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Aus: Ausgabe vom 25.11.2024, Seite 8 / Ansichten

Geflüchtete des Tages: Ellen DeGeneres

Von Maximilian Schäffer
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Macht sich vom Acker: Ellen DeGeneres

Mit der Freundlichkeit ist es so eine Sache. In den USA verwechselt man sie gerne mit Höflichkeit. Während man in Deutschland die Höflichkeit gerne mit der Lüge verwechselt. Ellen DeGeneres erklärte dem TV-Publikum zwanzig Jahre lang, was wiederum mit Nettigkeit gemeint sei. »Be kind!« lautete ihr Mantra im Nachmittagsprogramm von NBC. Angesprochen waren Millionen, vor allem Frauen mittleren Alters.

Schön war es bei Ellen. Helle, freundliche Farben. Leuchtendes Pastell am Set. Ein afroamerikanischer DJ und eine lesbische Frau dazu, die Kinder umarmt, Spenden sammelt und total witzig ist. Eine Oprah Winfrey exklusiv für die weiße Mittelschicht und ihre segregierten Träume von der sozialen Wiedervereinigung. In den Obama-Jahren der westlichen Zeitrechnung kam das gut an. Während Bush für Paranoia, Krieg und Waffen stand, schaffte es die Kampagne des ersten schwarzen Präsidenten und seiner medialen Helfershelfer, den Spieß umzudrehen.

Im Jahr jedoch 2020 gingen Mitarbeiter der »The Ellen De Generes Show« an die Öffentlichkeit. Es herrsche ein vergiftetes Arbeitsklima am Set, Anwandlungen sexueller Belästigung, der eisige Hauch der Chefin. Lohnkürzungen in der Coronazeit. Die Großfürstin der Nettigkeit – auch nur ein Businessmonster. Der erzkonservative Senator Ted Cruz stand Ellen bei. Sie sei eindeutig Opfer der »Cancel Culture«, lachte er sich auf Twitter ins Fäustchen.

Das zentrale Statement vom 5. November 2024 lautet, die Bevölkerung lässt sich lieber ehrlich verarschen als nett. Vergangene Woche verkündete Ellen DeGeneres, sie werde die USA endgültig verlassen. Donald Trump sei schuld. Ihr bescheidenes 96-Millionen-US-Dollar-Häuschen in Kalifornien hat sie bereits veräußert. Es zieht sie ins ländliche Großbritannien, wo Höfischkeit und Höflichkeit nie verwechselt wurden.

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