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Aus: Ausgabe vom 12.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Sepps Gesetz

FIFA-WMs an Saudis und Staatenbund
Von Felix Bartels
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Modell des geplanten Aramco-Stadions in Riad für die WM 2034 in Saudi-Arabien

Als wahnsinnig gilt, wer aus der Normalität fällt. Der Wahnsinn der FIFA indessen besteht darin, die Normalität der Welt treulich abzubilden. Es ist bloß, wie e<<s ist, hier aber ganz frei von Scham. Am Mittwoch vollzog man im Rahmen eines virtuellen Kongresses die höchst reale Vergabe der Fußball-WMs 2030 und 2034. Es setzten sich durch: die Favoriten. Weil es genau null Konkurrenz gab.

Gastgeber 2034 wird Saudi-Arabien. Das Turnier 2030 soll eine Gruppe von Ländern ausrichten: Spanien, Portugal und Marokko nebst Uruguay, Paraguay und Argentinien. Die Idee, ein Turnier über den Globus zu streuen, scheint fast noch absurder als der Zuschlag für ein Land, das eigentlich alles, was gegen die Menschheit spricht, in sich konserviert. Die Kritik in westlichen Industrieländern bleibt dennoch scheinheilig. Als die WM 1994 in den USA stattfand, hat niemand die weltweiten Opfer amerikanischer Interventionspolitik gezählt. Im Jahr 2000, als die Bundesrepublik den Zuschlag für 2006 erhielt, hatte die Bundeswehr gerade ihren Beitrag geleistet, den Restbestand Jugoslawiens vermittels Bomben zu erziehen. Das letale Walten des Frontex-Regimes ist heute so sehr Normalität geworden, dass es nicht mal mehr ignoriert wird, und zur Stunde setzen die transatlantischen Staaten alles daran, den von Russland begonnenen Krieg in der Ukraine nicht enden zu lassen. Auf die Zustände in Saudi-Arabien blickt man derweil halbherzig, zu groß ist die strategische Bedeutung des Königreichs im Nahen Osten. Bauchschmerzen überlässt man den Feuilletonisten und bemüht die Moral, die man bei Riad einspart, bequemerweise gegen Moskau. Dort nämlich sitzt keiner mehr, mit dem man es sich noch verscherzen könnte. Bündnislagen dominieren über wertegeleitetes Handeln. Es gibt immer zwei Politiken – eine, die man macht, und eine, die man den Leuten vorm Einschlafen erzählt.

Was unter keinen Umständen fehlen darf, sind Hilfsköche, die aus dem vergammelten Fisch von gestern die Suppe für heute kochen. »Der Fußball gehört nicht nur dem Westen, sondern eben auch dem sogenannten Globalen Süden«, verriet der Islamwissenschaftler Sebastian Sons der dpa vor der Vergabe. Auch mit Fußball kennt er sich aus: Saudi-Arabien sei ein »wichtiges Fußball-Land«. Erfunden hat diese Art postkolonialen Populismus übrigens Sepp Blatter, zur Durchsetzung seiner Geschäftsinteressen. Das System Blatter aber ist – Reformen hin, Aufarbeitung her – das System FIFA. Korruption als Normalität und Kleine-Leute-Populismus als Verschleierung von Top-down-Herrschaft sind bedingt durch das One-state-one-vote-Prinzip des Kongresses, aus dem das Exekutivkomitee hervorgeht. Die zahlenmäßig überlegenen Halbmächte schließen sich zusammen. Nicht, um den Wahnsinn zu beenden, sondern um anstelle der größeren zu siegen.

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