Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 20.12.2024, Seite 7 / Ausland
Nahostkonflikt

Bomben auf Jemen

Häfen, Kraftwerke, ein Ölterminal: Israel greift strategische Infrastruktur in Gebieten unter Kontrolle der Ansarollah an
Von Jakob Reimann
7.JPG
Bei den israelischen Angriffen wurde gezielt kritische Infrastruktur wie Umspannwerke zerstört (Sanaa, 19.12.2024)

Israelische Kampfjets haben fünf Ziele im Jemen bombardiert und dabei neun Menschen getötet. Die Luftangriffe vom frühen Donnerstag morgen wurden in zwei Wellen geführt, wie die israelischen Streitkräfte (IDF) mitteilten. Um 3.15 Uhr wurden zunächst strategisch bedeutende Ziele entlang der jemenitischen Rotmeerküste angegriffen, wobei die Häfen von Hodeida und Salif bombardiert und sieben Menschen getötet wurden. Acht Schlepper, die Frachtschiffe in die Häfen ziehen, wurden bei den Angriffen zerstört. Das Ölterminal Ras Isa, welches der Endpunkt der Marib-Pipeline ist, über die Öl aus dem Landesinnern an die Küste transportiert wird, wurde ebenfalls zerstört, wobei zwei Menschen getötet wurden. In der zweiten Welle bombardierten die israelischen Kampfjets um 4.30 Uhr zwei Kraftwerke in der Hauptstadt Sanaa. Der TV-Sender Al-Masira veröffentlichte Videos von einem Gebäude, das in Flammen stand.

Die Angriffe auf die beiden Kraftwerke werden die Stromkrise in Sanaa verschärfen. »Etwa jeder vierte Abnehmer in Sanaa – vor allem Geschäfte, Läden und kommerzielle Einrichtungen – wird von unmittelbaren und schwerwiegenden Störungen betroffen sein«, zitiert AP den Analysten Mohammed Al-Bascha im Jemen. »Für eine Stadt, die bereits unter einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise leidet, wird das Jahr 2025 eine außergewöhnliche Herausforderung darstellen.« Der Hodeida Port wiederum ist der wichtigste Hafen des Landes, über den nahezu sämtliche Importe für die mehr als 20 Millionen Menschen, die in Gebieten unter Kontrolle der Ansarollah leben, abgewickelt werden. Die Angriffe auf bedeutende zivile Infrastruktur ist ein herber Schlag gegen den Jemen. Im März jährt sich zum zehnten Mal der Beginn des Krieges, in dem eine von Saudi-Arabien geführte Koalition mit Waffen hauptsächlich aus NATO-Staaten Hunderttausende Menschen getötet, Hunger und Epidemien als Kriegswaffe eingesetzt und die Infrastruktur des Landes großflächig ausradiert hat.

Insgesamt waren vierzehn israelische Kampfjets sowie mehrere Tank- und Spionageflugzeuge an den Angriffen beteiligt. Ebenfalls am Donnerstag feuerten die Ansarollah (»Huthis«), die im Jemen die Regierung stellen, eine ballistische Rakete auf Israel ab, die »teilweise abgefangen« wurde, so die IDF laut Times of Israel. Der Sprengkopf der Rakete traf jedoch ein leeres Schulgebäude in Ramat Gan, das in sich zusammenbrach. Der Angriff sei »Vergeltung für die israelische Aggression gegen unser Land«, so Ansarollah-Sprecher Jahja Sari in einer auf X veröffentlichten Erklärung, sowie die »Antwort auf die Massaker an unserem Volk in Gaza«. Die Ansarollah solidarisieren sich mit den Palästinensern und wollen mit ihrem Raketenbeschuss auf Israel ein Ende des Krieges gegen die Zivilbevölkerung in Gaza erzwingen.

Die israelischen Angriffe gegen den Jemen fanden jedoch nicht als Reaktion auf diesen Raketenbeschuss der Ansarollah statt, sondern waren seit mehreren Wochen in Planung. Die israelische Kampfstaffel befand sich bereits auf dem Weg in Richtung Jemen, als die Ansarollah gegen 2.35 Uhr die ballistische Rakete auf Israel abfeuerten. Bereits am Montag hatte der israelische Staatssender Kan berichtet, dass sich die IDF auf eine Offensive gegen die Ansarollah vorbereiteten. Dieser Schritt erfolgt als Reaktion auf wiederholte Angriffe der Rebellen auf Israel, die kurz nach Kriegsbeginn im Oktober 2023 starteten. Seitdem sollen sie rund 200 Raketen und 170 Drohnen in Richtung Israel abgefeuert haben, von denen die meisten von Israel oder befreundeten Staaten abgefangen wurden, so die IDF. Im Juli wurde ein Mann in Tel Aviv durch einen solchen Drohnenangriff getötet. »Die lange Hand Israels wird auch euch erreichen«, sagte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz als Warnung an die Ansarollah nach den Angriffen am Donnerstag. »Wer die Hand gegen den Staat Israel erhebt, dessen Hand wird abgehackt.« Mit dem Angriff vom Donnerstag hat Israel innerhalb weniger Wochen Gaza, das Westjordanland, Libanon, Syrien, Irak, Iran und Jemen bombardiert.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Der wichtigste Hafen Jemens steht nach dem Luftangriff Israels a...
    22.07.2024

    Israel und Jemen im Krieg

    Warnungen vor Flächenbrand nach Angriff auf Hodeida. Mögliche US-amerikanische, britische und italienische Unterstützung bei Attacke
  • Kampfjet vom Flugzeugträger "USS Eisenhower" startet z...
    05.02.2024

    Kontrolle verloren

    US-Angriffe auf Jemen, Irak und Syrien

Mehr aus: Ausland