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Aus: Ausgabe vom 04.12.2024, Seite 8 / Kapital & Arbeit

Ein Belehrer in Nairobi

Habeck auf Geschäftsreise in Afrika
Von Jörg Kronauer
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Umstehende gucken, wie Habeck guckt

Manchmal lohnt es sich, Robert Habeck zuzuhören. Und das nicht nur dann, wenn er einen allen Ernstes belehren will, der krisenbedingte Kollaps eines Betriebes sei noch keine Insolvenz, sei also gar nicht so schlimm. Zuhören lohnt sich auch, wenn Habeck den afrikanischen Kontinent bereist. Deutsche Firmen müssten dort aktiver werden, erläuterte der Wirtschaftsminister den Zweck seiner Reise. Es gelte zu verhindern, dass »ganze Regionen« nicht nur ökonomisch, sondern »auch machtpolitisch unter den Einfluss von anderen Ländern geraten«, sagte Habeck der Welt – besonders von China und Russland, den großen Rivalen des Westens. Aber lohnt sich das Afrikageschäft denn? Der Minister räumte ein, »im Moment sind sie arm«, die afrikanischen Staaten, ergänzte dann aber mit Blick auf die Tätigkeit etwa Chinas oder auch Indiens auf dem Kontinent: »Die werden ja reicher werden.« Und dann lohnt sich das Afrikageschäft allemal auch für die deutsche Industrie.

Absahnen, was andere ermöglicht haben: So stellt sich Habeck auch die Beschaffung von Fachkräften etwa in Kenia vor, wo er am Dienstag aus Anlass des 5. Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsgipfels eintraf. Man habe es geschafft, die berüchtigten bürokratischen Hürden für die Einreise nach Deutschland und für die Arbeitsaufnahme zu senken, teilte der Minister mit; nun sollten die Kenianer doch endlich kommen, um die deutsche Wirtschaft am Laufen zu halten. Ist das eine Neuauflage des alten schädlichen Braindrains, der Abwanderung teuer ausgebildeten Personals, das in den Herkunftsländern fehlt? Ach was, winkte Habeck ab. Es klang ein wenig wie seine Ausführungen zum Thema Insolvenz: »Wir wollen die Talente den Volkswirtschaften hier nicht wegnehmen.« Wir tun es, wollen es aber nicht so nennen.

Eines müsse klar sein, ergänzte der Minister Habeck am Dienstag in Nairobi: Firmen aus der Bundesrepublik gingen nicht einfach so in jedes beliebige Land. Und während in den Staaten Afrikas Unternehmen aus China, aus Indien, aus der Türkei, aus Frankreich und Großbritannien und aus diversen weiteren Ländern sich heftig um lukrative Aufträge und um Einfluss balgen, dozierte der deutsche Minister: »Deutsche Investoren brauchen ein sicheres und stabiles Investitionsumfeld.« Sonst kämen sie nicht. »Für Investitionen braucht es Planungssicherheit, Rechtssicherheit und ein Steuer- und juristisches System, das die Investitionen auch sicher macht.« Denn in Deutschland will man ja schließlich nicht riskieren, sondern profitieren. Wie sagte doch im vergangenen Jahr die aus Nigeria stammende WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala, als sie dem Auswärtigen Amt erläutern sollte, weshalb die deutsche Wirtschaft in Afrika ins Hintertreffen geraten war: »Wenn wir mit China sprechen, bekommen wir einen Flughafen. Wenn wir mit Deutschland sprechen, bekommen wir eine Belehrung.« Habeck bestätigt das nun einmal mehr.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred G. aus Manni Guerth (3. Dezember 2024 um 21:14 Uhr)
    Im Kern ist der »Besuch« von Habeck ein politischer Winkelzug, den Neokolonialismus wiederzubeleben. Afrika wurde jahrhundertelang von Europa kolonial ausgebeutet und ausgeplündert. Die über Jahrtausende gewachsenen Lebensgemeinschaften und Wirtschaftsstrukturen wurden gewaltsam zerstört. Die Folgen sind bis heute noch zu erkennen. Seiner Selbstversorgung beraubt sind viele Länder auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Dabei achten EU und USA darauf, dass die Hilfe nicht dazu führt, dass die Afrikaner sich befreien und Selbstbewusstsein bekommen. Damit wird verhindert, dass sie selbstständig wirtschaften können und sich entwickeln. Die Schwelle der Bedürftigkeit und Fremdhilfe darf nicht überschritten werden. Würde das geschehen, wären Missionare und »Entwicklungshilfe« überflüssig und ohne politischen Einfluss. Hinterhältigkeit, Krieg und Raubzüge der Europäer haben aus Afrika einen traumatisierten Kontinent gemacht. Der Sklavenhandel hat Länder wie England zu großem Reichtum verholfen. Um den Sklavenhandel und das Leben als Sklaven positiv zu sehen, hat man in England die »Sklavenbibel« herausgebracht. Dafür hat man die Bibel mit ihren 800 Seiten auf 200 Seiten zusammengekürzt. Auf diesen 200 Seiten hat man nur die Texte aus der Bibel zitiert, die geeignet sind, den Sklaven beizubringen, dass ihr Sklavenleben Gottes Wille ist und sie danach in den Himmel kommen. Diese gigantische Propagandalüge wurde auch von den Missionaren in Afrika benutzt. Die ideologische Basis der »Sklavenbibel« war damals die Gier nach Reichtum und Profit. Die ideologische Basis hat sich bis heute nicht geändert. Was Habeck in Afrika macht, ist nix anderes als ein Versuch, die »Sklavenbibel« wiederzubeleben, d. h. den Kolonialismus als eine europäische Schönheit anzupreisen, die breit ist, sich mit Afrika zu verheiraten. Menschenverachtung in seiner höchsten Form. Manni Guerth

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