Dieter Boris gestorben
Der marxistische Soziologe und Lateinamerikawissenschaftler Dieter Boris ist tot. Er starb am 21. November im Alter von 81 Jahren, wie der VSA-Verlag am Dienstag mitteilte. Am 27. Mai 1943 in Bielitz geboren, studierte Boris zunächst in Frankfurt am Main Geographie, bevor er nach Marburg wechselte, um Soziologie bei Heinz Maus und Politikwissenschaften bei Wolfgang Abendroth zu hören. Von ersterem wurde er mit einer Arbeit über die politische Soziologie von Karl Mannheim promoviert. Während des Studiums im sozialistischen Studentenbund SDS aktiv, wurde er dessen »Dritte-Welt-Spezialist«. Ab 1972 verstärkte er die sogenannte Abendroth-Schule in Marburg als Professor für Soziologie, wurde zum führenden Kopf der Zeitschrift Antiimperialistisches Informationsbulletin und arbeitete bei zahlreichen Projekten des Frankfurter »Instituts für marxistische Studien und Forschungen« (IMSF) mit.
Boris fokussierte sich auf die politisch-sozialen Verhältnisse in Lateinamerika, befasste sich mit Chile unter dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende 1970 bis 1973 ebenso wie mit dem konterrevolutionären Rollback der 70er/80er Jahre und dem Wiederaufschwung der lateinamerikanischen Linken um die Jahrtausendwende. Zu seinen vielen wichtigen Veröffentlichungen zählen »Chile auf dem Weg zum Sozialismus« (mit Elisabeth Boris und Wolfgang Ehrhardt, 1972), »Arbeiterbewegung in Lateinamerika« (1990), »Lateinamerikas politische Ökonomie« (2009) und »Bolívars Erben. Linksregierungen in Lateinamerika« (2014). 2008 pensioniert, blieb Boris dennoch rege, etwa als Teil des Redaktionsbeirats der Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, in der er noch im März mit Patrick Eser verfasste Thesen über den aktuellen argentinischen Präsidenten veröffentlichte: »Anarchokapitalist mit Kettensäge als Präsident?«. (jW)
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