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Aus: Ausgabe vom 17.12.2024, Seite 16 / Sport
Handball

Defensive Serienabfertigung

Das Wochenende im Handball: Norwegen schlägt Dänemark im Finale der Frauen-EM. Trainerwirbel in der Männerbundesliga
Von Ken Merten
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Mie Enggrob Højlund (Dänemark) versucht, die norwegische Defensive zu überwinden

Zehntes Gold bei der 16. Auflage der Europameisterschaften im Frauenhandball: Norwegen schlug am Sonntag abend überforderte Däninnen mit 31:23 (13:12) und holte den Titel zum dritten Mal in Folge. Auch Dänemark zeigt damit Konstanz: Der Weltmeister von 1997 und dreifache Europameister holte sich durch seine Finalteilnahme, wie schon 2022, Silber.

Dabei hatte das Team von Jesper Jensen zu Beginn des Spiels Hoffnungen geweckt: Nach gut vier Minuten ohne Tore auf beiden Seiten gingen die Däninnen in Führung und konnten ihren knappen Vorsprung nach norwegischen Egalisierungen immer wieder halten. Gegen Ende der ersten Spielhälfte stockte jedoch die Offensive, und Norwegen ging mit einer Führung in die Kabine.

Die zweite Halbzeit in der Wiener Stadthalle dominierten die Norwegerinnen: Sie starteten mit einem 3:0-Lauf. Während Anna Kristensen (Team Esbjerg) im ersten Durchlauf noch einige Würfe parierte – und auch zur besten Spielerin des Turniers gekürt wurde –, war sie in den zweiten 30 Minuten kein Faktor. Derweil hatte die norwegische Abwehr die 7:6-Offensive Dänemarks, bei der während des Ballbesitzes die Schlussfrau für eine weitere Feldspielerin getauscht wird, völlig im Griff. Auch Fehler in der norwegischen Offensive wurden nicht genutzt: In der 40. Minute hatten die Däninnen durch einen solchen die Chance, wieder auf drei Tore heranzukommen, gaben aber in der zweiten Welle den Ball ab und mussten einen Konter hinnehmen. Das 19:14 brach die Moral vorzeitig.

Die Däninnen blieben auch mit so aufwendigen Offensivaktionen wie Spin-Moves stecken. Kollektiv herausgespielte Treffer am Kreis verhinderte der norwegische Innenblock durch defensive Serienabfertigung. Dänemark kam fast nur noch durch Rückraumwürfe zu Treffern. Die Revanche aus dem verlorenen Finale in Ljubljana vor zwei Jahren (25:27; 15:12) blieb damit genauso aus wie die Wiedergutmachung nach der Niederlage zum Hauptrundenauftakt am 5. Dezember (24:27; 12:13).

Die norwegischen Vizeweltmeisterinnen des Vorjahrs verabschiedeten wiederum Þórir Hergeirsson goldverziert: Der isländische Coach – fünffacher IHF-Welttrainer des Jahres und vergangenes Jahr Norwegens »Trainer des Jahres« – beendet seine Tätigkeit nach 15 Jahren an der Seitenauslinie. Unter seiner Ägide holte Norwegen fünf EM-, drei WM-Titel und zwei olympische Goldmedaillen.

Am Nachmittag vor dem Endspiel gab es doch noch eine kleine Überraschung: Ungarn schlug Weltmeister Frankreich in einer engen Partie mit 25:24 (13:12). Der starke Turnierauftritt der Ungarinnen spiegelt sich auch darin wider, dass sich nicht nur die ungarische rechte Rückraumspielerin Katrin Klujber (Ferencváros Budapest) mit 60 Treffern die Torjägerinnenkrone aufsetzte; im zehnköpfigen All-Star-Team finden sich auch neben drei Däninnen drei Ungarinnen.

Im Plazierungsspiel um Rang fünf hatte am Freitag Schweden die Niederlande niedergerungen (33:32; 15:15). Die DHB-Auswahl war in der Hauptrunde gescheitert und durch die bessere Tordifferenz gegenüber Montenegro Turniersiebte geworden. Vor der EM ist stets vor der WM: Nächstes Jahr wird der Wettkampf in Deutschland und den Niederlanden ausgetragen.

Schwenk zu den Kerlen: Dort tut sich einiges auf den Trainerstühlen der ersten Bundesliga. Am 13. Dezember gab der ThSV Eisenach bekannt, dass Trainer Misha Kaufmann die Thüringer zum Saisonende verlassen wird. Der 40jährige Schweizer sei laut Pressemitteilung bereits am 9. November an den Verein herangetreten und habe um vorzeitige Auflösung seines bis Mitte 2027 laufenden Vertrags gebeten. Eigentlich habe man vor den Spielen bis zur Winterpause keine Unruhe stiften wollen, aber eine »Dynamik, die sich in den letzten Tagen im Verein und Umfeld zeigt«, habe die Verantwortlichen zur schnelleren Bekanntgabe genötigt. Dass ein »Wechselwille« der Grund des vorzeitigen Scheidens Kaufmanns ist, wie es in der Pressemitteilung heißt, dem widersprach dessen Berater Ates Oelke laut handball-world.news in einer Gegendarstellung: »Misha Kaufmann löst de facto seinen Vertrag nicht wegen eines anderen Vereins auf und hat auch per dato bei keinem anderen Verein unterzeichnet.«

In Flensburg hingegen wurde der Posten des Trainers umgehend frei: Die SG beurlaubte am Sonnabend Nicolej Krickau nach einer knappen Niederlage in Mannheim gegen die Rhein-Neckar Löwen (29:31; 14:15). Grund dafür scheint ein sportlicher: schlechte Ergebnisse gegen die direkte Ligakonkurrenz um Meistertitel und Champions-League-Plätze, die den Ambitionen des amtierenden European-League-Siegers nicht entsprechen.

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