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Aus: Ausgabe vom 07.12.2024, Seite 1 / Titel
Krieg in Syrien

Assad unter Druck

Syrien: Massenflucht aus dem von Dschihadisten belagerten Homs. Armee zieht sich aus östlicher Provinz zurück
Von Nick Brauns
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Ein dschihadistischer Kämpfer feiert am Freitag mit seinem Sturmgewehr die Einnahme von Hama

Nach der Einnahme der Stadt Hama durch von der Türkei unterstützte dschihadistische Kampfverbände gerät die syrische Regierung von Präsident Baschar Al-Assad immer stärker unter Druck. Während Aufständische in der südlichen Provinz Deraa die Kontrolle über eine Reihe von Orten und den Grenzübergang nach Jordanien erlangten, standen die »Gotteskrieger« der Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) am Freitag nur noch fünf Kilometer von der Großstadt Homs entfernt. Sollte nach Aleppo und Hama auch diese drittgrößte Stadt des Landes an die aus der syrischen Al-Qaida hervorgegangene, in westlichen Medien als »Rebellen« weißgewaschene Dschihadistenallianz fallen, wäre die Hauptstadt Damaskus von der Küstenregion abgeschnitten. Deren Einwohner bilden eine wichtige Unterstützerbasis für Präsident Assad. Aus Homs setzte bereits eine Massenflucht von Zehntausenden Alawiten in Richtung der Küstengebiete ein. Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft, der auch Assad angehört, gelten den dschihadistischen »Gotteskriegern« als »Abtrünnige« und vogelfrei.

Die Regierungstruppen verstärkten am Freitag ihre Stellungen rund um Homs. Auch die libanesische Hisbollah schickte einige »Aufsichtseinheiten« zur Unterstützung, während Irans Außenminister die Lieferung weiterer Raketen und Drohnen sowie die Entsendung zusätzlicher Militärberater zusagte. Um das weitere Vorrücken der Dschihadisten zu verhindern, hatte die russische Luftwaffe in der Nacht zum Freitag die Rustan-Brücke an der Schnellstraße M 5 nach Homs bombardiert. Die israelische Luftwaffe wiederum zerstörte eine Brücke am Grenzübergang Arida zum Libanon, um Verbindungslinien zwischen der Hisbollah und der syrischen Armee zu unterbrechen.

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Auf der Flucht vor den Gotteskriegern

Um ihre Kräfte auf die Verteidigung von Homs und Damaskus zu konzentrieren, zogen sich die Regierungstruppen und ihre iranischen Verbündeten am Freitag aus dem Osten des Landes weitgehend zurück. Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK), die unterstützt von US-Truppen bereits seit ihrem Sieg über den »Islamischen Staat« 2019 den östlich des Euphrat gelegenen Teil der Provinz Deir Al-Sor einschließlich der dortigen Ölfelder kontrollieren, rückten nun in die aufgegebenen Orte am westlichen Ufer vor. Auch die Provinzhauptstadt Deir Al-Sor sowie der Militärflughafen wurden von den abziehenden Regierungsanhängern, die sich kürzlich noch Gefechte mit den SDK geliefert hatten, diesen nun als kleineres Übel gegenüber den Dschihadisten überlassen. Gänzlich überraschend kam dies nicht. So hatten die SDK bereits am Donnerstag Schritte angekündigt, um zu verhindern, dass Schläferzellen des »Islamischen Staates« die Schwäche der Regierung ausnutzen, um wieder territoriale Kontrolle zu erlangen.

»Wir wussten seit zwei Monaten, was passieren würde, und haben unsere Maßnahmen ergriffen und waren bereit«, erklärte der Oberbefehlshaber der SDK, Mazlum Abdi, am Freitag bezüglich der Dschihadistenoffensive. Überraschend seien allerdings die Schwäche und der Rückzug der Regierungstruppen gewesen. Es gäbe Gespräche mit der HTS bezüglich der kurdischen Stadtviertel von Aleppo, und es sei bislang zu keinen Zusammenstößen gekommen, so Abdi. Zu heftigen Gefechten kommt es dagegen mit den Söldnern der an der Offensive beteiligten, aber unter direktem türkischem Kommando stehenden »Syrischen Nationalarmee«, die ihre Angriffe auf die Autonomieregion im Gebiet der Stadt Manbidsch ­fortsetzte.

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