Sportdiplomatie für Pfennigpfuchser
Von Andreas MüllerBei Waffen scheint kein Preis zu hoch. Bei Rüstungsexporten steuert dieses Land in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu, Hilfen zugunsten des Sports indes stellen außenpolitisch eine verschwindend geringe Größe dar. Natürlich reist Annalena Baerbock in ihren verbleibenden Tagen als Außenministerin bis zur Bundestagswahl am 23. Februar noch einmal quer durch die Welt, um bundesdeutsche Sicherheitsinteressen zu wahren. Die Ausgaben der »Restregierung« für eine gescheite Sportdiplomatie jedoch passen unter den kleinsten Fingernagel. Auf 6,16 Millionen Euro sollen diese Hilfen für ärmere und Entwicklungsländer im kommenden Jahr zusammengestrichen werden. Das seien gerade noch 0,06 Prozent seines gesamten Etats, so das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Im laufenden Jahr sah dessen Etat noch Ausgaben von 9,13 Millionen Euro vor, im Vorjahr waren es 8,58 Millionen und 2022 gar 11,76 Millionen Euro. Die damals schon lächerlichen 0,09 Prozent für den Sport und seine Wirkung für Frieden und internationale Verständigung werden demnach in vier Jahren fast halbiert. Das BMZ nutze den Ansatz »Sport für Entwicklung« als Instrument für »entwicklungspolitische« Ziele – darunter Bildung, Gleichstellung der Geschlechter, Beschäftigung, Gesundheit sowie soziale Kohäsion und Friedensentwicklung, zum Beispiel im Kontext von Flucht und Migration, so die hochtrabende Antwort der Bundesregierung im Oktober auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke im Bundestag.
Fatal ist auch der Widerspruch zwischen Wort und Tat im Auswärtigen Amt (AA). Dieses nutze Maßnahmen der Internationalen Sportförderung (ISF) als »Instrument zur Unterstützung außenpolitischer Interessen«, wurde mitgeteilt. Dafür sollen im kommenden Jahr 1,8 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das entspricht 0,03 Prozent des AA-Etats. Im laufenden Jahr sind 2,9 Millionen Euro dafür vorgesehen. 2023 gab das Auswärtige Amt 1,75 Millionen Euro für die internationale Sporthilfe aus, im Jahr davor 1,69 Millionen Euro – in vier Jahren, über eine Legislaturperiode hinweg insgesamt 8,14 Millionen Euro – etwa so viel wie ein Jahressalär eines begabten Bundesligakickers.
»Die Potentiale des Sports werden durch die Bundesregierung in ihrer Entwicklungszusammenarbeit und Außenpolitik zu wenig genutzt«, kommentiert André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Gruppe der Linken im Bundestag, die peinliche ministerielle Selbstauskunft erstaunlich gutmütig. »Unzureichend sind nach meiner Auffassung die Bemühungen der Bundesregierung, bei dem Thema die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen angemessen zu berücksichtigen.« Hier müsse Hahn zufolge das BMZ, auch mit Blick auf den »Global Disability Summit«, der am 2. und 3. April 2025 in Berlin stattfindet, »endlich aktiv werden«.
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