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Aus: Ausgabe vom 18.12.2024, Seite 2 / Inland
30 Jahre MLKP

»Wir haben keine Minute bereut«

NRW: MLKP will in Wuppertal ihr 30jähriges Bestehen feiern. Ein Gespräch mit Elende Boran
Interview: Henning von Stoltzenberg
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Die MLKP ist auch auf der jährlichen Luxemburg-Liebknecht-Demonstration vertreten (Berlin, 13.1.2019)

Am 21. Dezember soll die Jubiläumsfeier zum 30jährigen Bestehen der MLKP in Wuppertal stattfinden. Was erwartet Ihre Gäste?

Es wird kurdische und türkische Musik, Gäste aus der internationalen kommunistischen Bewegung und kulturelle Beiträge geben. Das Festival soll eine Demons­tration der Hoffnung auf eine bessere Zukunft sein. Gemeinsam wollen wir zeigen: 30 Jahre haben wir gekämpft, haben dem Faschismus schwere Schläge versetzt und keine Minute dieser 30 Jahre bereut.

Wie begannen diese 30 Jahre?

Wir sehen den Ausgangspunkt unserer Geschichte in der »Einheitsrevolution« im Jahr 1994. Die 90er Jahre waren keine einfache Zeit: Von kapitalistischen Ideologen wurde das »Ende der Geschichte« ausgerufen, der Kommunismus für tot erklärt. In der Türkei und Kurdistan führte das faschistische Regime einen schmutzigen Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung und versuchte, alle Widerstände von Arbeiterinnen und Arbeitern zu zerschlagen.

In Zeiten, in denen auf der ganzen Welt die Hoffnung in die Revolution verloren ging, schafften es Kommunistinnen und Kommunisten von vier verschiedenen Organisationen und Strömungen, nach Jahren der Niederlage, eine neue Antwort auf diese Lage zu finden: Anstatt aufzugeben, schlossen sie sich mit dem gemeinsamen Ziel von Revolution und Sozialismus zusammen.

Der politische Antrieb war der Wunsch, neben den Volksaufständen in Nordkurdistan im Westen der Türkei eine zweite revolutionäre Front zu eröffnen.

Was unterscheidet Sie von anderen kommunistischen Organisationen in der Türkei und Kurdistan?

Wir kämpfen für die nationale Befreiung ganz Kurdistans und stehen auf der Linie des sozialistischen Patriotismus in bezug auf unterdrückte Nationen. Deshalb waren wir ab dem ersten Moment Teil der Revolution von Rojava und verteidigen sie dort, aber organisieren gleichzeitig eine kommunistische Perspektive, um die Revolution zum Sozialismus weiterzuentwickeln.

Was uns von vielen anderen Organisationen unterscheidet, ist unsere Linie der Frauenrevolution. Seit zehn Jahren haben wir eine eigenständige kommunistische Frauenorganisation. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Frauenrevolution. Die werktätigen Frauen sind die dynamischste Kraft der revolutionären Bewegungen unserer Zeit.

In der Türkei werden Kommunisten mit aller Härte verfolgt. Wie konnten Sie dennoch 30 Jahre lang bestehen?

Der Kampf gegen den Faschismus, für Revolution und Sozialismus wird niemals ohne Opfer bestritten werden können. Besonders in den vergangenen zehn Jahren hat der faschistische Terror wieder extreme Ausmaße erreicht. In 30 Jahren unserer Geschichte haben wir unzählige geliebte Genossinnen und Genossen durch die Hand des Faschismus verloren. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die tägliche Ausbeutung und Unterdrückung, Femizide, rassistischen Pogrome und Kriege nicht mehr als unveränderbar zu akzeptieren. Statt dessen sind wir bereit, unser Leben einzusetzen, um für ein besseres Leben für uns selbst und die Unterdrückten um uns herum zu kämpfen.

Wie bewerten Sie die aktuelle Situation in der Türkei und Syrien?

Die aktuelle Situation ist gefährlich für alle Völker im Mittleren Osten. Die dschihadistischen Banden bieten keine Perspektive für ein demokratisches Syrien. Sie sind Handlanger des türkischen Faschismus und des westlichen Imperialismus. Das tatsächliche Ziel hinter der Offensive in Syrien war der Kampf für die Interessen Israels im Mittleren Osten. Der Schutz Israels ist und bleibt das Hauptinteresse der westlichen Imperialisten im Mittleren Osten.

Erdoğan will die Revolution in Rojava vernichten. Eines ist klar: Nur die demokratische Föderation kann eine wirkliche Perspektive für die Völker des Mittleren Ostens bieten. Die Schicksale der Völker Kurdistans und Palästinas, der Unterdrückten in der gesamten Region, waren selten so stark verbunden wie heute. Wir müssen mit allen Mitteln die Revolution von Rojava, das Vorbild für alle Völker der Region, verteidigen.

Elende Boran ist Mitglied im Organisationskomitee des 30. Jubiläumsfestivals der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) Türkei/Kurdistan

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