Dagoberts noch reicher
Von Susanne KnütterEs ist zu dumm. Da bemüht sich eine Bank, die Geschichte von ein paar tausend wohltätiger Milliardäre zu erzählen – wie sie »zu einer neuen industriellen Revolution beigetragen« und »in den letzten zehn Jahren weit mehr Wert für die Gesellschaft als für sich selbst geschaffen« hätten, und niemand interessiert sich dafür. Auch die Presseagenturen melden nur die knallharten Fakten: Das Vermögen der Milliardäre hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Im April 2024 gab es nach der Studie eben dieser Schweizer Bank UBS 2.682 Milliardäre, gut 50 Prozent mehr als im März 2015. Ihr Gesamtvermögen stieg im gleichen Zeitraum um 121 Prozent auf 14 Billionen US-Dollar (13,3 Billionen Euro). Das ist mehr als dreimal so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr. In China ging es bis 2020 für die Milliardäre steil bergauf, ab 2020 leicht bergab. In den USA wuchsen die Vermögen stetig, in Europa mit Abstrichen auch.
Die höchsten Zuwächse verbuchten Techmilliardäre. Insgesamt verdreifachte sich deren Vermögen zwischen 2015 und 2024 auf 2,4 Billionen US-Dollar. Von einem Boom spricht die UBS in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Fintech, 3D-Druck und Robotik. Die Milliardäre aus der Industrie steigerten ihr Vermögen ebenfalls – von 480 Milliarden auf 1,3 Billionen US-Dollar.
Auch die Superreichen werden von Krisen und Kriegen beeinflusst. Sie überlegen sich genau, wo sie ihr Geld möglichst gewinnbringend anlegen können. Laut UBS wollen gut 40 Prozent der befragten Milliardäre in den kommenden zwölf Monaten mehr in Immobilien und Aktien aus Industrieländern investieren. 40 Prozent wollten vermehrt »sichere Häfen« ansteuern, wie etwa Gold, 31 Prozent wollen ihre Barreserven erhöhen.
Krösus, Midas, Moneysac und Dagobert suchen aber selbst nach neuen Häfen. Seit der Coronapandemie ziehen immer mehr Milliardäre um. Jeder 15. Milliardär habe seitdem seinen Wohnsitz verlegt. Dabei gehe es nicht nur um günstigere Besteuerung. Sie suchten politische Stabilität, gute Gesundheitsversorgung und gute Schulen, denn die Milliardäre – auch das dokumentiert der Reichenbericht der UBS – haben auch viel mehr Kinder. Zuzug erlebten vor allem die Schweiz, Singapur, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA.
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