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Aus: Ausgabe vom 17.12.2024, Seite 1 / Titel
Klimakatastrophe

Spur der Verwüstung

Französisches Überseedepartment Mayotte von Zyklon getroffen. Tausende Tote befürchtet
Von Bernard Schmid
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Ein Mann trägt seine Habseligkeiten, während Rettungskräfte eine nach dem Zyklon blockierte Straße räumen (Labattoir/Mayotte, 15.12.2024)

Verheerend von einem Zyklon getroffen wurde an diesem Wochenende die zu Frankreich gehörende Inselgruppe Mayotte. Die 374 Quadratkilometer umfassende Hauptinsel und ihre winzigen Nebeninseln, die ungefähr auf halber Höhe zwischen Madagaskar und dem ostafrikanischen Mosambik liegen, wurden am Samstag vormittag mit voller Wucht durch den tropischen Wirbelsturm »Chido« erfasst. Dieser fegte mit voller Wucht und mit bis zu 226 Stundenkilometern schnellen Sturmböen über den Archipel hinweg.

Dabei wurde rund die Hälfte der mit Betondächern versehenen Häuser und öffentlichen Gebäude abgedeckt oder weitergehend beeinträchtigt. Dies macht jedoch nur einen Bruchteil der Zerstörungen aus. Denn ein Großteil der Bevölkerung der offiziell zu Jahresanfang 320.000 Einwohner zählenden, in Wirklichkeit jedoch eher eine knappe halbe Million Menschen umfassenden Inselgruppen lebte bis dahin in Blech- und Holzhütten in als Bidonvilles (»Kanisterstädte«) bezeichneten Slums; der größte von ihnen umfasste allein knapp 100.000 Menschen. Diese Elendsviertel sind nun fast vollständig zerstört. Luftaufnahmen zeigten am Montag bei mehreren französischen Fernsehsendern ein einziges Bild der Verheerung aus umgeknickten Hölzern, verstreuten Blechpappen und umher liegenden Hausratsgegenständen.

Deswegen ist allen Beteiligten klar, dass die offizielle Katastrophenbilanz, die am Sonntag abend mit vierzehn und am Montag nachmittag mit zwanzig Toten beziffert wurde, völlig unrealistisch ist. Nach den Worten des Präfekten – des juristischen Vertreters Frankreichs in der Inselhauptstadt Mamoudzou – François-Xavier Bieuville vom Sonntag spätnachmittag sei mit »mindestens Hunderten, wenn nicht Tausenden« Todesopfern zu rechnen.

Am Montag haben sich Rettungskräfte auf den Weg in das französische Überseegebiet gemacht, um nach Überlebenden zu suchen und die Versorgung wieder herzustellen. Doch das Katastrophengebiet war für Helfer nach wie vor weitgehend unzugänglich, wie der Sprecher für zivile Sicherheit, Alexandre Jouassard, erklärte. »Es wird Tage und Tage dauern«, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau bei einem Besuch der Inselgruppe.

Die Naturkatastrophe war die schlimmste seit dem verheerenden Wirbelsturm von 1934, den sie noch übertraf, wie der französische Wetterdienst Meteo France mitteilte. Dass der Zyklon dermaßen wüten konnte, hängt direkt mit dem menschengemachten, d. h. maßgeblich vom kapitalistischen Industriemodell sowie den herrschenden Verkehrskonzepten verursachten Klimawandel zusammen. Der Ozean auf der Höhe von Mayotte weist derzeit eine Oberflächentemperatur von um die 30 Grad Celsius auf, was selbst für örtliche Verhältnisse und den derzeitigen Sommer auf der Südhalbkugel ein hoher Wert ist. Beim bürgerlichen Privatfernsehsender BFM-TV rechnete Wetter- und Klimajournalist François Pitrel am Montag mittag vor, die Meerestemperatur liege im Jahresmittel bereits um plus 0,44 Grad höher als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2010. Zugleich nehmen die Wetterextreme zu.

Die Inselgruppe Mayotte wurde zwei Jahre nach einer von kritischen Kräften vor Ort boykottierten Volksabstimmung im März 2009 am 31. März 2011 zum hundertsten Département der Französischen Republik gemacht. Damit wurde sie zugleich zum »ultraperipheren Territorium der Europäischen Union«.

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