Schlomo treffen
Von Pierre Deason-TomoryNachrichten aus der freien Radioszene: Die Sendereihe »Schlomo trifft« bei Coloradio in Dresden wird am Sonntag zum letzten Mal laufen (14 Uhr). Sigurd Goldenbogen hat hier seit 2017 rund 90mal geistreiche Gäste befragt. In der Abschiedsausgabe erläutert der linke Medienexperte Heiko Hilker, warum er denkt, dass eine aufgeklärte Gesellschaft eine bestimmte Medienpolitik braucht, diese allein die Gesellschaft aber nicht verändern kann. Es ist nicht die letzte Gelegenheit, Schlomo zu treffen, den gleichnamigen Podcast wird es weitergeben. In Zürich organisiert der migrantische Ararat-Kulturverein in diesem Jahr das »Ararat-Kulturfestival« mit dem lokalen Radio Lora. Am Sonntag gibt es bei freiem Eintritt Musik, Tanz, Poesie und Malerei. Musik und Poesie wird live auf Lora übertragen (14 bis 21 Uhr), Tanz und Malerei muss man sich dazu denken. Oder man geht hin: GZ Heuried am Döltschiweg 130. Die Verbindung des linken Züricher Radios zur Eingewandertenbewegung der Stadt ist unüberhörbar: Auf Lora wird in 20 Sprachen gesendet.
»Wegschließen, Wegsehen, Weghören« – Mohamed Amjahid hat über Rassismus in deutschen Knästen recherchiert; die Recherche war schwierig, das Ergebnis »schockierend« (SWR 2024, Do., 15.04 Uhr, HR 2 Kultur; Fr., 15.05 Uhr, SWR Kultur; Sa., 9.05 Uhr, SR Kultur; 13.05 Uhr, Bayern 2; 18.05 Uhr, Bremen zwei; So., 13.04 Uhr, WDR 5). Das Feature »Van Gogh, Vermeer, Raffael« wird von DLF Kultur angekündigt als »Doku«, die »in die verborgene Welt verschollener Meisterwerke blickt … Werden sie wieder auftauchen?« Ich fühle mich vom »Feuilleton im Radio« zunehmend galileoisiert (Di., 22.03 Uhr). No Mercy von den »Sisters of Comedy 2024«, es wird »Nachgelacht«! Beziehungsweise haben dies am 4. November 90 Schwestern auf Brettern vielerorts wieder getan, die anderen Deutschlandfunker schnitten mit und strahlen in drei Ausgaben »Querköpfe« aus (Mi., 21.05 Uhr, DLF). In »Schöne neue digitale Gesundheitswelt« diskutieren Experten und Täter Übergriffe wie die elektronische Patientenakte (Do., 10.08 Uhr, DLF). Ist das Unbehagen über eine scheunentoroffene Kompletterfassung meiner Gebrechen Boomer-Panik? Wie die Stapelängste unserer Zeit, die im Hörspiel »Sei uns unser sicher sicher« von Gesche Piening verhandelt werden (BR 2024, Fr., 20.03 Uhr, Bayern 2)?
Unwillkürlich erinnernd daran, dass die EU keine russischen Kriegsdienstverweigerer reinlässt, wird am Wochenende »Eine Lange Nacht über Deserteure« von 2023 wiederholt (Sa., 0.05 Uhr, DLF Kultur, 23.05 Uhr, DLF). Zwei Stücke über zwei außergewöhnliche Frauen im Westfunk: Das »WDR 3-Kulturfeature« porträtiert Adelheid Duvanel, die malte und »Von Träumern, Spinnern, Außenseitern« schrieb (SWR 2024, Sa., 12.04 Uhr, So., 15.04 Uhr, WDR 3), und der »Tiefenblick« erfasst Ruja Ignatova, »Die Kryptoqueen (1/4)«, die Milliarden abgezockt hat und mit ihnen verschwunden ist (WDR 2024, Sa., 13.30 Uhr, So., 18.30 Uhr, WDR 5). Und da wäre noch ein vorlautes 127jähriges Mädchen, »Die kleine Hexe (1/2)« von Otfried Preußler (So., 7.04 Uhr, WDR 5). Die Story des Unterweltkrimis »Altona 1923: Rotten« ist vielversprechend, das Verständnis »herausfordernd«, weil in Niederdeutsch aufgenommen (NDR, RB 2024, So., 18.05 Uhr, Bremen zwei). Wir schließen mit dem Konzert vom 15. November zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner: »Sir Simon Rattle dirigiert das BR-Symphonieorchester« bei Bruckners Neunten, verfugt mit Wagner, Webern und Ligeti (Mo., 20.03 Uhr, BR Klassik, NDR Kultur, Radio 3, SWR Kultur, WDR 3).
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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