Überflüssige des Tages: FDP
Von Daniel BratanovicDer Nekrolog, der auf diese Partei verdientermaßen zu halten wäre, liegt schon lange in der Schublade. Und vielleicht, man wird ja wohl noch hoffen dürfen, ist bald die Zeit, sie zu öffnen, um ihn herauszuziehen. Denn warum es die FDP noch immer gibt, das weiß eigentlich keiner so genau. Der deutsche Liberalismus war ja von allem Anfang an bloß ein halber, genauer besehen, ein Untertanenliberalismus: forsch in der Forderung nach wirtschaftlichen Freiheiten, kleinlaut im Streit um staatsbürgerliche Rechte. Die gegenwärtige extreme Variante des staatsfeindlichen Marktliberalismus – der übrigens in aller Regel gegen die artikulierten Interessen der Lohnabhängigen unter Einsatz der entsprechenden Staatsgewalt ziemlich autoritär daherkommt –, wie sie von Milei und Trumps Favourites repräsentiert wird, nähme man der FDP allerdings auch nicht ab.
Die Partei der alten, wohlhabenden Männer, der Selbständigen und Freiberufler, der leitenden Angestellten und höheren Beamten hat ein strukturelles (die genannte Klientel ist zahlenmäßig eher klein) und ein Profilproblem (siehe oben). Kommt nun hinzu, dass sie aus sich heraus für ihre gerechte Abschaffung sorgt. Die »D-Day«-Affäre, also das Ruchbarwerden eines zu Papier gebrachten Generalplans zum Bruch der Regierungskoalition, hat immerhin einen Generalsekretär und einen Geschäftsführer das Amt gekostet. Trotzdem wird die Sache vom Chef immer noch heruntergespielt. Lindner hatte das Dokument noch am Montag ein »Praktikantenpapierchen« genannt. Sein neuer General Marco Buschmann sah sich nun genötigt zuzugeben, dass vielleicht und möglicherweise ein klitzekleines bisschen der Begriff D-Day in Besprechungen der Partei das eine oder andere Mal gefallen sein könnte.
Die FDP tut derzeit sehr viel dafür, dass ihr D-Day am 23. Februar für sie kein gutes Ende nimmt. Es wäre ihre mit weitem Abstand größte Leistung zum Wohle der allermeisten Bürger dieses Landes.
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