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Aus: Ausgabe vom 21.12.2024, Seite 5 / Inland
Krise der Stahlindustrie

Produktionsstopp in Hennigsdorf

Ab Januar drei Monate Kurzarbeit bei Hennigsdorfer Elektrostahlwerken. Wie es danach weitergeht, hängt von Energiepreisen und Nachfrage ab
Von Susanne Knütter
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Drei Monate Stillstand werden Materialen und Werk weiter zusetzen: Die Hennigsdorfer Elektrostahlwerke

Ist es der Anfang vom Ende der mehr als hundertjährigen Stahlproduktion nordwestlich von Berlin? Im Januar stoppen die Hennigsdorfer Eletrostahlwerke (HES) die Produktion. Rund 680 Arbeiter und damit fast die ganze Belegschaft werden auf Kurzarbeit gesetzt. Wieder einmal. Aber diesmal gleich für drei Monate. Wie und ob es danach weiter geht, hängt von gleich mehreren Faktoren ab. Zum einen von den Energiepreisen, die ohne die Sanktionen gegen Russland nicht zu dem großen Problem geworden wären, das sie jetzt sind. Zum anderen von fehlender Nachfrage und dem Standort selbst.

Ein »Industriestrompreis« könnte kurzfristig helfen, sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam, am Freitag gegenüber jW. Auch die Landesregierung setze sich »gegenüber der Bundesregierung« für eine Senkung der Energiekosten ein – in der »Stahl-Allianz« »gemeinsam mit den anderen Stahl-Bundesländern«, wie eine Sprecherin aus dem Landeswirtschaftsministerium gegenüber jW erklärte.

Längerfristig aber brauche es Investitionen, die unter anderem durch die Aufhebung der Schuldenbremse möglich würden. »Das ist die große Unbekannte«, so Gewerkschafterin Jahn. Und selbst wenn ein großes Wohnungsbauprogramm, das ­dringend benötigt werde, aufgelegt würde, verginge noch viel Zeit bis zu dessen Umsetzung. Länder müssten Grundstücke bereitstellen, Baupläne müssten genehmigt, Aufträge vergeben und Geld bereitgestellt werden.

Angesichts dieser Aussichten ist die Befürchtung groß, dass die Produktion im Hennigsdorfer Werk nach den drei Monaten (noch) nicht wieder hochfahren wird. Es brauche allein drei Wochen, um den Betrieb wieder zum Laufen zu bringen. Außerdem litten Materialien und Öfen in der Kälte, wenn sie nicht benutzt werden, so Jahn. Kosten und Nutzen von Instandhaltung stellen sich ja jetzt schon. Damit das Werk eine Zukunft hat, soll ein Neubau her. Ob der vom Landkreis genehmigt wird, ist noch völlig offen, unter anderem weil das Stahlwerk in einem Trinkwasserschutzgebiet steht.

Gegenwärtig fingen die Brandenburger Elektrostahlwerke (BES), die wie HES zum italienischen Stahlkonzern Riva gehören, auf, was in Hennigsdorf nicht produziert wird. Paradoxerweise steht das Brandenburger Werk, das über größere Öfen verfügt als HES, dadurch vergleichsweise stabil da. Langfristig stelle sich für das Werk an der Havel aber auch die Frage, wie es angesichts der schlechten Rahmenbedingungen weitergeht. Für das Stahlwerk, aber auch für die Zulieferer. Man kann sagen, so Jahn, dass gut ein Viertel der Materialien, die für die Produktion des Elektrostahls benötigt werden, von Zulieferern aus der Region komme.

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