Rat zum Rollback
Von Ralf WurzbacherDer studentische Dachverband FZS hat die Empfehlung der sogenannten Wirtschaftsweisen zur Einführung von Studiengebühren zurückgewiesen. Der Vorschlag lasse eine »besorgniserregende Ignoranz für die extreme Undurchlässigkeit des deutschen Bildungssystems erkennen«, äußerte sich am Montag Vorstandsmitglied Emmi Kraft gegenüber junge Welt. »Studierende und Studieninteressierte sind weder dafür verantwortlich noch in der Lage, die staatliche Mangelwirtschaft in den Hochschulhaushalten zu finanzieren.«
In der Vorwoche hatte die Nürnberger Ökonomieprofessorin Veronika Grimm, Mitglied des fünfköpfigen Sachverständigenrats der Bundesregierung für Wirtschaft, angeregt, der Unterfinanzierung des deutschen Bildungssystems durch Erhebung einer allgemeinen Campusmaut beizukommen. »Mit den freiwerdenden Mitteln sollten wir die frühkindliche Bildung und die Grundschulen stärken, was dringend nötig ist«, sagte sie dem Portal table.media. Gebühren für ein Erststudium gibt es hierzulande seit zehn Jahren nicht mehr. Zuletzt hatte 2014 das Land Niedersachsen der Praxis ein Ende gesetzt, nachdem zwischenzeitlich sieben Bundesländer unter damaliger Unionsführung Beiträge von in der Regel 500 Euro pro Semester erhoben hatten.
Für Grimms Rat zum Rollback konnte sich prompt der konservative Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) begeistern. Ihr Vorstoß zeige, »dass die aktuellen Zeiten kritisch genug sind, um Tabus zu brechen«, bekundete der Verband am vergangenen Freitag in einer Medienmitteilung. »Das Geld jedoch nur in Kinder zu stecken, halten wir für falsch. Gebühren an Hochschulen müssen dann auch bei Hochschulen ankommen.« Von der ihm nahestehenden CDU wünscht sich der RCDS, den Punkt ins Programm zur anstehenden Bundestagswahl aufzunehmen. »Die deutsche Wirtschaft baut auf das Humankapital unserer Hochschulen – sie müssen endlich die Unterstützung erhalten, die ihrer zentralen Rolle entspricht.«
Kontra gab es vom FZS: Schon bei der Bundesausbildungsförderung (BAföG) schrecke die Schuldenlast Studierende mit schlechter ökonomischer Ausgangslage vom Antrag ab. »Studiengebühren halten gleich ganz vom Studium ab«, betonte Kraft. »Wer Kosten gerecht verteilen will, sollte sinnvolle Vorschläge für Steuerreformen machen, statt Studiengebühren aus der Mottenkiste zu holen.«
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