»Man kriegt eine furchtbare Wut auf diese Blockade«
Interview: Marc BebenrothSie sind jüngst aus Kuba zurückgekehrt, wo eine Delegation der Deutschen Kommunistischen Partei hinreiste. Wie kam es zu diesem Besuch?
Die Einladung wurde im Oktober 2023 durch die Kubanische Kommunistische Partei, PCC, ausgesprochen. Danach haben wir etwas Zeit gebraucht, um einen geeigneten Termin zu vereinbaren. Wir übernahmen die Kosten, weil wir Kubas Ökonomie nicht zur Last fallen wollten. Die Situation auf der Insel ist nämlich sehr schwierig. Stromausfälle sind ein echtes Problem sowie die Inflation und die mangelnde Ernährungssouveränität. Sie zu bekämpfen, ist das große Ziel der Kommunistischen Partei, um aus dieser Krise zu kommen. Aber: Diese gäbe es überhaupt nicht ohne die mörderische Blockade, die von den USA ausgeht und von der Bundesrepublik sowie der EU faktisch mitgetragen wird.
Welche Orte konnte Ihre Delegation besuchen?
Bei dieser Reise haben wir Havanna besucht und Cárdenas in der Provinz Matanzas, weil es dort Solidaritätsprojekte der DKP gibt. In den 90er Jahren hatten wir eine Klinik für Kinder mit Handicaps, die den Namen Rosa Luxemburgs trägt, sowie eine weitere, die nach Ernesto Buschmann benannt ist, mitaufgebaut und auch zwei Familienzentren. Und wir konnten dort sehen, wie aufopferungsvoll in Kuba wirklich gerade für Kinder mit Beeinträchtigungen gearbeitet wird. Dort werden auch Ärzte aus anderen Entwicklungsländern ausgebildet. Zugleich haben wir auch dort einen Stromausfall erlebt, der zum Beispiel dazu führte, dass die Zahnärztin nicht praktizieren konnte. Und so was spürt man an allen Ecken und Enden. Man kriegt eine furchtbare Wut auf diese Blockade.
Welche Möglichkeiten hat die politische Führung, die Dinge wieder ins Lot zu bringen?
Es gibt ein riesiges Programm, vor allem mit der Hilfe der Volksrepublik China, um weg von fossilen Energieträgern und vor allem hin zu Photovoltaik zu kommen. Kuba muss aus dieser Abhängigkeit von Öl raus. Außerdem liegt noch ungeheuer viel Agrarfläche brach, die genutzt werden muss, um in Richtung Lebensmittelsouveränität zu kommen.
Betriebsmittel für eine moderne Landwirtschaft unterliegen ebenfalls der Blockade.
Alles unterliegt der Blockade. Düngemittel und Landmaschinen, Ersatzteile und Antriebsstoffe werden gebraucht, aber das alles fehlt.
Welche Hilfe konnte Ihre Delegation mitbringen?
Wir hatten im September eine Kampagne gestartet und wollten bis zum Jahresende 20.000 Euro für die PCC sammeln. 40.000 Euro hatten wir zur Reise bereits gesammelt und in Form von Barmitteln, IT-Hardware sowie Medikamenten mitgebracht.
Während des Aufenthalts hat die DKP-Delegation mit PCC-Vertretern eine Erklärung unterzeichnet. Was steht dort drin?
Darin wird festgehalten, dass wir seit Jahrzehnten eine hochentwickelte Zusammenarbeit zwischen der Kommunistischen Partei Kubas und unserer Partei haben. Das wollen beide Seiten weiterentwickeln, im kulturellen, publizistischen und politischen Bereich sowie in der Solidaritätsarbeit.
Was heißt das für die DKP in nächster Zeit?
Die Solidaritätsarbeit geht weiter. Wir werden in der nächsten Zeit tatsächlich weiter vor allem unsere kubanische Schwesterpartei unterstützen. Wir werden das alles auf unserem Parteitag im Juni diskutieren.
Wie die Granma berichtete, nahmen Sie auch an »wichtigen Arbeitstreffen« teil.
Wir haben viel geredet über Projekte, mit denen Jugendliche nach Kuba kommen können, um dort zu studieren und die Realität kennenzulernen. Das spielte bei dem Treffen mit der Universität Havanna sowie beim Treffen mit dem Nationalen Jugendinstitut und der kommunistischen Jugendorganisation eine Rolle. Wir hatten aber auch ein Treffen mit der Nationalen Handelskammer von Kuba, um zu diskutieren, wie wir ihnen helfen können, Wege zu ökonomischen Projekten auch hierzulande zu finden. Kuba fehlen die Partner, die ihre Erfolge zum Beispiel in Deutschland vermarkten können.
Welche Strategie ist denn erkennbar, um der jungen Generation einen positiven Weg in die Zukunft aufzuzeigen?
Es sind vor allem drei Ziele: Inflation zurückdrängen und Energiesouveränität sowie Lebensmittelsouveränität schaffen. Das braucht Zeit und materielle Ressourcen, die man zum Teil erst auftreiben muss. Soll dieser Prozess gelingen, muss auch die Verankerung der PCC in der Bevölkerung erhalten werden.
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