Schauerexzesse des Wochenendes: Drohnen, Diebe, Double
Von Arnold Schölzel
Vor den Geschenken kommt der Spuk – vom alten rot-weißen Mann, der durch Schornsteine kracht, mal abgesehen. In diesem Jahr liegen im Sprint ums schaurigste Russengespenstmärchen vorläufig deutsche Dienste und die USA vorn. Über die Ziellinie warf sich bereits am Freitag Der Spiegel: Am 3. und 4. Dezember, schlotterte er, seien Spionagedrohnen, die »größer als die üblichen kommerziellen ›Hobby-Drohnen‹« (LKA Rheinland-Pfalz) über der US-Basis Ramstein gesichtet worden. Bei BASF Ludwigshafen und über Rheinmetall-Werken auch.
Die Bewohner des US-Nordostens können darüber nur müde lächeln: Seit November haben sie Hunderte Luftfahrzeuge am Nachthimmel gesehen, erfahren aber von FBI und schlafendem Joe im Weißen Haus nichts. Zum Glück gibt es Donald Trump, der weiß: Dahinter steckt nicht der Russe, sondern die Regierung. Am Samstag postete er auf Truth Social: »Überall im Land werden mysteriöse Drohnen gesichtet. Kann das wirklich passieren, ohne dass unsere Regierung davon weiß? Ich glaube nicht! Informieren Sie die Öffentlichkeit, und zwar sofort. Ansonsten schießen Sie sie ab.« Schon Shakespeare ließ Löcher in Geister machen.
Da kommen die leseschwachen Deutschen nicht mit. Dem Spiegel-Knaller folgte Kinderkram: So hatte jemand die Erfurter Polizei alarmiert, weil zwei Leute mit »großen Brecheisen« sich in einer Schule aufhielten. Wandtafelkreideklau? Jedenfalls wurden sie »mit einer Großzahl von Einsatzkräften« umstellt, zeigten aber Wischmopps vor. Noch besser als die angeblichen Reinigungskräfte tarnte sich am Samstag in Berlin-Friedrichshain das Ex-RAF-Mitglied Burkhard Garweg: Polizisten erkannten ihn, ließen ihn als Double aber laufen: Er wies sich als Tonmann des RBB aus. Mit Trump wäre er nicht davongekommen. Geht das hierzulande so weiter, gewinnen die Russen schon wieder.
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