Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Sagt Jesus zu Marx …

Von Pierre Deason-Tomory
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Wer hat am besten abgeschnitten? Die Genossen Marx, Jesus, Lenin

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist und bleibt göttlich. Die Kirchensendungen in Radio und Fernsehen – Andachten, Gottesdienste, Magazine – werden von den Landesregierungen derzeit nicht in Frage gestellt, ergab eine aktuelle Umfrage der Deutschen Presseagentur. Die Frage aufgeworfen hatte der Redaktionsausschuss des RBB schon voriges Jahr: Es sei »nicht nachvollziehbar, warum die Kirchen nach wie vor selber im RBB Programm machen dürfen«, was »keiner anderen Gruppierung« eingeräumt würde. Wenn man außer Acht lässt, dass es hier und beim BR auch eine jüdische Sendereihe gibt. Beim NDR senden sogar Zeugen Jehovas und Buddhisten. Getrennt voneinander. Man sollte aus Gründen des Gemeinhörwohls alle Sektenshows auf einer Frequenz bündeln, dem Irrenkanal. Oder aber auch die Kommunisten kriegen ihre fünf Minuten, für einen schwarzen Kanal.

Grob betrachtet ist das Christentum dem Kommunismus ja nicht unähnlich, wollten doch der paulinische Jesus und Karl Marx beide, dass der Mensch des Menschen Schwester werde. Das sagt auch der Stani. Ich traf den umtriebigen Genossen Sedlacik eines Morgens auf dem Weimarer Goethe-Platz und konnte ihn überreden, auf einen Kaffee beim Bäcker einzukehren. Auf dem Weg dorthin trafen wir drei Zeugen Jehovas, die Stani natürlich kannte, alle scherzten, und einer tadelte: »Ihr Kommunisten habt vierzig Jahre Zeit gehabt, das Paradies zu erschaffen!« Seine Antwort: »Ihr Christen hattet sogar zweitausend Jahre Zeit, und schau: Was habt ihr vorzuweisen?« Man sollte ein wenig Geduld haben. Und etwas Sendezeit im Radio.

Das gibt’s in dieser Woche: »Seelenklang, Dada, Spiel«, eine »Musikszene«-Ausgabe zum Wesen und Sinn von Sprechgesang (Di., 22.05 Uhr, DLF). Und ein Karl-Heinz-Bölling-Hörspiel über unerwünschte Mitbewohner im Hotelzimmer, Wanzen, die »Der Verfassungsschutz« eingeschleppt hat (DLR Kultur 2013, Mi., 22.03 Uhr, DLF Kultur). Im Norden wird »Am Morgen vorgelesen«, am Donnerstag und Freitag sind es vier neue Erzählungen der südsudanesischen Autorin Stella Gaitano: »Endlose Tage am Point Zero« (8.30 Uhr, NDR Kultur). Landesweit dürfen am Freitag abend die Kurzen »Grölen in Höhlen!«, aber auch rätseln und malen in der vierstündigen ARD-Kinderradionacht (20 Uhr, u. a. Bayern 2, HR 2 Kultur, MDR Kultur, Radio 3, SWR Kultur, WDR 5), Mitmachheft zum Herunterladen auf kinderradionacht.de.

Am Folgetag kann man sich von den grölenden Tölen erhölen in Kabarett und Oper. In »Contra« ruft Aliosha Biz eine »Ortstaxe« (Sa., 19.05 Uhr; So., 21.30 Uhr, Ö 1), aus der Wiener Staatsoper erklingt Puccinis »Madama Butterfly«, aufgenommen am 4. November (Sa., 19.05 Uhr, DLF), und aus dem Münchner Prinzregententheater des Meisters Erstling »Le Villi«, im Oktober mitgeschnitten (Sa., 19.30 Uhr, Ö 1). Mit einem Hörspiel in sechs wöchentlichen Teilen bis nach Neujahr beschenkt uns der SWR, es sind »Die Geschichten Jaakobs« von Thomas Mann; Jens Harzer gibt den Jaakob und Corinna Harfouch die Rebekka (Ursendung, ab Sa., 23.03 Uhr, SWR Kultur). Sonst haben wir noch den Oldie am Sonntag: »Der veruntreute Himmel« von Franz Werfel, lauter berühmte Stimmen, aufgenommen von Heinz-Günter Stamm (BR 1957, So., 15.05 Uhr, Bayern 2). Die Ursendung am Sonntag: Der erste Teil von zwei Folgen »The Edge« nach dem Debüt von Lucy Goacher (NDR 2024, So., 19.04 Uhr, NDR Kultur). Und einen Roadtrip mit Kaiser Karl V. ab Montag, die »Reise nach Laredo«; jüngster Roman von Arno Geiger, in 15 Fortsetzungen gelesen von Matthias Brandt (8.30 Uhr, NDR Kultur).

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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