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Aus: Ausgabe vom 07.12.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Ukraine-Krieg

Matsch bremst Krieg

Russlands Vormarsch in der Ukraine hat sich verlangsamt. USA berichten von hohen russischen Verlusten
Von Reinhard Lauterbach
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Die Intensität der Kampfhandlungen in der Ostukraine hat sich in den vergangenen Tagen reduziert. Militärblogger beider Seiten begründen dies mit der Schlammperiode der »Weglosigkeit« (Rasputiza), die alle Bewegungen von Fahrzeugen beinahe unmöglich machten und solche der Infanterie stark erschwerten. Gleichwohl hat Russland im Westen des Donbass einige weitere Geländegewinne erzielt: So eroberten russische Truppen nordwestlich von Kurachowe die Ortschaft Stari Terni am westlichen Ende des zu Kurachowo gehörenden Stausees. Damit ist die Gefahr akut geworden, dass die letzte verbliebene Straße aus Kurachowe nach Westen – für den Abzug oder die Nachschubversorgung – unterbrochen wird. Meldungen aus der »Volksrepublik Donezk«, wonach dies bereits geschehen sei, wurden weder in Russland noch in der Ukraine offiziell bestätigt. In Kurachowe selbst halten die Verteidiger nur noch Teile des Geländes des ehemaligen Kohlekraftwerks. Südlich von Kurachowe haben russische Einheiten den Einschließungsring um mehrere dort noch von ukrainischen Truppen gehaltene Dörfer verengt.

Dagegen wurden aus dem Raum Welika Nowosilka südwestlich von Kurachowe, wo Russland zuletzt rasche Geländegewinne verzeichnet hatte, erfolgreiche ukrainische Gegenangriffe gemeldet. Dasselbe gilt für den Raum Kupjansk im Bezirk Charkiw; dort konnten russische Luftlandetruppen einen Brückenkopf, den sie am westlichen Ufer des Flusses Oskil gebildet hatten, offenbar nicht halten und mussten sich zurückziehen. Das US-amerikanische Institute for the Study of War berichtete unter Berufung auf den ukrainischen Generalstab über angeblich hohe russische Verluste. Allein im November 2024 seien mehr als 45.000 russische Soldaten durch Tod oder schwere Verwundung ausgefallen. Eine unabhängige Bestätigung dieser Angaben ist nicht möglich, da Russland – ebenso wie die Ukraine – eigene Verluste nicht meldet.

Mit Berichten über eine angeblich in Vorbereitung befindliche amphibische Operation Russlands im Gebiet Cherson sorgt die dortige ukrainische Verwaltung inzwischen für Verwirrung. Der zuständige Regionalgouverneur meldete, Russland habe mehrere hundert Boote zusammengezogen, um Truppen über den Fluss Dnipro überzusetzen. Die Aussicht auf eine Rückkehr des Krieges in die unmittelbare Nähe sowie verstärkte russische Drohnenangriffe auf Ziele in der Gebietshauptstadt Cherson haben dazu geführt, dass sich in der vor dem Krieg noch 250.000 Einwohner zählenden Stadt aktuell bloß ein Drittel der früheren Bewohner aufhält.

Ruhiger geworden ist es um die ­ukrainischen Angriffe mit weitreichenden westlichen Systemen wie »Atcms« und »Storm Shadow« auf Ziele in Russland. Seit dem 25. November wurde keine solche Aktion mehr bekannt. Ob dies im Zusammenhang mit einem kürzlichen Telefongespräch zwischen dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow und seinem US-Kollegen Charles Brown stand, ist offen. Nach offizieller Darstellung diente das Gespräch der Erörterung von Möglichkeiten, »Missverständnisse zu vermeiden«. Genaueres wurde nicht bekannt. Jedenfalls hat Russland in den vergangenen Tagen keine neuen Angriffe auf das ukra­inische Energiesystem mehr geführt. Die Initiative zu dem Gespräch ging nach US-Medienberichten von der russischen Seite aus.

Unterdessen ermittelt in der Ukraine die Generalstaatsanwaltschaft gegen das Ministerium für Strategische Industrien. Es hatte sich zuvor herausgestellt, dass eine Lieferung von mehreren hunderttausend Granaten für Granatwerfer, die das Ministerium bestellt hatte und die an die Truppen ausgeliefert wurde, offenbar zu einem hohen Anteil nicht gebrauchsfähig war. Die Granaten seien entweder schon beim Abschuss in den Rohren explodiert oder kurz danach zu Boden gestürzt, ohne Schaden anzurichten.

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