Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 23.11.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Atompilz zum Fleischtopf

Zu jW vom 20.11.: »Scholz verliert an Boden«

Im Rennen um einen Platz an den Fleischtöpfen der Macht wird Bundeskanzler Scholz von Nochmandatsinhabern seiner Partei als Ballast empfunden. Mit Kriegsminister Pistorius, der die Deutschen kriegsfähig machen will, rechnen sie sich offensichtlich größere Chancen aus. Weniger erfolgreich erscheint ihnen dagegen Verantwortungsbewusstsein, wie es Scholz mit seiner Ablehnung der Lieferung von »Taurus«-Raketen an die Ukraine (noch) zeigt. Denn zu Recht wird die Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine von Russland als Kriegserklärung der NATO gewertet. Denn wer verfügt über die Satellitensysteme zur Definition der Zielkoordinaten und die Fähigkeit, die von den NATO-Mitgliedern gelieferten Raketen entsprechend zu programmieren? Die Folgen des damit offenen Kriegseintritts der NATO und die Reaktion Russlands wären jedoch unabsehbar. Bis hin zu einem Atomkrieg. Denken die um ihren Platz an den Fleischtöpfen besorgten Genossen so weit?

Christian Helms, Dresden

Es brodelt im Kochtopf

Zu jW vom 20.11.: »Den Dritten Weltkrieg ausprobieren?«

Eine gute Analyse, jedoch, den dritten Weltkrieg kann man nicht ausprobieren, nur provozieren, weil ihn niemand überlebt. Ausprobieren kann man nur ein Kochrezept. Unverständlich, dass so eine Partei nicht mehr Zulauf und Anhänger hat. Vielleicht liegt es daran, dass die DKP und ähnliche Akteure zwar klare, kritische Positionen zu militärischer Eskalation und Aufrüstung einnehmen, jedoch oft nicht sichtbar genug in der breiten Öffentlichkeit sind.

Die Medienlandschaft und die vorherrschende politische Rhetorik marginalisieren diese Stimmen, obwohl sie wichtige Fragen stellen: Warum fließen Milliarden in die Rüstung, während zentrale Bereiche wie Gesundheit, Bildung und Infrastruktur vernachlässigt werden? Das zeigt, wie dringend ein stärkerer gesellschaftlicher Druck für Frieden und soziale Gerechtigkeit nötig ist. Die Forderung nach einem breiten Widerstand gegen Kriegstreiberei ist absolut notwendig, aber sie muss auch auf moderne und einladende Weise kommuniziert werden, um größere Teile der Bevölkerung zu mobilisieren. Eine stärkere Verankerung in der Jugendbewegung, eine intensivere Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und der Ausbau digitaler Kampagnen könnten dabei helfen.

Auch die Kritik von Özlem Alev Demirel verdient mehr Aufmerksamkeit: Die groteske Diskrepanz zwischen explodierenden Rüstungsausgaben und dem gleichzeitigen Abbau sozialer Sicherheiten und Infrastrukturen in der EU ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern eine direkte Bedrohung für den sozialen Frieden in Europa. Ein »koordiniertes Verteidigungsprogramm«, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstört, sollte als das entlarvt werden, was es ist: eine Katastrophe in der Entstehung.

Istvan Hidy, Stuttgart

Söldner, Tagelöhner, Ausgebeutete

Sehr geehrte Geknechtete und ewig Vertragsbefristete,

aufstehen, die Rüstung anziehen, Schwert oder Sense in die Hand, auf zur Reise, den Ring in den Vulkan werfen, wieder zurück und nächsten Tag wieder von vorn: Hand aufs Herz! Integrationslehrer sein in Sprachkursen ist zum Großteil Schwerstarbeit wie Spargelstechen mit dem Mund oder die ewige Reise nach Mordor und zurück.

