Kein Fortschritt am Airport Köln/Bonn
Von Susanne KnütterAlles wird durchleuchtet. Passagiere, Gepäck, Waren. Vor dem Abflug muss jeder und alles einer Sicherheitskontrolle unterzogen werden. Durchgeführt werden die Überprüfungen in aller Regel von privaten Luftsicherheitsunternehmen am Flughafen. Verantwortlich für deren Organisation und Steuerung ist die Bundespolizei. Außer an zwei, nein drei Flughäfen. Neben den Flughäfen Frankfurt am Main und Berlin wird ab dem nächsten Jahr auch der Airport Köln/Bonn die Organisation der Fluggastkontrollen in Eigenregie übernehmen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Vorsitzende der Flughafengesellschaft, Thilo Schmid, haben am Montag den entsprechenden Beleihungsvertrag unterschrieben.
Aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist das keine gute Nachricht. Dass ein weiterer Flughafen auf das »Frankfurter Modell« umsattele, sei eine Fehlentwicklung und Mogelpackung, erklärte Verdi am Sonntag auf der Seite luftsicherheit-nrw.de. Zum einen führe der Schritt zur Fragmentierung in der Verantwortlichkeit der Fluggastkontrollen. So trage etwa die Bezirksregierung Münster die Verantwortung für die Fluggastkontrollen an den Flughäfen Dortmund und Paderborn/Lippstadt. Für den Flughafen Weeze sei die Bezirksregierung Düsseldorf zuständig. Der Flughafen Düsseldorf falle weiterhin unter die Zuständigkeit des Bundesinnenministeriums bzw. der Bundespolizei. Ein so zerklüftetes System könne zu organisatorischen Problemen führen.
Zum anderen werden die Arbeitsbedingungen keinen Deut verbessert. Mit dem »Frankfurter Modell« werde eine bessere Arbeitsorganisation und -struktur versprochen, aber das Grundproblem bleibe: Die Fluggastkontrollen bleiben weiterhin in den Händen profitorientierter privater Sicherheitsfirmen. »Der Flughafenbetreiber in Köln wird nämlich nicht die Personalverantwortung übernehmen«, erklärte Verdi-Sekretär Özay Tarim. »Die Arbeitsverhältnisse werden auch weiterhin von den privaten Sicherheitsunternehmen bestimmt, die Personal ausschließlich in Teilzeit und mit sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen einstellen.« Für die Beschäftigten bedeuten diese Arbeitsverhältnisse neben Stress und Verantwortung auch noch Unsicherheit.
Am Flughafen Köln/Bonn hat es laut Verdi bislang alle vier Jahre nach einer öffentlichen Ausschreibung einen Wechsel der privaten Sicherheitsfirmen gegeben. Diese Praxis sorge für organisatorische Unsicherheit und habe weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und die Arbeitsqualität. Tatsächlich machen immer wieder private Sicherheitsfirmen wie ESA Luftsicherheit oder DSW von sich reden, weil sie Löhne nicht oder nicht rechtzeitig zahlen und den Arbeitsdruck erhöhen, indem sie Personal einsparen. Tatsächlich Verantwortung zu übernehmen würde bedeuten, dass der Flughafen die Beschäftigten nicht mehr über private Sicherheitsunternehmen anstellt, sondern direkt beim Flughafenbetreiber Köln/Bonn, so Tarim. Dann würden die Arbeitsbedingungen des öffentlichen Dienstes gelten, die den Beschäftigten bessere Planbarkeit und Sicherheit bieten.
Dass es am Ende eben doch weniger um Sicherheit und »optimale Prozessabläufe« geht, lässt der Rückzieher des Flughafenbetreibers in Düsseldorf vermuten. Der habe sich im vorigen Jahr ebenfalls für das Frankfurter Modell interessiert, dann aber aus wirtschaftlichen Gründen Abstand davon genommen.
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