Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Montag, 16. Dezember 2024, Nr. 293
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 16.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Schauerexzesse des Wochenendes: Drohnen, Diebe, Double

Von Arnold Schölzel
8 port.JPG
Zum Spuk rund ums Fest gehört auch dieser verkleidete Herr

Vor den Geschenken kommt der Spuk – vom alten rot-weißen Mann, der durch Schornsteine kracht, mal abgesehen. In diesem Jahr liegen im Sprint ums schaurigste Russengespenstmärchen vorläufig deutsche Dienste und die USA vorn. Über die Ziel­linie warf sich bereits am Freitag Der Spiegel: Am 3. und 4. Dezember, schlotterte er, seien Spionagedrohnen, die »größer als die üblichen kommerziellen ›Hobby-Drohnen‹« (LKA Rheinland-Pfalz) über der US-Basis Ramstein gesichtet worden. Bei BASF Ludwigshafen und über Rheinmetall-Werken auch.

Die Bewohner des US-Nordostens können darüber nur müde lächeln: Seit November haben sie Hunderte Luftfahrzeuge am Nachthimmel gesehen, erfahren aber von FBI und schlafendem Joe im Weißen Haus nichts. Zum Glück gibt es Donald Trump, der weiß: Dahinter steckt nicht der Russe, sondern die Regierung. Am Samstag postete er auf Truth Social: »Überall im Land werden mysteriöse Drohnen gesichtet. Kann das wirklich passieren, ohne dass unsere Regierung davon weiß? Ich glaube nicht! Informieren Sie die Öffentlichkeit, und zwar sofort. Ansonsten schießen Sie sie ab.« Schon Shakespeare ließ Löcher in Geister machen.

Da kommen die leseschwachen Deutschen nicht mit. Dem Spiegel-Knaller folgte Kinderkram: So hatte jemand die Erfurter Polizei alarmiert, weil zwei Leute mit »großen Brecheisen« sich in einer Schule aufhielten. Wandtafelkreideklau? Jedenfalls wurden sie »mit einer Großzahl von Einsatzkräften« umstellt, zeigten aber Wischmopps vor. Noch besser als die angeblichen Reinigungskräfte tarnte sich am Samstag in Berlin-Friedrichshain das Ex-RAF-Mitglied Burkhard Garweg: Polizisten erkannten ihn, ließen ihn als Double aber laufen: Er wies sich als Tonmann des RBB aus. Mit Trump wäre er nicht davongekommen. Geht das hierzulande so weiter, gewinnen die Russen schon wieder.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!