Aus Leserbriefen an die Redaktion
Cuba sí – Bloqueo no!
Zu jW vom 3.12.: »Kuba hilft sich selbst«
Vielen Dank für den Artikel zu der Situation nach den Hurrikans in Kuba. Zu den beiden im Osten und in Artemísa und Habana kommt noch ein früherer in Pinar del Río, der zum Glück mit weniger Schäden westlich der Insel durchzog. Trotzdem: Die Schäden und Folgeprobleme sind riesig und leider nicht so einfach mit Humor wegzuwischen, wie das im Artikel etwas oberflächlich gemacht wird (obwohl der Humor respektive der Galgenhumor, die Selbstironie, nicht aus dem kubanischen Leben wegzudenken ist und beim Überleben etwas hilft). Die Probleme, Mühen und Leiden der kubanischen Bevölkerung sind sehr groß – zehn Prozent (!) der vor allem jungen Bevölkerung sind weg (!) –, und Kuba kann sich leider schon lange nicht mehr einfach selbst helfen. Es braucht, mehr denn je, unsere Solidarität und noch viel mehr als »nur« politisch oder moralisch wie »Unblock Cuba« auch viele konkrete, materielle Unterstützungsprojekte. Es gibt ja seit kurzem in den USA eine neue Unterschriftenkampagne von Gewerkschaften, um Biden zur Streichung Kubas aus der »Terrorliste« aufzufordern. Sehr gut und wichtig! Doch schon alle vorherigen weltweit geführten Unterschriftenkampagnen waren leider erfolglos – und schon bald kommt mit Trump und dem neuen, rechtsextremen und antikubanischen Außenminister Marco Rubio ein Wirbelsturm, wahrscheinlich der Kategorie sechs oder sieben! Zurück zur im Artikel angesprochenen Landwirtschaft: Viel rurales Land liegt hier leider brach, auch weil Geräte und Maschinen zum Bearbeiten fehlen. Wir von »Cuba Solidarität ›Vilma Espín‹ Zürich-Ostschweiz« organisieren aktuell deshalb Donationen von landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, sowie solaren Wasserpumpen (die mit Containern nach Kuba verschifft werden). Die Landwirtschaft ist der zentrale Teil der Ernährungssouveränität und muss deshalb mit allen Kräften und Mitteln materiell unterstützt werden. Cuba sí – Bloqueo no! Unterstützen wir Kuba konkret und materiell!
Gion Honegger, La Habana/Pinar del Río (Kuba)
Er wird menschliche Wahrheit
Zu jW vom 4.12.: »Sartre bei Baader«
Dicke Bücher waren nie meine Sache, und von Sartre weiß ich gar nicht so viel, indes es hat sich mir ein Satz von ihm eingehämmert, den ich – es ist viele Jahrzehnte her – aus seinem Werk wiederzugeben weiß und der da – jedenfalls so ungefähr – lautete: »Morgen (…) können Menschen beschließen, den Faschismus einzuführen, und die anderen können feige und ratlos genug sein, um sie machen zu lassen; in diesem Augenblick wird der Faschismus die menschliche Wahrheit sein, und desto schlimmer für uns: In Wahrheit werden die Dinge genau so sein, wie der Mensch beschlossen haben wird, dass sie sein sollen.« Und an diesen letzteren Passus musste ich – über Jahrzehnte – denken, wenn ich in meinem Alltag irgendwelche Halb-, Dreiviertel- oder Vollfaschisten in ihrem Tun und Reden erlebt habe, und ja, sein »der Mensch« schließt auch Entscheidungen und Verhaltensweisen der eigenen Genossen unbedingt mit ein – auch das ist wahr.
Ronald Brunkhorst, Kassel
Wider besseres Wissen
Zu jW vom 30.11./1.12.: »Fanal und Verfall«
Leider erneut eine grausam richtige Einschätzung. Danke an Daniel Bratanovic und jW. Die Tragik liegt nicht darin, dass individuelle anarchistische Kräfte gegen »irgendeinen« Kapitalismus rebellieren, kann ruhig passieren …, sondern dass es nicht gelang, aus der Spontanität der emotionalen Wut, der diffusen Ungerechtigkeit die imperialistische Form freizulegen. Gescheitert sind nicht Negri, Hardt u. a., sondern diejenigen, die es besser wissen konnten: die italienischen Kommunisten, die französischen, auch die DKP in den 90ern; diejenigen, die den Klassenantagonismus nicht mehr als Schwerpunkt ihrer Politik (ihrer Ressourcen, Organisation, Bildungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit) betrachtet haben. Die Niederlage 1989–1991 ist total, aber sie darf nicht dazu führen, die Ausbeutung des Menschen, seiner Arbeit zu akzeptieren.
Wera Richter, Bochum
Lecker Haferschleim
Zu jW vom 3.12.: »Bayerischer Autogipfel: Söder stellt Forderungen«
Und noch immer meint man, auf dem todgeweihten »Gaul« Auto so unverdrossen und »individuell« weiterreiten zu können wie bisher, wenn man diesem statt des gewohnten »Hafers« (Benzin) künftig nur noch hochsubventioniertes »Müsli« (»grüner« Strom) verabreichte. Alternative (kollektive) Verkehrssysteme? Wozu? Naturgesetze? Interessieren uns nicht!
Reinhard Hopp, Berlin
Lecker Plastecola
Zu jW vom 30.11./1.12.: »Indigener des Tages: Wolfgang Thierse«
(…) Die Einwohner produzieren nicht den Müll, das sind die Lebensmittel-, die Bekleidungsindustrie und viele mehr. Vielleicht könnte Herr Thierse dort Einfluss nehmen. Weltweit fallen jährlich circa 400 Millionen Tonnen Plaste an, 2024 könnten es 700 Millionen Tonnen sein. Deutschland kommt jährlich auf sechs Millionen Tonnen. Die unaufhörliche Produktion von Kunststoffen treibt die Umweltverschmutzung mit immer schlimmeren Folgen voran, was zu erheblich steigenden Kosten und immer mehr Krisen führt. Die von der EU jüngst angeordneten fest angefügten Verschlüsse an Colaflaschen und anderen Behältnissen helfen nicht, das zu verhindern. Eher ist es eine Lachnummer, von der EU hätte ich mehr erwartet. Vom 25. November bis 1. Dezember 2024 trafen sich in Busan, Südkorea, Vertreter aus 193 Ländern zur letzten Verhandlungsrunde über ein globales Abkommen zur Reduzierung der Plasteproduktion. Die Verhandlungsrunde über ein UN-Plastikabkommen endete trotz jahrelanger Vorbereitung ohne Einigung.
Wilfried Schubert, Güstrow
Und noch immer meint man, auf dem todgeweihten ›Gaul‹ Auto so unverdrossen und ›individuell‹ weiterreiten zu können wie bisher, wenn man diesem statt des gewohnten »Hafers« künftig nur noch hochsubventioniertes ›Müsli‹ verabreichte.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!