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Aus: Ausgabe vom 25.11.2024, Seite 10 / Feuilleton
Alltag

Nach dem Urlaub ist vor der Arbeit

Von Marc Hieronimus
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Ohne Arbeit kein Urlaub

Selten hört man jemanden ironiefrei »endlich zurück aus dem Urlaub« sagen, da müssen die Kinder oder die Beziehung schon sehr anstrengend sein. Kein seelisch intakter Mensch kann ernstlich genießen, an der Maschine zu stehen oder am Computer Textbausteine und Zahlen zu bewegen. Nun gibt es freilich nicht nur diese Arbeit. Vom idealen Leben braucht man gar keinen Urlaub, schrieb einst François Cavanna, aber der war auch Chef der feinsten Zeitung, die Frankreich je hatte. Und hat trotzdem manchmal Urlaub gemacht. Schon sprachlich ist Arbeit nicht normal. Wortstämme sind im Deutschen ein- bis eineinhalbsilbig, zwei Vollsilben bedeuten Fremdwort oder Komplexität, nur dass wir weder -beit noch Ar- in anderem Kontext begegnen.

Wortgeschichtlich bedeutet Arbeit keineswegs Tätigkeit zur Sicherung des Lebensunterhalts und zur körperlich-geistigen Entfaltung, sondern Mühsal, Pein, Plage. Das ist kein sprachlicher Einzelfall. Das französische travail kommt nach Ansicht einiger Etymologen vom Tripalium, einem dreifüßigen Folterinstrument. Das slawische rabota stammt von Knecht, Sklave. Der Urlaub hingegen ist etymologisch die »Erlaubnis«, und zwar die des Ritters (englisch knight, also wieder Knecht), sich für eine Weile für ein »Aventiure« zu verdünnisieren, ob nun zur Brautsuche oder zum Christen- und Muselmanenschlachten im Heiligen Land.

Typisch für das Wegwollen heute ist die Arbeit für den Urlaub, den man ohne sie gar nicht bräuchte und der Wunsch, es dort so heimisch wie möglich zu haben. »Nä, nä, Marie, is dat nit schön, üvverall nur kölsche Tön« sangen die Bläck Fööss im musikalisch schon geklauten, aber noch halbwegs anspruchsvollen weltersten Ballermannhit. Musik für Menschen aus einem Land, die in einem bestimmten anderen Urlaub machen, das dürfte es überhaupt nur einmal geben. Inhalt von Urlaub und Musik sind Koitus und C2-Abusus, wie die danach nicht selten konsultierte Ärztin sagt. Zum Glück hat man nach den zwei Wochen Malle ein Jahr Zeit, Körper und Geist wieder auszukurieren.

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