Verwahranstalt Kita
Von Gudrun GieseDer allgegenwärtige Fachkräftemangel betrifft zunehmend auch die Jüngsten, denn in den Kindertagesstätten fehlt es an pädagogisch geschultem Personal. Das geht aus dem aktuellen Ländermonitoring »Frühkindliche Bildungssysteme« der Bertelsmann-Stiftung hervor, das am Mittwoch vorgestellt wurde.
Um den Betrieb in den Einrichtungen überhaupt aufrechtzuerhalten würden inzwischen immer öfter Menschen ohne pädagogische Ausbildung eingestellt, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Es zeichne sich ab, dass diese der Notsituation geschuldete Entwicklung zu einer dauerhaften Praxis werden könne, zumal neue Daten den weiteren Exodus von Beschäftigten aus dem Berufsbereich belegten. Dabei sei gerade eine hohe Fachkraftquote in den Kitateams wesentlich für eine kindgerechte frühkindliche Bildung. 2017 hätten noch in jedem dritten Team mehr als 80 Prozent der Beschäftigten mindestens einen einschlägigen pädagogischen Fachschulabschluss vorweisen können. Sechs Jahre später treffe dieser Personalschlüssel nur noch auf ein Viertel der Kitateams zu, heißt es in der Untersuchung. In 13 der 16 Bundesländer sei ein Rückgang zu registrieren, am deutlichsten falle er in Berlin mit minus 18, in Mecklenburg-Vorpommern mit minus 15 und in Nordrhein-Westfalen mit minus 14 Prozentpunkten aus.
Dass sich zunehmend fachfremdes Personal für die Kitas rekrutieren lasse, sei zunächst nicht nur schlecht, wenn sie motiviert seien, erklärte Anette Stein, Expertin der Bertelsmann-Stiftung für frühkindliche Bildung. »Aber für die anspruchsvolle Arbeit mit den Kindern benötigen sie eine ausreichende pädagogische Qualifikation.« Es sei wohl in einer Notsituation vertretbar, vorübergehend die Anforderungen zu senken, »um die Schließung einer Kita abzuwenden. Das darf aber nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraftquote führen.« Doch in mehreren Bundesländern sei derzeit genau diese Tendenz zu erkennen. Zudem gebe es erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, vor allem zwischen Ost und West. Während Thüringen in den Kitateams einen durchschnittlichen Fachkräfteanteil von 89 Prozent aufweise, seien es in Bayern drei Prozent. Die westdeutschen Bundesländer müssten dringend gegensteuern. Denn Studien belegten, dass eine niedrige Fachkraftquote in den Teams die Qualität der pädagogischen Arbeit mindere und auch die professionellen Ansprüche der wenigen Fachkräfte gefährden könne. Zudem binde das fachfremde Personal Kapazitäten, weil es in die Arbeit mit Kindern eingeführt werden müsse. Auch dadurch würden die Fachkräfte noch stärker belastet.
In diesem Zusammenhang verweist die Bertelsmann-Stiftung auf eine aktuelle Studie, die sie gemeinsam mit der Gießener Justus-Liebig-Universität erarbeitet hat. Nahezu die Hälfte der befragten Kitabeschäftigten gab an, sich täglich oder beinahe täglich im beruflichen Alltag überlastet zu fühlen. Viele von ihnen gehen davon aus, den Beruf über kurz oder lang aufzugeben. Gerade die Jüngeren sehen kaum Perspektiven für sich in der Kitaarbeit. »Je mehr Kitabeschäftigte das Berufsfeld verlassen, desto größer wird die Belastung für das verbleibende Personal, was zu noch mehr Abwanderung führen kann«, so Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung. Diese Spirale müsse durchbrochen werden. Die Stiftung unterstütze Empfehlungen der vom Bundesfamilienministerium eingesetzten Arbeitsgruppe »Frühe Bildung«. Danach solle die Fachkraftquote bei zunächst 72,5 Prozent gehalten und längerfristig auf 85 Prozent in allen Kitateams erhöht werden. Die Bundesregierung habe das aber nicht in der Novellierung des Kitaqualitätsgesetzes berücksichtigt.
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