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Aus: Ausgabe vom 18.12.2024, Seite 16 / Sport
Sportstätten

Eine schöne Geschichte

Wie sich die Turngemeinde in Hanau einen Sportcampus zulegte
Von Andreas Müller
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Hallenkinderturnfest beim TG 1837 Hanau a. V. (7.3.2020)

Zahlreiche Neugierige aus nah und fern habe er in den vergangenen Monaten übers Gelände seines Sportvereins in Hanau führen müssen, erzählt Präsident Rüdiger Arlt. Anfang 2024 wurde der vereinseigene Sportcampus eröffnet. Auf gut 30.000 Quadratmetern finden sich eine Dreifelderhalle, Kursräume, eine Cafeteria, ein Konferenzraum und eine Muckibude, die Geschäftsstelle und Lagerflächen. Alles unter einem Dach. Drumherum gruppieren sich Anlagen für Leichtathleten, Bogenschützen, für Beachvolleyball und -handball sowie drei Tennisplätze. Ein Ensemble, das nicht zuletzt seiner Entstehungsgeschichte wegen allgemeines Interesse erregt. Niemand aus der Szene der Sportvereine hat je ein ähnliches Millionenprojekt in ehrenamtlicher Regie auf die Beine gestellt. Da ist die Hanauer Turngemeinde (TG) eine echte Ausnahme.

Er kenne »nichts Vergleichbares«, sagt Arlt. Natürlich ist er stolz. Der Kopf der Projektgruppe, bestehend aus 15 Vereinsmitgliedern, die Abertausende Stunden ihrer Freizeit in den Campus investierten, weiß aber auch: Das »Pilotprojekt« kann kein typischer Weg sein, der maroden Sportstätteninfrastruktur Herr zu werden. Aber immerhin so viel beweise das »Hanauer Modell«: Wenn es die Bedingungen vor Ort hergeben, Verein, Kommunalpolitiker und Schulen kräftig zum Vorteil aller am selben Strick ziehen, kann Großes entstehen.

Am Anfang der schönen Geschichte stehen abrissreife, mindestens renovierungsbedürftige Sportstätten. Die Sanierung der Jahn-Sporthallen, seit den 60er Jahren sportliche Heimat der TG-Mitglieder, hätte einem Gutachten zufolge rund elf Millionen Euro verschlungen. Ein Neubau sollte unbedingt her, das war spätestens 2018 beschlossene Sache. Stadt und Verein suchten nach einem Standort, nach ein paar Arrondierungen erschien das vereinseigene Grundstück die beste Wahl. Auch weil der eigene Grund als Unterpfand in die Rechnung einfließen konnte. Die beläuft sich bis 2041 auf insgesamt 15,7 Millionen Euro. 14,3 Millionen Euro fürs Gebäude, 1,4 Millionen Euro für die Außensportanlagen.

Den Löwenanteil zur Finanzierung übernahm die Sparkasse vor Ort mit 12,3 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 18 Jahren und einem Zinssatz von 1,27 Prozent. »Wenn er an diese Konditionen denkt, treibt es dem Direktor vielleicht noch immer ein paar Tränen in die Augen«, frotzelt Arlt. Der Mann kann sich doppelt trösten. Zwar hat die Bank mit dem Investment kaum etwas verdient, dafür trägt der neue Sportcampus offiziell ihren Namen, außerdem hat sie der ganzen Stadt einen nützlichen Dienst erwiesen. Der Finanzierungspart der Kommune: Sie bürgt für den Kredit, schoss 1,5 Millionen Euro zu. Der Landkreis Main-Kinzig steuerte 930.000 Euro bei, das Land Hessen 200.000 Euro. Sämtliche Förderfonds waren außerdem durchforstet worden: 47.200 Euro aus einem Klimaschutzfonds flossen so in überdachte Abstellplätze für 56 Fahrräder. Pkw-Parkplätze auf dem Areal gibt es 58, allesamt nicht gefördert.

Mit dem Sportcampus bekamen die TG-Mitglieder innerhalb einer rekordverdächtigen Bauzeit von anderthalb Jahren nicht bloß ein hochmodernes Domizil samt begrüntem Dach. Seit Eröffnung wuchs die Turngemeinde binnen elf Monaten um rund eintausend auf aktuell rund 4.000 Mitglieder. Was den Vereinsfinanzen sehr gut bekommt und den Kreditnehmer zu einem verlässlichen Rückzahler macht. Das wird den Sparkassendirektor in Ruhe wiegen. Über den neuen Campus freuen sich freilich auch die Schüler zweier Gymnasien im Umkreis von einem halben Kilometer. Für deren Sportunterricht sind wochentags von 7.00 Uhr bis 16.00 Uhr stets zwei Felder in der großen Halle reserviert – und zusätzlich pro Woche zwölf Stunden über alle drei Felder, vorzugsweise für die schulische Arbeitsgemeinschaft Handball.

»Trotzdem kann das noch lange nicht den Bedarf an Hallenzeiten der Schulen abdecken«, sagt TG-Chef Arlt. Eines der beiden Gymnasien in der Nähe habe 14 fünfte Klassen. Eindrucksvoller Beleg für den aktuellen Zustrom in den per S-Bahn schnell erreichbaren Speckgürtel östlich von Main-Frankfurt. Hanau hat inzwischen über 100.000 Einwohner, darf sich Großstadt nennen. Mit Folgen für die bejahrten Sportstätten. Bis zur Eröffnung des Sportcampus Ende Januar 2024 hatten sie von den TG-Mitgliedern genutzt werden müssen. Und sporttauglich bleiben müssen die Jahn-Hallen auch weiterhin. Ihr Abriss ist keine Option. Der Schulsport benötigt Räume.

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