Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 11. / 12. Januar 2025, Nr. 9
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 12.12.2024, Seite 2 / Ausland
Unblock Cuba!

»Man kriegt eine furchtbare Wut auf diese Blockade«

Kuba: DKP-Delegation bekräftigt Solidarität mit Bevölkerung und Schwesterpartei im Kampf gegen Krise.Ein Gespräch mit Patrik Köbele
Interview: Marc Bebenroth
imago122641767.jpg
»Hände weg von Kuba«: Kundgebung gegen die von den USA angeführte Blockade des Inselstaats (New York City, 23.6.2021)

Sie sind jüngst aus Kuba zurückgekehrt, wo eine Delegation der Deutschen Kommunistischen Partei hinreiste. Wie kam es zu diesem Besuch?

Die Einladung wurde im Oktober 2023 durch die Kubanische Kommunistische Partei, PCC, ausgesprochen. Danach haben wir etwas Zeit gebraucht, um einen geeigneten Termin zu vereinbaren. Wir übernahmen die Kosten, weil wir Kubas Ökonomie nicht zur Last fallen wollten. Die Situation auf der Insel ist nämlich sehr schwierig. Stromausfälle sind ein echtes Problem sowie die Inflation und die mangelnde Ernährungssouveränität. Sie zu bekämpfen, ist das große Ziel der Kommunistischen Partei, um aus dieser Krise zu kommen. Aber: Diese gäbe es überhaupt nicht ohne die mörderische Blockade, die von den USA ausgeht und von der Bundesrepublik sowie der EU faktisch mitgetragen wird.

Welche Orte konnte Ihre Delegation besuchen?

Bei dieser Reise haben wir Havanna besucht und Cárdenas in der Provinz Matanzas, weil es dort Solidaritätsprojekte der DKP gibt. In den 90er Jahren hatten wir eine Klinik für Kinder mit Handicaps, die den Namen Rosa Luxemburgs trägt, sowie eine weitere, die nach Ernesto Buschmann benannt ist, mitaufgebaut und auch zwei Familienzentren. Und wir konnten dort sehen, wie aufopferungsvoll in Kuba wirklich gerade für Kinder mit Beeinträchtigungen gearbeitet wird. Dort werden auch Ärzte aus anderen Entwicklungsländern ausgebildet. Zugleich haben wir auch dort einen Stromausfall erlebt, der zum Beispiel dazu führte, dass die Zahnärztin nicht praktizieren konnte. Und so was spürt man an allen Ecken und Enden. Man kriegt eine furchtbare Wut auf diese Blockade.

Welche Möglichkeiten hat die politische Führung, die Dinge wieder ins Lot zu bringen?

Es gibt ein riesiges Programm, vor allem mit der Hilfe der Volksrepublik China, um weg von fossilen Energieträgern und vor allem hin zu Photovoltaik zu kommen. Kuba muss aus dieser Abhängigkeit von Öl raus. Außerdem liegt noch ungeheuer viel Agrarfläche brach, die genutzt werden muss, um in Richtung Lebensmittelsouveränität zu kommen.

Betriebsmittel für eine moderne Landwirtschaft unterliegen ebenfalls der Blockade.

Alles unterliegt der Blockade. Düngemittel und Landmaschinen, Ersatzteile und Antriebsstoffe werden gebraucht, aber das alles fehlt.

Welche Hilfe konnte Ihre Delegation mitbringen?

Wir hatten im September eine Kampagne gestartet und wollten bis zum Jahresende 20.000 Euro für die PCC sammeln. 40.000 Euro hatten wir zur Reise bereits gesammelt und in Form von Barmitteln, IT-Hardware sowie Medikamenten mitgebracht.

Während des Aufenthalts hat die DKP-Delegation mit PCC-Vertretern eine Erklärung unterzeichnet. Was steht dort drin?

Darin wird festgehalten, dass wir seit Jahrzehnten eine hochentwickelte Zusammenarbeit zwischen der Kommunistischen Partei Kubas und unserer Partei haben. Das wollen beide Seiten weiterentwickeln, im kulturellen, publizistischen und politischen Bereich sowie in der Solidaritätsarbeit.

Was heißt das für die DKP in nächster Zeit?

Die Solidaritätsarbeit geht weiter. Wir werden in der nächsten Zeit tatsächlich weiter vor allem unsere kubanische Schwesterpartei unterstützen. Wir werden das alles auf unserem Parteitag im Juni diskutieren.

Wie die Granma berichtete, nahmen Sie auch an »wichtigen Arbeitstreffen« teil.

