Lücken und Lösungen
Von Ken MertenNichts Neues unter der Sonne. Bei der Europameisterschaft im Handball der Frauen in Österreich, der Schweiz und Ungarn blieben während der Vorrunde große Überraschungen aus. Mit Dänemark, Frankreich, Montenegro, Norwegen, den Niederlanden und Ungarn zogen die favorisierten Teams der jeweiligen Gruppe mit drei Siegen in drei Spielen in die Hauptrunde, die ersten beiden Punkte nehmen sie mit. Die einzige Mannschaft mit größeren Ambitionen war Spanien, die in der nominell schwersten Gruppe an den französischen Vizeweltmeisterinnen und den Polinnen scheiterten. Zeit abzureisen.
Bei der 16. Ausgabe der EM, der ersten mit 24 teilnehmenden Teams, sicherte sich auch die DHB-Auswahl ein Ticket für die Hauptrunde. Allerdings fiel die Entscheidung erst am Dienstag abend im letzten Vorrundenspiel gegen Island. Das Team von Trainer Markus Gaugisch hatte nach dem Auftaktsieg gegen die Ukraine am vergangenen Freitag (30:17; 15:9) gegen die Niederlande am Sonntag den kürzeren gezogen und musste ums Weiterkommen bangen. Mit verjüngter Mannschaft gerieten die Weltmeisterinnen von 2019 anfänglich gegen die stark beginnenden Deutschen in Rückstand, die Offensive von Alina Grijseels (CSM Bukarest) stotterte dann jedoch. Am Ende siegten die Niederländerinnen ungefährdet mit 29:22 (15:14).
Entsprechend groß war der Druck in Innsbruck gegen Island. Die Deutschen haben nach einer enttäuschenden Sommerolympiade einiges wettzumachen. Die gemeinsame Trainingszeit im Sommer soll helfen. Allerdings konnte die 20jährige Leistungsträgerin Viola Leuchter (HB Ludwigsburg) auch im dritten Spiel nicht dabei sein. Statt dessen setzte Gaugisch im rechten Rückraum auf die 21jährige Nina Engel von der HSG Bensheim/Auerbach, die erst im Oktober ihr Nationalmannschaftsdebüt gab. Engel fand Lücken und Lösungen vor dem Tor und traf bei acht Versuchen siebenmal. »Ich hoffe, sie behält diese Leichtigkeit, das handballerische Vermögen hat sie. Es ist schön, wenn man so eine junge Spielerin selbstbewusst im Team hat«, lobte sie ihr Trainer nach der Schlusssirene gegenüber handball-world.news. Dass die Deutschen letztlich souverän mit 30:19 (14:10) gewannen und damit die Isländerinnen aus dem Turnier warfen, lag auch an den Gegnerinnen und deren Durststrecken: Mitte der ersten Hälfte warfen sie circa zwölf, in der zweiten Hälfte etwa elf Minuten lang kein einziges Tor. Die deutsche Torhüterin Katharina Filter (Brest Bretagne Handball) kam auf rund zehn Paraden, ehe Sarah Wachter (BVB Dortmund) Spielzeit bekam.
Gaugisch blieb nach dem Sieg realistisch, warten in der Hauptrunde doch die amtierenden Europameisterinnen aus Norwegen und mit den Däninnen die Finalistinnen des Turniers vor zwei Jahren. Zudem trägt die DHB-Auswahl nach der Niederlage gegen Oranje zwei Minuspunkte mit sich herum: »Für Träumereien sind wir nicht bereit. Wir wollen unsere Hausaufgaben machen und die Schweiz und Slowenien schlagen.« Zum Weiterkommen braucht es mehr, aber dafür müssten die Deutschen gegen wesentlich stärkere Teams eine Leistung über 60 Minuten abrufen, die sie im bisherigen Turnierverlauf nur phasenweise gezeigt haben. Das erste Hauptrundenmatch findet an diesem Donnerstag, 15.30 Uhr, in Wien gegen die Schweiz statt.
Derweil ruht der Ligabetrieb der Frauen. Vorn in der Tabelle stehen mit Dortmund und Ludwigsburg die großen Titelaspirantinnen. Das Meisterschaftsrennen könnte in dieser Saison besonders spannend werden; Ende Oktober schlug Borussia die Ludwigsburgerinnen daheim mit 33:28 (16:13).
Bei den Herren geht es in der Bundesliga weiter bis zum 27. Dezember, ehe es durch die Weltmeisterschaft zu einer längeren Betriebspause kommt. Für die Spieler von Meister Magdeburg werden es sicher keine Winterferien – Verpflichtungen für die jeweiligen nationalen Auswahlen stehen an. Der SCM hofft trotzdem, etwas verschnaufen zu können: Seit dem Wochenende steht auch der isländische Rückraumspieler Ómar Ingi Magnússon auf der ohnehin schon langen Verletzungsliste. Durch eine Sprunggelenksverletzung wird er für Monate ausfallen und auch die WM verpassen.
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