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Aus: Ausgabe vom 18.12.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Income Insurance

Allianz-Übernahme endgültig geplatzt

Die Versicherungsgesellschaft wird die Income Insurance in Singapur nicht schlucken
Von Thomas Berger
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Vorerst nicht unter den Top fünf der Versicherer: Die Allianz in Singapur

Die Allianz nimmt Abstand von ihrem Plan, eine Mehrheit am Singapurer Versicherungsunternehmen Income Insurance zu übernehmen. »Wir respektieren die Entscheidung der Singapurer Regierung«, zitierte die Business Times aus dem südostasiatischen Stadtstaat am Montag Renate Wagner, im Allianz-Vorstand für die Asien-Pazifik-Region zuständig. In verschiedenen Medien fand sich ein weiterer allgemeiner Satz von ihr: »Wir sind nach wie vor der Meinung, dass der Zusammenschluss zweier starker Geschäfte von Nutzen für die Versicherungsnehmer von Income Insurance und für eine wachsende Zahl von Kunden in Singapur wäre.«

Mit fast identischer Wortwahl hatte die Managerin Mitte Juli das Kaufgebot in Höhe von 2,2 Milliarden Singapur-Dollar (gut 1,5 Milliarden Euro) für 51 Prozent der Anteile an Income Insurance begründet. Damit sind die Pläne der größten deutschen Versicherungsgesellschaft geplatzt, mit dem Deal in Asien auf einen Schlag vom neunt- zum viertgrößten Kompositversicherer, also Anbieter von Schaden- und Unfallversicherungen, aufzusteigen.

Rund zwei Monate hatte man sich in der Münchner Chefetage mit dieser Entscheidung Zeit gelassen, nachdem die Regierung des Stadtstaates Mitte Oktober das Versicherungsgesetz geändert hatte. Die Anpassungen, welche die Übernahme zwar nicht sofort verhindert, aber deutlich erschwert hätten, dürfen als Lex Income Insurance gelten. Denn begründet wurde eine stärkere Kontrollmöglichkeit der Regierung mit dem Genossenschaftsrecht.

Zwar ist der potentielle Übernahmekandidat selbst kein genossenschaftliches Unternehmen – diesen Status erfüllt aber der bisherige Mehrheitseigner NTUC Enterprise (NE), der 72,8 Prozent an Income Insurance hält und seinerseits ein Unternehmen des Singapurer Gewerkschaftsdachverbandes NTUC ist. Noch im Oktober hatte sich die Allianz eindeutig die Option offengelassen, ihr Angebot so anzupassen, dass die Regierung vielleicht doch noch zugestimmt hätte. Dieser Versuch blieb aber aus. Dass man den angestrebten Deal jetzt beerdigt, mag unmittelbar als Rückschlag für die Expansionspläne in Asien von Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte und der primär damit beauftragten Renate Wagner gelten.

Aufatmen mögen hingegen etliche der knapp zwei Millionen Kunden von Income Insurance, die bei der Gesellschaft auch als Geringverdiener die Chance auf eine solide Kranken-, Lebens- oder Sachversicherung haben. Das damit zusammenhängende Alltagsgeschäft mit Auszahlungen des Versicherers wäre in Gefahr gewesen, hätte man laut den Plänen des Übernahmeinteressenten Allianz über drei Jahre insgesamt 1,85 Milliarden Singapur-Dollar aus dem Kapital als Sonderausschüttung an die Anteilseigner ausgezahlt. Insbesondere dieser Passus hatte erst die Finanzaufsicht MAS, dann mit kritischen Nachfragen die Abgeordneten und schließlich mit der Gesetzesänderung die Regierung einschreiten lassen. Allgemein war von »sozialer Verantwortung« die Rede.

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