Kulturzentrum Oyoun verkündet Schließung am bisherigen Ort
Das Kulturzentrum Oyoun in Berlin-Neukölln, dem aufgrund seiner palästinasolidarischen Positionierung die öffentliche Förderung gestrichen wurde, gab am Dienstag seine Schließung am bisherigen Ort bekannt:
Das Neuköllner Kulturzentrum Oyoun verabschiedet sich nach fünf Jahren vom Haus in der Lucy-Lameck-Straße. (…) Am 8. Januar 2025 werden die Schlüssel offiziell übergeben. Das Gebäude soll trotz enorm hoher Instandhaltungskosten von 530.000 Euro leerstehen – ein weiteres Beispiel für Versäumnisse und fragwürdige Entscheidungen innerhalb der Berliner Kulturverwaltung.
Seit der überraschenden Ankündigung in einer Sitzung des Kulturausschusses im November 2023, die bis Ende 2025 zugesagte Förderung vorzeitig einzustellen, war Oyoun gezwungen, über ein Jahr lang behördliche, juristische und mediale Angriffe abzuwehren. Alle Versuche, einen Dialog mit der Berliner Kulturverwaltung aufzunehmen, blieben erfolglos. Statt dessen wurden Narrative verbreitet, die die Arbeit und Integrität des Hauses in der öffentlichen Wahrnehmung diskreditierten. Dank einer starken Community konnte Oyoun juristisch gegen einige dieser Angriffe vorgehen und einen Präzedenzfall schaffen, der über das Haus hinaus Bedeutung hat. (…)
Trotz dieser Herausforderungen wird Oyoun seine Arbeit fortsetzen. Geschäftsführerin Louna Sbou betont: »Wir wissen jetzt, dass wir das Haus verlassen müssen. Wir fühlen uns einerseits ernüchtert, aber vor allem bestärkt, auf neue Weise weiterzumachen. Der Zusammenhalt und das Ausmaß der Angriffe haben uns gezeigt, wie kraftvoll und notwendig die kulturelle Arbeit unserer inhaltlichen Ausrichtung ist. Mit diesem Abschied möchten wir allen danken, die uns bis heute unterstützt haben, sowie jenen, die uns durch ihre kritische Haltung die Chance gaben, unsere Werte mit mehr Klarheit zu verinnerlichen. Oyouns Slogan war schon immer ›mehr als ein Haus‹ – und dafür stehen wir.« (…)
Die fluchtpolitische Sprecherin der Gruppe Die Linke im Bundestag, Clara Bünger, warnte anlässlich des Tags der Migration vor den tödlichen Folgen des europäischen Asylsystems:
In letzter Zeit häufen sich Schiffbrüche vor der griechischen Küste. Letztes Wochenende kenterte ein Boot vor Kreta, mindestens fünf Menschen starben. Ende November ertranken mindestens zwei Kinder und zwei Frauen in den Fluten nördlich von Samos. Wenige Tage zuvor kamen in derselben Region bereits sechs Kinder und zwei Frauen auf der Flucht ums Leben. Häufig wird lediglich über die Zahl der Toten berichtet. Doch hinter diesen Zahlen stehen Menschen – Menschen mit einer Geschichte, einem Namen, einem Leben. Da sind Schwestern, die auf ein Leben in Freiheit hofften. Väter, die Sicherheit für ihre Familien suchten. Kinder, die Träume und noch ein ganzes Leben vor sich hatten. Die neuesten Vorfälle sind nur die Spitze des Eisbergs, und doch rufen sie in Erinnerung, wie tödlich das europäische Asylsystem ist. Zehntausende Menschen verloren bereits bei dem Versuch, in der EU Schutz zu suchen, ihr Leben. Während das massenhafte Sterben an den Außengrenzen und die unmenschlichen Zustände in Lagern wie Moria vor einigen Jahren noch Empörung und Anteilnahme auslösten, nimmt davon heute kaum noch jemand Notiz. Dabei geht es um Menschenleben – und jedes einzelne Leben zählt. (…)
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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