Wir haben viel geredet über Projekte, mit denen Jugendliche nach Kuba kommen können, um dort zu studieren und die Realität kennenzulernen. Das spielte bei dem Treffen mit der Universität Havanna sowie beim Treffen mit dem Nationalen Jugendinstitut und der kommunistischen Jugendorganisation eine Rolle. Wir hatten aber auch ein Treffen mit der Nationalen Handelskammer von Kuba, um zu diskutieren, wie wir ihnen helfen können, Wege zu ökonomischen Projekten auch hierzulande zu finden. Kuba fehlen die Partner, die ihre Erfolge zum Beispiel in Deutschland vermarkten können.

Welche Strategie ist denn erkennbar, um der jungen Generation einen positiven Weg in die Zukunft aufzuzeigen?

Es sind vor allem drei Ziele: Inflation zurückdrängen und Energiesouveränität sowie Lebensmittelsouveränität schaffen. Das braucht Zeit und materielle Ressourcen, die man zum Teil erst auftreiben muss. Soll dieser Prozess gelingen, muss auch die Verankerung der PCC in der Bevölkerung erhalten werden.

Patrik Köbele ist Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Volker Wirth (Vorstandsmitglied bei KarEn e. V.) aus Berlin (16. Dezember 2024 um 11:55 Uhr)
    Patrik Köbele nennt als drei schwere Probleme Kubas, auf deren Lösung sich die kubanische Jugend konzentrieren müsse: Inflation, Energieknappheit und Nahrungsmittelmangel. Aber was kann ein junger Mensch gegen die Inflation tun? Da muss wohl an anderer Stelle nachgedacht und entschieden werden.
    Für die Verbesserung der Stromversorgung kann allerdings mehr getan werden, denn die großen Solarparks, die aus China kommen, müssen nicht nur installiert, sondern dann auch gewartet und instand gehalten, nach Hurrikans vielleicht auch teilweise wieder instand gesetzt werden. Als ein kleiner erster Anfang fördert KarEn e. V. in San Cristóbal, Provinz Artemisa, die Ausbildung von Solartechnikern bzw. »Solarteuren«. Aber das müsste eigentlich in viel größerem Maßstab passieren, statt dass immer neue Fachkräfte für das Hotel- und Gaststättenwesen ausgebildet werden, Bereiche, die aufgrund der genannten Probleme und entsprechender amtlicher »Reisewarnungen« nicht so florieren wie geplant. Man muss die »Energetische Revolution« alias »Energiewende« nicht nur proklamieren, sondern auch ganz ernst nehmen – so, wie das Patrik ausgeführt hat.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (11. Dezember 2024 um 23:37 Uhr)
    Meine Einlassungen zu diesem Artikel könnten auch unter »Eins, zwei, drei, viele Marx?« (www.jungewelt.de/artikel/489493.politische-%C3%B6konomie-eins-zwei-drei-viele-marx.html) stehen. Ich schreibe das aber hier hin, weil ich allmählich eine furchtbare Wut auf auf die Apologetik bezüglich des realen Sozialismus und seiner Folgen entwickle. Ich war in den Jahren 2008 und 2009 jeweils für drei Wochen als Tourist auf Cuba und habe entsprechend oberflächliche Eindrücke gewonnen, Spanisch spreche ich auch nicht. 2008 habe ich an einer Inselrundfahrt teilgenommen. Der Reiseleiter war ein in der DDR ausgebildeter Diplomingenieur (Fachrichtung weiß ich nicht), der hervorragendes Deutsch sprach. Allerdings war er nach dem täglichen Bustransfer von der Bildfläche verschwunden, Hintergrundgespräche waren nicht möglich. Gelegentlich ließ er aber etwas Kritik durchblicken. Zum Beispiel stellte er die Frage, warum Cuba Tomaten importiert oder ein Diplomingenieur als Kofferträger im Hotel arbeiten müsse. 2009 traf ich am Strand einen Liegestuhlaufsteller, der sich ebenfalls als in der DDR ausgebildeter Diplomingenieur herausstellte, allerdings auch eine satte Menge kanadischer Prolls, die sich allinclusive vollgesoffen und in bester deutscher Manier die Liegen ab sieben Uhr morgens reserviert haben. Im Hotel gab es einen kleinen Bücherstand, an dem ich ein paar Bücher kaufte. In einem schreibt Castro, dass die Sowjetunion Traktoren geliefert habe und gleich hinterher Frachter mit Treibstoff dafür angekommen seien. Damit und mit einem Zuckerpreis über dem Weltmarktpreis wurde die Zuckermonokultur zementiert. Das geostrategische Interesse der SU hat also das lokale Interesse Cubas dominiert. Die theoretische Debatte heute müsste sich also darum drehen, was man aus der Geschichte lernen kann, ob man was anders hätte machen können und wenn ja, was. Die praktische Debatte muss allerdings um Cuba-Unterstützung heute gehen. Was kann jeder Einzelne tun?

Ähnliche:

Regio:

Mehr aus: Ausland