Die Starken zu stark
Von Ken MertenEtwas, was man in der Tagespresse ja ungern zugibt – aber es gibt nichts Neues zu berichten: Die deutschen Handballerinnen schließen, wie 2022, die Europameisterschaft als siebte ab. Am Mittwoch nachmittag gab es im letzten Hauptrundenspiel einen ungefährdeten Sieg (35:16; 17:11) gegen Slowenien. Schon vorher war klar, dass die DHB-Auswahl nicht mehr das Halbfinale erreichen und auch nicht um Platz fünf spielen wird. Als Beste der Partie wurde in Wien per Publikumsvotum die deutsche Keeperin Katharina Filter (Brest Bretagne) prämiert, die ihrem Namen alle Ehre machte und vor allem in der zweiten Hälfte den Sloweninnen einige gute Würfe wegnahm.
»Die, die vorher schon hinter uns waren, die haben wir wieder deutlich hinter uns gelassen«, sagte Kapitänin Emily Bölk nach dem Spiel dem Internetportal handball-world.news. »Diese Gegner haben wir alle sehr deutlich distanzieren können. Die, die vor uns waren, haben wir leider nicht bezwingen können in diesem Turnier.« Die 26jährige Rückraumspielerin von Ferencváros Budapest und deutsche Handballerin des Jahres 2023 spricht das Offensichtliche an: Die Hackordnung unter den Frauenauswahlen der Länder ist zementiert. Die sechs stärksten Teams machen alles unter sich aus. Danach folgt Deutschland relativ isoliert, zu schwach für die Spitze, zu stark für die anderen Teams.
Entsprechend schlug das Team von Trainer Markus Gaugisch in der Hauptrunde nicht nur Slowenien souverän, sondern auch die Schweiz (36:27; 18:14). Aber weder gegen Vizeeuropameister Dänemark (22:30; 13:15) noch gegen die norwegischen Titelverteidigerinnen (27:32; 13:19) reichte es. Auch wenn man gegen letztere über zwei Drittel des Spiels durchaus mithalten konnte; allerdings hatte man – schon das große Manko der DHB-Frauen bei der letzten Weltmeisterschaft – den Spielbeginn verschlafen und 20 Minuten lang einen Ballverlust an den nächsten gereiht. Letztlich war es auch eine Hypothek aus der Vorrunde, mit der sich die Deutschen die Chance nahmen, am Freitag nachmittag um Platz fünf zu spielen: Gegen die Niederlande hätte es zwei Punkte gebraucht, statt dessen setzte es eine deutliche Niederlage (22:29; 14:15).
Die Niederländerinnen wiederum verpassten im Spiel gegen Dänemark den Einzug ins Halbfinale: Zwar hielt Oranje bis zehn Minuten vor Spielende immer den Anschluss, die dänische Schlussfrau Anna Kristensen (Team Esbjerg) parierte jedoch 16 Bälle – zehn davon im ersten Durchgang. Am Ende hieß es 30:26 (15:13) für die Däninnen, die nun am Freitag auf Weltmeister Frankreich treffen. Norwegen bestreitet sein Semifinale gegen die Ungarinnen. Sonntag geht das Turnier zu Ende. Die Niederlande müssen im Platzierungsspiel gegen Schweden ran und mit dem Druck klarkommen, kommendes Jahr gemeinsam mit Deutschland die Weltmeisterschaft auszurichten.
Bis dahin wird hierzulande weiter viel über die Einrichtung von Leistungszentren diskutiert, die sich bei Nationen wie den Niederlanden auszahlen. Doch die kosten den Deutschen Handballbund Geld, würden den Vereinen Trainingszeit mit ihren Talenten nehmen und diese vor die Entscheidung stellen, schon in jungen Jahren einen Teil ihrer Zeit fern von daheim leben zu müssen.
Der Vereinsbetrieb wird derweil ausgebaut: Ab kommender Spielzeit werden 14 statt zwölf Teams in der ersten Bundesliga der Frauen antreten. Problematischer ist das Begehr von DHB-Vorstandschef Mark Schober, der auf der zweiten Frauen-Teamsportkonferenz in Berlin im Oktober äußerte, er würde es begrüßen, »wenn unsere Handball-Bundesligavereine der Männer auch Frauen mitaufnehmen würden«. Das würde zwar Querfinanzierung ermöglichen und die Frauen könnten auf besser ausgebaute Vereinsstrukturen zurückgreifen. Dafür würde allerdings das passieren, was auch im zum Vorbild genommenen Profifußball der Fall ist: Etablierte Frauensportvereine würden geschluckt und ihre Abteilungen eingeordnet.
Wo wir grad dabei sind, ein Schwenk zu den Herren: Dort läuft der Ligabetrieb. Vorerst ohne Nils Kretschmer. Der Kapitän des Zweitligisten TV Großwallstadt ist nach positiver Doping-A-Probe vorerst suspendiert, wie der Verein am Mittwoch bekannt gab.
Ebenfalls aussetzen, aber verletzungsbedingt, muss voraussichtlich Magdeburgs schwedischer Kreisläufer Oscar Bergendahl: Der 29jährige verletzte sich bei einer Defensivaktion am Mittwoch im Punktspiel gegen den VfL Gummersbach. Sein linkes Bein wurde noch auf der Platte stabilisiert. Der amtierende Meister Magdeburg – eh schon geplagt von Personalsorgen – siegte klar mit 37:28 (21:16). Auch dank Neuzugang Manuel Zehnder: Der Schweizer Spielmacher warf ein Dutzend Tore.
Der SC DHfK Leipzig kassierte dagegen am selben Tag die dritte Bundesliganiederlage in Folge: In Wetzlar unterlag das Team von Trainer Rúnar Sigtryggsson mit 30:31 (14:15) und bleibt damit im hinteren Mittelfeld der Tabelle stecken.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Mehr aus: Sport
-
Aufstand im Nordosten
vom 13.12.2024