Kuba hilft sich selbst
Von Annuschka Eckhardt und David Maiwald, ArtémisaDie Kokospalmen sehen aus wie von einem riesigen Messer an einer Seite abrasiert, in verwüsteten Bananenplantagen schlagen Männer mit Macheten Äste klein, um sie abzutransportieren. Die Landstraße durch die kubanische Provinz Artemísa ist wieder vollständig befahrbar, der dunkle, rotbraune Trampelpfad daneben aber von Haufen abgebrochener Stöcke und Baumstämmen unterbrochen. Die Saison der Tropenstürme auf Kuba ging am Sonnabend offiziell zu Ende. Der Zyklon »Rafael« hat in Artemísa Anfang November schwere Schäden angerichtet. Die dortige Landwirtschaft versorgt, zusammen mit der Nachbarprovinz Mayabeque, vor allem die Hauptstadtregion Havanna.
Die beiden Sekretärinnen vom örtlichen Institut für Landes- und Stadtplanung (Instituto Nacional de Ordenamiento Territorial y Urbanismo, INOTU) sitzen im gleichnamigen Provinzstädtchen Artemísa in einem schmucklosen Treppenhaus, das als Vorzimmer zum Büro des Direktors dient. »Während des Hurrikans stand ich wie manisch am Fenster, Dächer flogen durch die Luft! Ich hatte schreckliche Angst«, sagt die ältere der beiden, Cecilia Rodriguez Gafa, und verscheucht eine dicke Fliege aus ihren kurzen grauen Haaren. Sie selbst sei »ganz gut weggekommen«, traurig sei sie aber wegen ihrer Pflanzen: Kokospalmen, Kaffeesträucher, Mango- und Avocadobäume – der ganze Garten – hinüber.
Nach dem Sturm sei es kaum möglich gewesen, das Haus zu verlassen, berichtet auch ihre Kollegin Yanaisa Rodriguez Ramos aufgeregt: »Überall lagen Trümmer: Teile von Wänden und Dächern und umgestürzte Bäume.« Auf den Feldern im Umland seien nahezu alle Pflanzen über Kniehöhe beschädigt oder zerstört worden. »Ein großer Teil der Natur ist jetzt einfach verschwunden.« Es gelte nun, für Ernährungssicherheit zu sorgen, erklärte der Präsident des kubanischen Kleinbauernverbands ANAP, Félix Duarte Ortega, auf dessen 13. Kongress am Wochenende. Durch den Sturm verursachte Ernteausfälle könnten womöglich durch die Aussaat von Nutzpflanzen mit kürzerem Wachstumszyklus ausgeglichen werden.
Laut der Provinzverwaltung von Artemísa beschädigte Hurrikan »Rafael« insgesamt mehr als 21.000 Häuser. Für 45 Prozent der Gebäude lagen zu Anfang vergangener Woche Schadensberichte vor, mehr als 400 seien wieder vollständig instand gesetzt. Dennoch sind noch über 100 Personen in Notunterkünften untergebracht. Die Versorgung mit Wasser und Elektrizität ist offiziellen Angaben zufolge bereits zu 90 Prozent wiederhergestellt, auch Mobilfunk- und Telefonnetze funktionieren wieder auf kubanischem Standard.
Fünf der elf in dieser Saison registrierten Stürme der Kategorie Hurrikan erreichten eine höhere Intensität, fasste der kubanische Fernsehsender Cubavision am Sonnabend zusammen. Einer dieser fünf war »Rafael«. Es war der zweite Tropensturm, der den Inselstaat direkt traf, nachdem »Oscar« zwei Wochen zuvor über die Regionen Granma, Guantánamo und Camagüey gefegt war und dabei acht Menschen in den Tod riss. Laut der Regionalverwaltung von Guantánamo wurden in den betroffenen Gebieten bereits rund 1.500 Wohngebäude wieder instand gesetzt. Das Bauministerium hat den Provinzen das notwendige Material für Schäden an Wohnhäusern und Infrastruktur zugesagt. Klar ist jedoch, dass die in Kuba knappen Baumaterialien nach dem notwendigen Wiederaufbau an anderer Stelle fehlen werden.
Erstaunlich schnell sei das Stromnetz repariert worden, schon nach wenigen Tagen, berichten die INOTU-Sekretärinnen. Die Brigaden aus anderen kubanischen Provinzen haben tagelang ohne Pause gearbeitet. »An Solidarität fehlt es hier in Kuba einfach nicht«, stellt Rodriguez Ramos im Flurvorzimmer des Regionalbüros fest. Dafür fehlt es an vielem anderen – die seit über 60 Jahren andauernde Blockade der USA beutelt das kubanische Volk. Die täglichen stundenlangen Stromsperren und häufige außerplanmäßige Ausfälle der Elektrizität nehmen die Frauen mittlerweile mit Humor. Beide kochen »nicht mit Gas, sondern elektrisch«. So oder so: »Schwarze Bohnen brauchen ewig – wir stehen früher auf, vor der Arbeit, da gibt es noch Strom«, kichern die beiden. Vieles, was wieder aufgebaut werden kann, sei rekonstruiert, deshalb sehe Artemísa auch wieder so hübsch aus.
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