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Aus: Ausgabe vom 02.12.2024, Seite 1 / Titel
Krieg in Syrien

Aleppo vorerst gefallen

Offensive in Syrien vor Hama gestoppt, zweitgrößte Stadt von Dschihadisten eingenommen. Kurdische Selbstverwaltung ruft Generalmobilmachung aus
Von Tim Krüger
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Verbrannte Banner mit dem Bild des syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad am Samstag in Aleppo

Die Lage in Syrien gerät nach der großangelegten Offensive der islamistischen Gruppen rund um den Al-Nusra-Nachfolger Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) zunehmend außer Kontrolle. In der Nacht auf Sonntag kam die Offensive bei der westsyrischen Großstadt Hama allerdings ins Stocken. Das erste Mal seit Beginn der Kämpfe am Mittwoch konnte das Vorrücken der Milizen vorerst gestoppt werden, nachdem die syrische Armee Verstärkungen aus anderen Regionen mobilisiert hatte.

Die Islamisten hatten innerhalb weniger Tage die Verteidigungslinien der syrischen Armee westlich der Stadt Aleppo durchbrochen. Im Laufe des Samstags zogen sich schließlich auch die letzten syrischen Regierungstruppen aus der Millionenstadt zurück. Die Stadt wird damit zu weiten Teilen von den islamistischen HTS kontrolliert. Die Großstadt, um deren Kontrolle es seit Ausbruch des Krieges in Syrien 2011 bereits über Jahre hinweg heftige Kämpfe gegeben hatte, stand seit Dezember 2016 wieder ganz unter Kontrolle der syrischen Regierung.

Auch die mit der Türkei verbundene sogenannte Syrische Nationalarmee (SNA) unterstützt die Offensive. Seit Samstag abend und verstärkt seit Sonntag beginnt sie auch selbst einzugreifen. Ausgehend von den syrischen Gebieten, die sie seit mehreren Jahren gemeinsam mit türkischen Streitkräften besetzt halten, rücken die SNA-Einheiten gegen Stellungen der kurdisch geführten Demokratischen Kräfte Syriens in den Nordwesten des Landes vor.

Diese hatten seit Freitag einen Korridor in die sonst von den Hauptgebieten der Autonomen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) abgeschnittene Region Tel Rifaat sowie zu den kurdischen Stadtvierteln in Aleppo hergestellt und Verstärkungskräfte in die Stadt geschickt. Auch die kurdischen Viertel, in die sich nun auch christliche Einwohner von Aleppo vor den Islamisten in Sicherheit brachten, stehen seit Jahren unter dem Schutz der bewaffneten Kräfte der Selbstverwaltung. Der Verbindungskorridor wurde im Verlauf des Sonntags allerdings von der SNA durchtrennt und die Schehba-Region eingekesselt. Die Kämpfe könnten besonders heftig werden, denn dort leben etwa 150.000 kurdische Vertriebene aus der angrenzenden Region Afrin, die seit 2018 von der Türkei und der SNA besetzt ist. Am Sonntag mittag hat die AANES als Reaktion auf die fragile Lage und die Angriffe auf Tel Rifaat die Generalmobilisierung ausgerufen. Man rufe die Jugend aller Ethnizitäten dazu auf, den Verteidigungseinheiten beizutreten und die Region zu verteidigen.

Unterdessen hat ein reger diplomatischer Verkehr begonnen. Der Iran schickte seinen Außenminister nach Syrien. Berichten zufolge soll dieser danach weiter in die Türkei zu Gesprächen reisen. Für den Iran ist die Offensive gegen Aleppo ein besonders schwerer Schlag. Die Region Aleppo und der dortige internationale Flughafen waren Dreh- und Angelpunkt der »Achse des Widerstandes« gewesen, die von dort Logistik und Kämpfer organisiert hatte. Der iranische Botschafter in Syrien sprach am Samstag von einem klaren Zusammenhang zwischen dem Beginn der Offensive auf Aleppo und der Situation im Libanon; dort war am Tag vor der Offensive in Syrien eine Waffenruhe vereinbart worden.

Berichte in der Nacht auf Sonntag, dass es in der syrischen Hauptstadt Damaskus zu einem Putsch gegen Präsidenten Baschar Al-Assad gekommen sei, bewahrheiteten sich derweil nicht.

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