Kobani in Gefahr
Von Nick BraunsIm Norden Syriens könnte ein Großangriff der türkischen Armee und ihrer aus Islamisten und faschistischen »Grauen Wölfen« gebildeten Söldner der Syrischen Nationalarmee (SNA) auf die an der Grenze gelegene Stadt Kobani unmittelbar bevorstehen. Davor warnten hochrangige US-Beamte laut Wall Street Journal vom Dienstag unter Verweis auf die Truppenkonzentration westlich und östlich der Stadt. Lediglich die Präsenz eines symbolischen Kontingents von US-Soldaten, die am Wochenende nach Abzug russischer Truppen in deren Stellungen eingerückt waren und demonstrativ ihre Fahne auf dem Rathaus von Kobani hissten, scheint den NATO-Partner Türkei vorerst noch vom Einmarsch abzuhalten.
Am Montag abend waren von der US-Armee vermittelte Gespräche über einen Waffenstillstand in der Region um die westlich und östlich des Euphrat gelegenen Städte Manbidsch und Kobani von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDK) für gescheitert erklärt worden. Ein Streitpunkt betraf die von der Türkei geforderte Verlegung der 2015 evakuierten Grabstätte von Sulaiman Schah an ihren ursprünglichen Ort auf einer Halbinsel am Ostufer des Euphrat. Einer Rückführung der Knochen dieses Stammvaters der Osmanendynastie widersetzten sich die SDK keineswegs. Doch hatte Ankara die unannehmbare Bedingung gestellt, beim Grabmal einen Militärstützpunkt zu errichten, von dem sich die zuletzt schwer umkämpfte Qeraqozax-Brücke über den Euphrat kontrollieren ließe. Der Türkei gehe es nicht um Frieden, sondern um Krieg, zeigte sich SDK-Sprecher Farhad Şamî daher überzeugt.
Kobani erlangte im Winter 2014/15 weltweite Bekanntheit, als dort einige hundert leichtbewaffnete kurdische Kämpfer den mit Panzern vorrückenden Dschihadisten des »Islamischen Staates« (IS) die Stirn boten und ihnen schließlich – mit US-Luftunterstützung – ihre erste Niederlage einbrachten. Anders als die vergangene Woche von der SNA eroberte Stadt Manbidsch mit einer mehrheitlich arabischen und teilweise mit den Islamisten sympathisierenden Bevölkerung ist Kobani fast ausschließlich von Kurden bewohnt, die hinter der Selbstverwaltung stehen. Entsprechend stark dürfte der Widerstand gegen Invasoren, unter denen sich etliche frühere IS-Kämpfer befinden, ausfallen.
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