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Aus: Ausgabe vom 20.12.2024, Seite 8 / Inland
Entkriminalisierung von Cannabis

»Er ist wesentlich harmloser als Alkohol«

Seit 30 Jahren gibt es in Berlin das Hanfmuseum. Ein Gespräch mit Petra Namyslo
Interview: Carmela Negrete
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Eingang zum Hanfmuseum im Berliner Nikolaiviertel (9.5.2024)

Anfang Dezember wurde das 30jährige Bestehen des Hanfmuseums in Berlin-Mitte gefeiert. Was können Besucher dort lernen?

Da gibt es viel zu sehen über den Hanf als Nutzpflanze. Hanf wird für alles Mögliche verwendet, zum Beispiel auch als Dämmstoff im Häuserbau. Bei der Feier gab es einen Stand, an dem gezeigt wurde, wie man Häuser komplett aus Hanf bauen kann. Die, die mit Nutzhanf arbeiten, beklagen aber, dass in Deutschland zu wenig Hanf angebaut wird. Dabei lassen sich so viele Dinge daraus herstellen. Man kann die Pflanze eben nicht nur rauchen, sondern auch Papier und Textilien, Kosmetika, Lebensmittel und anderes daraus machen.

Wie begann Ihr Weg als Unterstützerin der Hanflegalisierung in Deutschland?

1985 erschien in den USA Jack Herers Buch »The Emperor Wears No Clothes«. Die deutsche Fassung erschien 1993 unter dem Titel »Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf«, herausgegeben von Mathias Bröckers. Dort werden die vielen Nutzungsmöglichkeiten von Hanf geschildert. Im selben Jahr beschloss ich, mit Freunden etwas für die Legalisierung tun. Wir stießen auf eine Anzeige von Eva Hodge, die die Gründung des Vereins »Hanf als Nutzpflanze fördern«, kurz: H. A. N. F., initiiert hatte. Da sammelten sich dann ein paar Leute, die das Museum mitbegründeten. Wir entwarfen eine Satzung für den Verein, der dann Träger des Museums wurde. Mit Eva Hogde zusammen gab ich auch eine Zeitschrift heraus, das Hanf Forum. 1995 warben wir mit Ständen an der Weltzeituhr am Alexanderplatz für die Legalisierung. Zusammen mit anderen war ich auch eine Initiatorin der ersten Hanfparade 1997.

Wie wurde die Hanfparade damals aufgenommen?

Sie hat viel Aufsehen erregt. Die Medien waren sehr interessiert. Es waren viele Leute da, wir hatten ja auch bundesweit mobilisiert. Natürlich war auch die Polizei da, um alles zu filmen. Einmal wurde bei einer Hanfparade ein Stand, wo es normale Faserhanfpflanzen gab, von Polizisten abgeräumt.

Hattet ihr Unterstützung aus der Politik?

Also bei dem Museum sind politische Parteien nicht involviert. Die Hanfparade wurde unterstützt von Grünen, von der SPD, von der Linken und auch der FDP. Also doch eine breite Unterstützung. Die CDU war natürlich dagegen. Sie hat schon angekündigt, dass sie die Teillegalisierung wieder rückgängig machen will. Ob das so einfach geht, ist fraglich. Denn die potentiellen Koalitionspartner der CDU haben ja alle dieses Gesetz mit verabschiedet.

Was sagen Sie zu dem neuen Cannabisgesetz?

Es ist ein Anfang, allerdings ist noch einiges unausgegoren. Doch es ist ja geplant, dass lizenzierte Fachgeschäfte auch Hanf verkaufen können. Diese Geschäfte soll es aber zuerst nur in einigen Gemeinden geben, die das beantragt hatten, und sollen als Modellprojekte dienen, die im Sommer evaluiert werden. Bis dahin gibt es nur die Cannabis Social Clubs, die das Problem haben, dass die Genehmigungsverfahren schleppend laufen. Die Behörden wissen noch nicht, wie sie damit umgehen sollen. Viele Vereine haben schon investiert, konnten aber bislang nicht aktiv werden. Das verunsichert die Leute. Außerdem haben viele noch ein bisschen Angst, ihre persönlichen Daten bei diesen Vereinen speichern zu lassen.

Warum haben deutsche Konservative ein Problem mit Hanf, aber keins mit Alkohol?

Ich denke, viele haben Vorurteile. Es gibt ja Studien, die zeigen, dass Hanf lange nicht so gefährlich ist, wie es immer dargestellt wird. Er ist wesentlich harmloser als Alkohol. In vielen Bereichen ist Hanf aber eine Konkurrenz, etwa zu manchen chemischen Produkten, und deswegen wird dagegen gearbeitet.

Seit wann wird Hanf in Deutschland kultiviert?

Bauern haben Hanf jahrhundertelang angebaut, vor allem als Faserhanf. Oft haben sie dann die Blüten in der Pfeife geraucht. Aufgrund des Knisterns, das entsteht, wenn man die Samen mitraucht, sprachen die Bauern vom Knaster. Es gibt ein Gedicht von Friedrich von Logau aus dem 17. Jahrhundert, da geht es um den Konsum von Hanf.

Petra Namyslo ist eine der Gründerinnen des Hanfmuseums in Berlin.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (20. Dezember 2024 um 11:00 Uhr)
    Es fällt schon auf, wie häufig Geschäftsmodelle wie Verkauf von Hanf oder Feuerwerkskörpern in der jungen Welt positiv begleitet werden. Schön auch die Suggestivfrage: »Warum haben deutsche Konservative ein Problem mit Hanf, aber keins mit Alkohol?«
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (19. Dezember 2024 um 20:02 Uhr)
    Mit dieser Logik kann man auch das Rauchen propagieren. Das vernebelt die Sinne noch weniger. Liebe jW, wofür werft ihr euch mit solchen Artikeln in die Bresche?

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