Damaskus hält stand
Von Ina SembdnerEine Verurteilung dschihadistischer Gewalt sieht anders aus – am Montag erklärten die Regierungen von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA: »Wir beobachten die Entwicklungen in Syrien genau und fordern nachdrücklich zu einer Deeskalation von seiten aller Parteien sowie zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur auf, um weitere Vertreibungen und eine Behinderung des humanitären Zugangs zu vermeiden.« Syriens Verbündeter, Russland, bekräftigte unterdessen, die Regierung in Damaskus weiter gegen die von der islamistischen Miliz Haiat Tahrir Al-Scham angeführten Kampfverbände zu unterstützen. »Unsere Streitkräfte haben begonnen, sich auf mehreren Achsen in den ländlichen Gebieten von Aleppo, Hama und Idlib zu bewegen, um die Terroristen einzukreisen«, hieß es in einer Mitteilung des Generalstabs.
Hilfe erhält die syrische Regierung auch aus dem Irak. Mindestens 300 Kämpfer hätten nach Angaben irakischer Sicherheitsquellen die Grenze am späten Sonntag überquert, berichtete Reuters. »Es handelt sich um frische Verstärkungen, die zur Unterstützung unserer Kameraden an der Front im Norden geschickt werden«, so eine hochrangige syrische Militärquelle. Die Kämpfer gehörten demnach aber nicht den irakischen Volksmobilisierungskräften Hadsch Al-Schaabi an, die sich 2014 zum Kampf gegen den »Islamischen Staat« zusammengeschlossen hatten, wie dessen Chef erklärte. Keine Gruppe unter ihrem Dach sei eingereist.
Die Türkei, die mit der von ihr unterstützten Miliztruppe »Syrische Nationalarmee« (SNA) ebenfalls an der Offensive beteiligt ist und den Vormarsch in Richtung kurdisch dominierter Gebiete im Nordwesten Syriens lenkt, forderte die Regierung in Damaskus auf, sich wieder der Bevölkerung und der Opposition anzunähern. Die Türkei sei bereit, einen solchen Dialog zu unterstützen, sagte Außenminister Hakan Fidan. Ebenfalls von türkischem Boden aus erklärte der syrische Oppositionspolitiker Hadi Al-Bahri in Istanbul, dass sie vorerst nicht aufhören würden, zu kämpfen. »Wir sind zu Verhandlungen bereit, die morgen anfangen könnten.« Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, dass die SNA die Stadt Tel Rifat von den kurdisch geführten Volksverteidigungseinheiten (YPG) eingenommen und in die Außenbezirke des Bezirks vorgerückt sei.
Die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen Insidern zufolge derweil über die Möglichkeit sprechen, die Sanktionen gegen den syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad am 20.Dezember auslaufen zu lassen. Dafür soll sich die syrische Führung vom Iran abwenden und Waffenlieferungen an die Hisbollah im Libanon unterbinden. Ein Fingerzeig auf die miteinander aufs Engste verwobenen Konflikte.
Der Libanon ist zunächst einmal mit einer mehr als fragilen Waffenruhe beschäftigt. Parlamentspräsident Nabih Berri erklärte am Montag, dass Israel seit Inkrafttreten vergangenen Mittwoch mindestens 54mal gegen die Waffenruhe verstoßen habe. Dessen Armee sprach von Reaktionen auf Verstöße der Hisbollah. Allerdings erklärte die libanesische Staatssicherheit, dass eines ihrer Mitglieder bei einem Drohnenangriff in Nabatijeh getötet worden sei.
Und während sich auch die Gerüchte um eine mögliche Waffenruhe mit der Hamas im Gazastreifen verdichten, bombardiert Israel weiter. Mediziner im abgeriegelten Norden der Enklave berichteten am Montag von Bombenangriffen auf Häuser in Beit Lahija, die mindestens 15 Menschenleben forderten. »Entsetzlich und apokalyptisch« sei die Situation in dem nahezu vollständig zerstörten Gebiet, konstatierte UN-Generalsekretär António Guterres während einer humanitären Konferenz für den Gazastreifen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Er forderte, »die Grundlage für einen dauerhaften Frieden in Gaza und im gesamten Nahen Osten« zu schaffen.
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