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Aus: Ausgabe vom 02.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Mörderische Hilfstruppen

Dschihadistische Offensive in Syrien
Von Nick Brauns
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Dschihadistische Kämpfer vor der Zitadelle von Aleppo

In nur vier Tagen haben fälschlich als »syrische Opposition« gelabelte multinationale dschihadistische Kampfverbände einen Großteil von Aleppo und der umliegenden Provinz unter ihre Kontrolle gebracht. Die Verteidigungslinien der syrischen Regierungstruppen und ihrer iranischen Verbündeten sind wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen, Widerstand leisten in Aleppo noch die russische Luftwaffe und kurdische Milizen.

Die Großoffensive Zehntausender Gotteskrieger wird von Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) angeführt. Ziel dieser um die syrische Al-Qaida gebildeten Allianz, die in der Provinz Idlib unter türkischer Protektion ein Emirat errichtet hat, ist ein Taliban-ähnlicher Schariastaat in ganz Syrien. Im Gegensatz dazu richtet sich die unter direktem türkischen Kommando stehende Syrische Nationalarmee, die auch ehemalige Kämpfer des »Islamischen Staates« umfasst, primär gegen die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien.

Die Region um Aleppo mit dem internationalen Flughafen, Militärstützpunkten und Forschungseinrichtungen, die nun samt dort gelagerter schwerer Waffen unter Kontrolle der Dschihadisten geraten sind, spielt für die vom Iran geführte »Achse des Widerstands« eine strategische Rolle. Dass der NATO-Staat Türkei die neue Front gegen den Iran am Tag nach der Waffenruhe mit der Hisbollah im Libanon eröffnet hat, dürfte mit Israel, das regelmäßig Luftangriffe in Syrien fliegt, abgestimmt gewesen sein. Die türkische Regierung empfiehlt sich den USA mit ihrer Söldnerarmee als Barriere gegen iranischen Einfluss. Damit verbunden ist Ankaras Hoffnung, der kommende US-Präsident Donald Trump werde die in Syrien stationierten US-Soldaten abziehen und so die kurdische Selbstverwaltung gänzlich der türkischen Aggression preisgeben.

Die NATO und ihre Verbündeten hatten noch nie ein Problem damit, sich islamistischer Kopfabschneiderbanden als Hilfstruppen zu bedienen. So führt eine blutige Spur von den durch die CIA ausgebildeten Mudschaheddin im Afghanistan der 80er Jahre über die Al-Qaida im jugoslawischen Bürgerkrieg bis nach Syrien. Ein US-Geheimdienstbericht sah 2012 die Möglichkeit der Entstehung eines »salafistischen Kalifats im Osten Syriens« vorher. Es sei genau das, »was die Unterstützer der Opposition wollen, um das syrische Regime zu isolieren« und die schiitische Expansion einzudämmen, rechtfertigte der Pentagon-Geheimdienst die über die Türkei und die Golfstaaten erfolgten Waffenlieferungen an Al-Qaida und Co. mit geopolitischen Interessen.

Im ersten Anlauf konnten diese Pläne durch das Eingreifen der russischen Luftwaffe sowie vom Iran unterstützter Milizen wie der Hisbollah in den Syrien-Krieg vereitelt werden. Doch mit der Bindung von Russlands Kräften in der Ukraine und der Schwächung der Hisbollah im Libanon sehen Washington, Ankara und Tel Aviv nun ihre zweite Chance gekommen, die Karte der Region mit einem »Islamischen Staat 2.0« als Rammbock neu zu zeichnen.

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