Ausgedient
Von Pierre Deason-TomoryEinen unwürdigen Abgang hat der Bayerische Rundfunk seinem Musikradiourgestein Fritz Egner bereitet. Am Nikolaustag teilte der BR mit, dass Egners »Fritz und Hits« zum neuen Jahr abgesetzt und die letzte Ausgabe am Freitag vor Weihnachten laufen werde. Diese Pressemitteilung kam für den 75jährigen »überraschend«, zitiert ihn die Augsburger Allgemeine. Ihm seien »Kostengründe, Sparmaßnahmen, Generationengerechtigkeit – alles Mögliche« genannt worden. »Ich konnte das nicht nachvollziehen«, so Egner. Noch am selben Abend verabschiedete er sich bei seinen Hörern und ging. Der Egner-Fritz war ein Eisenbahnerkind aus München-Pasing, lernte Starkstromtechniker und zog dann beim Besatzersender AFN am Mischpult die Regler. Als dort eines Tages ein DJ ausfiel, sprang er für ihn ein und überzeugte, fortan durfte er auch ans Mikrophon. 1979 wechselte er zu Bayern 3, wo er in den Achtzigern neben Thomas Gottschalk und Günther Jauch einen gewissen Legendenstatus erlangte. Wie diese moderierte später auch er Fernsehshows, anders als diese ohne großen Erfolg. Egner war sympathisch, aber keine Rampensau, und die Apparatschiks beim notorischen CSU-Sender mussten nie befürchten, dass er mal einen raushaut. Erwischt hat es ihn nun trotzdem. Programmdirektor Thomas Hinrichs dankte dem im Vorbeigehen Geschassten »für seine großen Verdienste für (sic!) den BR«.
Die »Radiogeschichten« am Dienstag sind der erste Vorschlag für die nächsten sieben Radiotage, Jens Harzer liest aus Navid Kermanis Ostafrikabericht »In die andere Richtung jetzt« (11.05 Uhr, Ö 1). Geschätzt 100.000 erwachsene Töchter und Söhne haben in Deutschland den Kontakt zu Vätern und Müttern abgebrochen, da herrscht »Funkstille«. Egon Koch hat gefragt, warum und mit welchen Folgen Kinder ihre Eltern verlassen (DLF, HR 2024, Di., 19.15 Uhr, DLF, So., 18.05 Uhr, HR 2 Kultur). Der Künstler Ferdinand Klüsener hat mit jungen Migranten aus Leipzig-Ost ein Brecht-Fragment verarbeitet zum Hörstück über den »Fatzer Versuch #1«, in einer verrückten Welt nicht zum Arsch zu werden (Anderer Kunstverein 2023, Ursendung, Do., 22.03 Uhr, DLF Kultur). Eine »poetische wie unkonventionelle Coming-of-Age-Geschichte als queeres Pophörspiel« kündigt der »Bayern- 2-Salon« an, gemeint ist das Stück »Blaupause« von Leonie Lorena Wyss (NDR 2024, Fr., 20.03 Uhr).
Von einer längeren Urwaldbesetzung in Australien hat Etta Streicher das Feature »Baumklang – Protest in den Wipfeln« mitgebracht (Sa., 9.05 Uhr, MDR Kultur). Die gschlamperten Familienverhältnisse eines Mehrfachstammvaters haben den Wiener Schriftsteller Doron Rabinovici dazu veranlasst, »Abraham in Familientherapie« zu schicken (HR, ORF 2014, Sa., 14 Uhr, Ö 1). Familientherapeutische Anwendungen benötigt auch der heimkehrende Odysseus in Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria«, mitgeschnitten im Juli beim Aix-en-Provence-Festival (Sa., 19.05 Uhr, DLF Kultur). Im »Kakadu«-Kinderhörspiel am Sonntag morgen, »Ein Tannenbaum träumt« von Mario Göpfert, treffen sich ein zerrupftes Nadelholz, eine vollgefressene Hausmaus und ein antriebsgestörter linker Handschuh und jammern (DLR Kultur 2015, 8.05 Uhr, DLF Kultur). Am Abend spielt gleich alles verrückt im Hörspiel nach Ulrike Sterblichs neuem Roman »Drifter« (BR 2024, So., 18.30 Uhr, DLF Kultur). Und ein verschreckter Jüngling wird in »Fünf Sekunden« ungewollt Vater eines ihm unbekannten Kindes, eingebrockt hat ihm das die französische Schriftstellerin Catherine Benhamou (MDR 2024, Mo., 20.05 Uhr, MDR Kultur).
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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