Solikreis gegen Musk
Von Max OngsiekDie Modelle des US-amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla gelten immer noch als »It-Piece«. Ein Modell Y, das im Brandenburger Tesla-Werk Grünheide gebaut wird, gibt es ab 44.990 Euro. Eine Luxus-Kalesche aus dem Premiumsegment also. Dass die Arbeitsbedingungen bei Tesla, im besonderen im Werk Grünheide, nicht premium sind, ist inzwischen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Um diese zu verbessern, hat sich der »Solidaritätskreis gegen systematisches Mobbing von Tesla-Kollegen« gegründet. In einer Pressemitteilung vom Montag präsentiert sich der als Organisationsform, »mit welcher wir über die gewerkschaftlichen Strukturen hinaus aktiv werden können«. Was damit gemeint ist, wird klar, wenn man das Logo der Pressemitteilung betrachtet: »IG Metall Tesla Workers GFBB« (Gigafactory Berlin-Brandenburg, jW). Offenbar wollen diese Gewerkschafter so weiter Druck ausüben, ohne dem sogenannten Union Busting, also Maßnahmen des Unternehmens gegen die Arbeit von Gewerkschaften, unterworfen zu sein. Die IG Metall allerdings könne sich zu dieser Gründung nicht äußern, hieß es gegenüber jW.
Elon Musk, Tesla-Eigentümer und Mitglied des engeren Kreises um den zukünftigen republikanischen US-Präsidenten Donald Trump, leitet seine Werke wie einen preußischen Gutsbetrieb. Als Grünheide mit hohen Krankenzahlen im September Schlagzeilen auslöste, machte Musk auf seiner Plattform X direkt klar, was er davon hielt: »Das klingt verrückt. Ich schaue mir das an.« Anschließend wurden die kranken Arbeiter zu Hause einfach unangekündigt aufgesucht. »Wir wollten an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren«, rechtfertigte sich Werksleiter André Thierig.
Dass der hohe Krankenstand mitnichten etwas mit schwacher »Arbeitsmoral« zutun hat, machte eine von der IG Metall veröffentlichte Umfrage vom November klar. Aus dieser geht eindeutig hervor, dass sich mehr als 80 Prozent der Beschäftigten überlastet fühlen, und neun von zehn über arbeitsbedingte Schmerzen klagen. In Grünheide ist daher Widerstand angesagt. Und das unter schwierigen Bedingungen, denn die »Mehrheit im Betriebsrat, welche nicht aus Gewerkschaftern besteht«, würde »alles brav« durchwinken, heißt es.
In der Pressemitteilung spricht der Solidaritätskreis wiederum vom »systematischem Mobbing« gegen Tesla-Kollegen, aber vor allem gegen »aktive IG-Metaller«. Außerdem gegen solche, die »krank sind« oder »ihre Meinung sagen«. Konkret sollen auch Tesla-Arbeitern, die »an einem Arbeitsplatz« eingesetzt wurden, »der für die Gesundheit schlecht ist«, statt eines »alternativen« Arbeitsplatzes Aufhebungsverträge angeboten worden sein. Außerdem zahle Tesla kranken Mitarbeitern keinen Lohn. Auf eine entsprechende jW-Anfrage reagierte Tesla übrigens nicht.
Der Solidaritätskreis macht klar, dass ein Arbeitskampf keine Chance habe, wenn »wir als Kollegen nicht selbst aktiv werden und das Heft in die Hand nehmen«. Im Solidaritätskreis würden Kollegen mitarbeiten, aber auch Freunde, die diesen Kampf unterstützen. »Wer nicht im Werk arbeitet und somit nicht von Repressionen getroffen ist, kann und muss unsere Kämpfe vor dem Tor unterstützen. Auch wenn die Repressionen vor dem Tor durch die Staatsgewalt akut sind«, heißt es weiter.
Was der Solidaritätskreis von Tesla als »Arbeitgeber« hält, macht er unmissverständlich deutlich: »Uns stellt sich die Frage, inwieweit die faschistische Einstellung eines Elon Musk nicht auch die Methoden, mit denen die Geschäftsleitung hier arbeitet, beeinflusst. Immerhin soll er in der Regierung von Donald Trump das Regieren effizienter machen. Das bedeutet im Endeffekt Sparen und noch größere Armut!«
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