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Aus: Ausgabe vom 04.12.2024, Seite 10 / Feuilleton

Fabricius-Bjerre, Winkler, Thurber

Von Jegor Jublimov
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Komponierte den Soundtrack der »Olsenbande«: Bent Fabricius-Bjerre

Als Bent Fabricius-Bjerre mit 22 Jahren in seiner Heimatstadt Kopenhagen ein Musikstudium aufnahm, war er bereits ein erfolgreicher Jazzmusiker am Klavier. Er war umtriebig, komponierte auch, und zum dänischen Film holte ihn 1959 der fast gleichaltrige Regisseur Erik Balling für die Spielfilmserie »Einesteils der Liebe wegen« (1958–1963), die auch in der DDR beliebt war. Beider Zusammenarbeit fand ihren Höhepunkt in der »Olsenbande«-Filmreihe (1968–1998), deren Titelmelodie im Dixielandstil noch heute gern nachgespielt und -gepfiffen wird. Für eine TV-Serie schuf Bent Fabric, wie er sich für den internationalen Markt nannte, einen Welterfolg mit dem Schlager, der bei uns 1962 durch die Schwedin Siw Malmkvist populär wurde: »Schwarzer Kater Stanislaus«. Fabric blieb bis an sein Lebensende 2020 aktiv und wäre an diesem Sonnabend 100 Jahre alt geworden.

Dank der Medien bleiben viele Künstler auch nach ihrem Tode beliebt. Wolfgang Winkler, der am 5. Dezember vor fünf Jahren starb, ist vor allem durch die TV-Reihen »Polizeiruf 110« als Herbert Schneider neben Jaecki Schwarz (1996–2013) und »Rentnercops« neben Tilo Prückner (2015–2019) in Wiederholungen weiterhin präsent. Dabei hat der langjährige Hallenser Publikumsliebling, der 1943 in Görlitz geboren wurde, auch sonst oft vor der Kamera gestanden, etwa als politischer Häftling im Defa-Film »Das Kaninchen bin ich« (1965/90), als Schiffskoch im Kinderfilm »Ein Schneemann für Afrika« (1977), als liebender, aber schwacher Vater in »Das Pferdemädchen« (1979) und immer mal wieder als Eisenbahner, der er nach der Schulzeit für einige Jahre wirklich war. In seinen Hörspielrollen, die er zwischen 1971 und 2014 gestaltete, kann man Winkler noch gelegentlich wiederbegegnen.

Dem Leben der Kleinbürger abgelauschten Absurditäten des Alltags schenkte der Kolumnist James Thurber seine Aufmerksamkeit. Er wurde am 8. Dezember vor 130 Jahren in Columbus, Ohio, geboren und starb 1961 in New York, wo in den letzten Jahren sein Hauptwirkungsgebiet war. In Washington und Paris hatte er gearbeitet, wo er auch für Zeitungen schrieb, aber berühmt wurde er ab 1927 mit dem Magazin The New Yorker. Er schrieb über Alltags- und Eheprobleme, seine berühmteste Geschichte betraf das Phantasieleben des Durchschnittsbürgers Walter Mitty. Er erfand aber ebenso moderne Tierfabeln, die natürlich immer einen Bezug zur Gegenwart hatten und jeweils mit einer »Moral« endeten: »Wozu in die Ferne schweifen, wenn es zu Haus viel gemütlicher ist« oder »Es ist besser zu faulenzen und zu verzichten, als überhaupt nicht zu faulenzen.« Übersetzungen erschienen in beiden deutschen Staaten.

Thurber war auch ein begabter Karikaturist im Stil der »klaren Linie«. Leider ließ sein Augenlicht nach, so dass er dieses Schaffen einstellen musste. Seine Artikel, die er diktierte, waren nicht immer p. c., aber gerade darum liebte ihn das Publikum. Kurz vor seinem Tod erklärte er: »Ein Martini ist genau richtig. Zwei sind zu viele. Drei sind nicht genug.«

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