Türkei tötet kurdische Journalisten
Von Tim Krüger
Nazim Daştan und Cîhan Bilgin befinden sich am Donnerstag gerade auf dem Rückweg von einer Berichterstattung über den umkämpften Tischrin-Staudamm, als ihr Auto gegen 15:20 Uhr Ortszeit auf der Straße zwischen Tischrin und der Gemeinde Sirîn, südlich von Kobani, von einer türkischen Kampfdrohne getroffen wird. Die beiden kurdischen Journalisten sind auf der Stelle tot, ihr Fahrer überlebt den Angriff verletzt.
Bilgin war Korrespondentin der Nachrichtenagentur Anha. Ihr Kollege Nazim Daştan von der Nachrichtenagentur ANF war seit über zehn Jahren als Journalist tätig und hatte unter anderem die Zusammenarbeit der Türkei mit dem »Islamischen Staat« (IS) dokumentiert. Die beiden meldeten unzählige Kriegsverbrechen seitens des türkischen Staates gegenüber der Autonomieregion in Nordostsyrien, wie zuletzt die Angriffe der türkeinahen SNA-Miliz auf den Tischrin-Damm.
Kurz vor dem Drohnenschlag setzte Nazim Daştan noch folgenden Post auf X ab: »Entgegen den Behauptungen des Waffenstillstands bereiten die Türkei und die mit ihr verbundenen Banden einen Großangriff auf Kobanê und Rojava vor.« Bilgin und Daştan sind nicht die ersten Journalisten, die in diesem Jahr ins Fadenkreuz des türkischen Staates gerieten. Der jesidische Journalist Murad Mîrza Ibrahim und die kurdischen Journalistinnen Gulîstan Tara und Hêro Bahadîn sind bereits durch Drohnenangriffe im Nordirak getötet worden.
Am Freitag reiste Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nach Ankara, um sich dort mit ihrem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan und der syrischen Diaspora über die Lage in Syrien auszutauschen. Inwieweit sie sich zu den möglichen Angriffen auf Kobani äußern wird, bleibt offen. Am selben Tag reisten erstmals seit 2011 auch US-Diplomaten nach Syrien, um sich mit der nun in Damaskus herrschenden Dschihadistenallianz Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) zu treffen. Zuvor hatte das US-Verteidigungsministerium zugegeben, dass statt der bislang genannten 900 rund 2.000 US-amerikanische Soldaten in Syrien stationiert sind.
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