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Aus: Ausgabe vom 27.11.2024, Seite 10 / Feuilleton

Zschoche, Beel, Balling

Von Jegor Jublimov
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Schlagersänger, Moderator, Parodist: Bert Beel

Regisseur Herrmann Zschoches Defa-Filme waren »oben« nicht immer wohlgelitten und wurden manchmal verboten. Zschoche sah, dass da oft amusische Funktionäre über Filme urteilten, und wusste doch, dass man mit ihnen diskutieren konnte. In Dresden kam der Regisseur am 25. November vor 90 Jahren zur Welt, begann 20 Jahre später sein Studium an der neu eröffneten Babelsberger Filmhochschule. Nach bei der Defa üblicher Praxis drehte der Absolvent mehrere Kinderfilme und legte 1965 sein erstes (verkanntes) Meisterwerk vor. »Engel im Fegefeuer« nach einer Vorlage von Edith und Walter Gorrish ist ein Film mit Kindern, aber nicht unbedingt für Kinder. Diese überwiegend in Löbau und Bautzen gedrehte Geschichte über fünf Arbeiterjungen im Ruhrgebiet am Ende des Ersten Weltkrieges wurde freilich in Kindervorstellungen eingesetzt und damit ihrer Breitenwirkung beraubt. Vielleicht erregte auch die zwiespältige Behandlung der Kirche darin Anstoß. Schon sein nächster Film »Karla« nach Ulrich Plenzdorfs Vorlage über Fehlentwicklungen in der Volksbildung der DDR kam wie viele andere der Jahre 1965/66 nicht mehr in die Kinos. Nach einer verordneten Verschnaufpause erwies sich Zschoche ab 1968 als einer der vielseitigsten Defa-Regisseure, der u. a. mit Weltraumabenteuern (»Eolomea«, 1972) Gegenwartsfilmen (»Liebe mit 16«, 1974), Literaturadaptionen (»Glück im Hinterhaus«, 1980) Kinos füllte, Diskussionen auslöste und Preise erhielt. Für seinen Hölderlin-Film »Hälfte des Lebens« (1985) nahm er 2014 gemeinsam mit Autorin Christa Kożik in Nürtingen den Hölderlin-Ring entgegen. Zusammen hatten sie schon 1976 einen echten DDR-Kultfilm mit »Sieben Sommersprossen« über Nöte Heranwachsender gedreht. Als großer Verehrer von Caspar David Friedrich hat Zschoche außerdem vier Bücher über den Maler geschrieben.

Musikfilme waren nicht Zschoches Fach, sonst wäre vielleicht Bert Beel bei ihm aufgetreten. Der in Neukölln aufgewachsene Schlagersänger und Moderator, der eigentlich Karl-Heinz Belitz heißt, wurde oft als DDR-Künstler betrachtet. Dabei begann der gelernte Dekorateur mit Ende zwanzig im »Talentschuppen« der ARD. Er nahm Platten auf, ging auf Tourneen, die ihn bis nach Argentinien und Colorado führten, aber auch durch die DDR. Hier stand er im Friedrichstadtpalast in vielen Revuen mit Dagmar Frederic, Heinz Rennhack, Paola u. a. auf der Bühne, war im DFF zu sehen und nahm seine erste Volksmusik-LP auf. Inzwischen moderiert er eigene Sendereihen im Spartensender Schlagerradio. Mit Parodien von Johannes Heesters oder Andrea Berg tritt er bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Am Sonntag gibt es zu seinem 80. Geburtstag eine Gala, und alle werden ihn bewundern, weil nur die Haarfarbe daran erinnert, dass er etwas älter geworden ist.

Dieser Tage beginnen Olsenbanden-Gedenkwochen, denn es gilt, an runde Geburtstage der Macher zu erinnern. Den Anfang macht der Erfinder der dänischen Spielfilmserie, Regisseur Erik Balling, der am Freitag 100 Jahre alt geworden wäre, er starb 2005. Balling inszenierte von 1970 bis 1976 auch 36 Folgen der beliebten dänischen TV-Serie »Oh, diese Mieter«. Mehr dazu demnächst.

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