Dass wir jeden Tag laut Vertrag gefeuert werden können – geschenkt. Dass wir keinerlei Anrecht haben auf bezahlte Krankheitstage – geschenkt. Dass wir keine Arbeitsrechte haben, keinen Betriebsrat und de facto unter »besonderem Schutz« stehen, Scheinselbstständigkeit aus dem Weg gehen und verdammt viel in die Kassen einzahlen müssen und uns das Finanzamt mit der Peitsche drangsaliert – geschenkt! Dass wir uns tagtäglich demotivierte Schüler, befristete Verträge, unsichere Arbeitsverhältnisse antun, ständig unter Strom stehen und trotzdem zu 100 Prozent Präsenz zeigen müssen – auch geschenkt! Alles kein Problem. Dass sich keiner verantwortlich fühlt, angenehme Bedingungen für Integrationslehrer, besonders für Honorarkräfte zu schaffen – nichts Neues im Lande Mordor! Selbst mit der Tatsache könnten wir uns abfinden, dass wir irgendwann unsere eigene Scheiße aus dem Klo mit nach Hause nehmen müssen laut Vertrag. Wir tun es! Wir müssen es tun, um des Lohnes willen. Dann ist es doch selbstverständlich, pünktlich seine hart verdienten Dukaten zu bekommen. Wenn aber, wie unlängst beim Grone-Bildungszentrum Gera geschehen, der Lohn sich um Wochen verzögert – dann ist das bitter. Wenn dann noch der Herr und Meister und Bedienstete sich uneinsichtig zeigen, vertrösten und bei eindringlicher Bitte nach rechtzeitiger Bezahlung die Polizei rufen, weil sie sich angegriffen ob ihrer »Zahlungsmodalitäten« fühlen … dann ist alles zu spät und an Unverschämtheit und Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten!

Integrationslehrer leisten die meiste Arbeit an der Grammatikfront in den Sprachkursen und bügeln nebenbei unter bedenklichem Einsatz von Körper und Psyche die Fehler einer misslungenen Integrationspolitik aus! Wohin soll die Reise gehen? Honorarkräfte müssen weiter schnauben! Also heißt es: Ein Lohn sie zu knechten, sie alle zu schinden, ins Verderbnis zu treiben – und sie ewig nicht binden!

Thomas Meier, Gera

Wald und Brot

Zu jW vom 19.11.: »Kletterclinch in Kiefern«

Das Ziel der Aktivisten ist bekannt: Kein Ausbau der »Gigafactory«! Dabei bleibt ein wichtiger Aspekt völlig unerwähnt, der in anderen jW-Artikeln stets an erster Stelle steht: die Arbeiter und Angestellten. Um die Größenordnung zu zeigen: »2023 beschäftigte Tesla mehr als 10.000 Menschen in der Fabrik. Sie arbeiten in drei Schichten, 24 Stunden am Tag. (…) – Angenommen, es gelingt, Mr. Musk samt Tesla aus der Region zu vergraulen, was geschieht dann mit den dort Beschäftigten? Von Wald und Wasser allein können sie nicht leben. Aber darum mögen sich dann wohl andere kümmern. Die dann ihrerseits kritisiert werden, weil sie es nicht schaffen, die ehemaligen Teslaner anderweitig in Lohn und Brot zu bringen.

Ullrich-Kurt Pfannschmidt, per E-Mail

Angenommen, es gelingt, Mr. Musk samt Tesla aus der Region zu vergraulen, was geschieht dann mit den dort Beschäftigten? Von Wald und Wasser allein können sie nicht leben.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Joachim Seider aus Berlin (23. November 2024 um 08:18 Uhr)
    U.-K. Pfannschmidts Argumentation klingt schlüssig. Aber ob sie es auch ist? In gleicher Linie könnte man auch bei der Produktion von militärischen Gütern vorgehen: Die armen Arbeiter, die leiden, wenn die Produktion von Vernichtungsmitteln eingestellt wird, die sie und ihresgleichen später auf den Schlachtfeldern der Welt in Stücke reißen könnten. Der arme leidende Elon Musk, der gezwungen werden soll, seine persönlichen Intentionen mit gesamtgesellschaftlichen Erfordernissen in Übereinklang zu bringen. Und bei dem zu fürchten ist, dass er dorthin türmen könnte, wo es noch leichter ist, die Erde zu verbrennen und die Menschen auszubeuten. »Widerstand ist zwecklos!« Wirklich?