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Imperialer Hochmut vor dem Fall

Von Mumia Abu-Jamal
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Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit der Geschichte von Imperien, insbesondere mit ihrem Aufstieg und ihrem Niedergang. Rom, Europas berühmtestes Beispiel, hat sich von einer Stadt zu einem Staat und schließlich zu einem Weltreich entwickelt.

Als seine Männer des Kämpfens müde waren, trainierten sie Nichtrömer in ihrer Kriegskunst, und als diese Söldner von den Römern mit Verachtung behandelt wurden, plünderten sie ihre Stadt und stahlen ihre Schätze, bevor sie abzogen. Das war noch nicht das Ende Roms, aber es war ein Vorzeichen für den Anfang vom Ende. Imperien steigen auf, und Imperien gehen unter. Das ist eine Lektion der Geschichte.

Vor einem Jahrhundert brüstete sich Großbritannien damit, dass die Sonne über dem Britischen Empire niemals untergehe. Zwei Weltkriege später und nach den antikolonialen Befreiungskämpfen ist das Land kein Imperium mehr. Die jüngste »Brexit«-Episode hat seine wirtschaftliche Stärke gebrochen, worin die meisten ausländischen Beobachter eine selbst zugefügte Wunde sehen. Das zeigt uns, dass auch mächtige Imperien eine Art Selbstmord begehen können.

Und was ist nun mit dem US-amerikanischen Imperium? Ist es immun gegen die Lehren der Geschichte? Vor einem halben Jahrhundert verlor es einen Kolonialkrieg gegen ein armes Land Asiens, dem es zuvor Millionen von Opfern zugefügt hatte. Das Land, das diesen Krieg gewann, heißt Vietnam.

Erst kürzlich wurde in den USA ein unmoralischer Mann zum neuen US-Präsidenten gewählt, dessen einziger Anspruch auf Ruhm in seinem Reichtum gründet. Gleichzeitig beanspruchen die Vereinigten Staaten das Recht, anderen Ländern vorzuschreiben, wen sie als politische Führung zu wählen haben. Doch in Fragen der Moral haben die USA überhaupt kein Recht, sich über andere zu erheben. Ja, Washington verfügt über sehr große Macht, aber das hat ihm weder in Vietnam noch in Afghanistan zum Sieg verholfen. Die einheimischen Kräfte waren den US-amerikanischen Eindringlingen auf Dauer einfach überlegen. Imperien sind nicht unsterblich. Sie können Jahrhunderte überdauern, aber letztlich folgt auf ihren Aufstieg der Niedergang.

Übersetzung: Jürgen Heiser

Am 21. November 2024 berichtete Noelle Hanrahan vom Projekt Prison Radio, dass die Gerichte in Philadelphia jüngst dem Druck der rechten Polizeibruderschaft Fraternal Order of Police (FOP) nachgegeben und Abu-Jamals Namen, den er Mitte der 1960er Jahre angenommen hatte, wieder aberkannt hätten. Nun soll er in Gerichtsschriftstücken wieder »Wesley Cook« heißen. Seit der Bürgerrechtsbewegung haben viele Schwarze ihre »Sklavennamen«, die ihre Vorfahren von angloamerikanischen Sklavenherren erhielten, abgelegt und sich Namen mit Bezug zu ihrer afrikanischen Herkunft zugelegt. Der Schüler »Wesley Cook« wählte den kenianischen Vornamen »Mumia«, und nach der Geburt seines ersten Sohnes Jamal nahm er den arabischen Nachnamen »Abu-Jamal« an – »Vater von Jamal«. Seine offizielle, vor langer Zeit vollzogene Namensänderung soll nun keine Gültigkeit mehr haben. »Seine Gerichtsdokumente kann man nur noch einsehen, wenn man ›Wesley Cook‹ eingibt«, schreibt Hanrahan.

Die Anerkennung der eigenen menschlichen Identität setze indes voraus, so die Radiomacherin, »dass eine Person die Fähigkeit hat, sich selbst zu definieren und selbstbestimmt zu handeln«. Das Selbstbestimmungsrecht, die eigenen Angelegenheiten frei und ohne Einmischung von anderen zu regeln, gehört zu den Grundgedanken der Menschenrechte. Nachdem Justiz und Polizei Abu-Jamal vor 43 Jahren seine Freiheit genommen hatten, um den oppositionellen Journalisten mundtot zu machen, wollen sie ihm jetzt auch den Namen nehmen, unter dem ihn die Welt kennt und schätzt. Ist nicht auch das ein »Vorzeichen für den Anfang vom Ende« eines Systems, das Identität und Leben von Menschen auslöscht, weil es keine Lösungen mehr für die Probleme hat, die sein imperiales Wesen ausmachen? (jh)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (25. November 2024 um 07:40 Uhr)
    Es ist immer wieder bestechend, wie Mumia aus dem Gefängnis heraus deutlich zu erkennen vermag, was vielen Linken in Europa ein ewiges Geheimnis bleiben wird: Dass gegenwärtig ein geopolitischer Machtkampf tobt, in dem die aggressivsten Monopole des Westens ständig an Positionen verlieren und deshalb immer aggressiver agieren. Wie wichtig für uns alle, dass sich einer wie er auch nicht hinter Gefängnismauern zum Schweigen bringen lässt!

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