster Sekretär des Parti communiste du Bénin und WAPO-Präsident. In Benin etwa – und nicht nur dort – hofften viele »auf eine ähnliche Revolution«. Die Konferenz sollte auch helfen, die Dynamik, die in den Staaten der AES vorhanden ist, in andere Länder, besonders Westafrikas, weiterzutragen. Dabei gelte es zu beachten, sagte Noudjènoumè dem Onlineportal Peoples Dispatch, dass in den AES-Staaten Militärs das französische Joch abgeschüttelt hätten, weil soziale Bewegungen und fortschrittliche Kräfte unter den Bedingungen des Neokolonialismus zu schwach organisiert gewesen seien. Ob dies nun aber in eine dauerhaft progressive Entwicklung münde, hänge davon ab, ob es gelinge, die sozialen Bewegungen, die eine solche Entwicklung maßgeblich tragen müssten, zu stärken. Gelingt dies nicht, dann bleiben womöglich nur repressive Militärregimes zurück.
Wie weiter? Nun, für diejenigen afrikanischen Länder, deren Regierungen immer noch loyal gegenüber den früheren Kolonialherren seien, gebe es nur eins – Widerstand, erklärte Kwesi Pratt Jr., Generalsekretär des Socialist Movement of Ghana (SMG). Die Entwicklungsrezepte derjenigen Mächte, »die uns versklavt, kolonisiert haben und uns noch heute beherrschen wollen«, müsse man zurückweisen. Es gehe auch gar nicht anders: Die westlichen Länder seien einst auch dank der Ausbeutung ihrer Kolonien reich geworden; wen aber solle Afrika denn für seinen eigenen Aufstieg kolonisieren? Nein, für die Staaten Afrikas gebe es nur eine Option: den Kapitalismus bekämpfen. Afrika, forderte Pratt, »muss sich unter dem Banner des wissenschaftlichen Sozialismus vereinigen«. Nur so könne man »die totale Befreiung des gesamten afrikanischen Kontinents von der Geißel des Neokolonialismus erreichen«.
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