Teure trübe Brühe
Von Dieter ReinischUnter Labour, nur wenige Monate an der Regierung, gibt es schon die nächste Hiobsbotschaft für die Bevölkerung Großbritanniens. Vor der Wahl hatten sich viele Menschen wirksame Maßnahmen gegen die Teuerungen im Land erhofft, doch nun sollen ab dem nächsten Jahr die Wasserpreise teils signifikant erhöht werden. Wie die Kontrollbehörde Ofwat bekanntgab, werden sie in den nächsten fünf Jahren um rund 36 Prozent in England und Wales steigen.
Laut Berichten der BBC werden ab April die Wasserrechnungen für englische Haushalte um durchschnittlich 86 Pfund Sterling (105 Euro) im ersten Jahr steigen. Danach soll es jährlich angepasste niedrigere Preissteigerungen geben: Die Erhöhung soll laut Ofwat-Angaben bei den englischen und walisischen Wasserunternehmen – darunter der größte Versorger des Landes, Thames Water – dann durchschnittlich 31 Pfund Sterling (38 Euro) jährlich über die kommenden fünf Jahre betragen. Die Unternehmen hatten eigentlich eine Erhöhung von 44 Prozent gefordert und begründeten dies mit der Notwendigkeit in das veraltete Leitungssystem zu erneuern.
Im Jahr 2022 kam ein Parlamentsbericht zu dem Schluss, dass kein Fluss in England frei von chemischer Verunreinigung sei. Lediglich 14 Prozent der Flüsse hätten einen »guten« ökologischen Zustand, schrieb damals The Conversation. Im September 2022 berichtete BBC, dass 100 Strände von Wasserverschmutzung betroffen sind. CNN zitierte im Oktober dieses Jahres einen Ofwat-Bericht, wonach zwischen April 2020 und März 2021 Versorger in England und Wales 51 Liter verschmutztes Wasser pro Person und Tag austreten ließen. Thames Water wurde mehrmals von Gerichten zu Strafzahlungen aufgrund des Austritts von Chemikalien verurteilt. Das Unternehmen war 1989 privatisiert worden und soll nach Berichten von Bloomberg seither rund 20 Milliarden Euro Schulden angehäuft haben.
Ofwat plante eine Preiserhöhung von 21 Prozent, wie die Regierungsbehörde im Juli 2024 bekanntgab. Am Donnerstag hat man sich auf 36 Prozent geeinigt. Thames Water wollte noch weit höhere Preissteigerungen als der Verband der Wasserunternehmen, berichtet Reuters: Laut Beobachtern dürfte der Konzern im März 2025 zahlungsunfähig werden, wenn er nicht an neue Gelder kommt. Daher hatte das Unternehmen sogar Teuerungen von 53 Prozent durchzusetzen versucht.
Sofern Thames Water gegenüber Ofwat einen Sanierungsplan vorlegt, werden dem Unternehmen in den Jahren 2029/30 durchschnittlich elf Pfund Sterling (13,25 Euro) zusätzlich erlaubt. Ein Sprecher von Thames Water, das Unternehmen kontrolliert besonders im Süden des Landes um die Hauptstadt London die Wasserversorgung, sagte laut Reuters, man werde »sich Zeit nehmen, die Entscheidung im Detail zu prüfen, bevor es seine Antwort gibt«. Auch ein Sprecher des Konkurrenten Pennon erklärte, zunächst die Ofwat-Ankündigung zu prüfen, bevor das Unternehmen sich öffentlich äußern möchte. Die avisierten 53 Prozent von Thames Water waren nicht einmal die höchste Forderung eines Wasserunternehmens, Southern Water wollte sogar Preissteigerungen von 83 Prozent. Die Unternehmen haben nun bis zum 18. Februar Zeit, Einspruch einzulegen.
Kritik an den Preiserhöhungen kam von den Gewerkschaften. Gary Carter von der GMB-Gewerkschaft, schrieb in einer Presseaussendung: »Die Wasserrechnungen zu erhöhen und den Wasserunternehmen große Geldsäcke zu geben, wird die Lecks und Abwasseraustritte nicht stoppen.« Der Wassersektor müsse statt dessen »grundlegend reformiert werden«, forderte Carter: »Es kann nicht so weitergehen wie bisher, wenn die Wasserunternehmen riesige Dividenden und hohe Boni auszahlen.« Er verlangt den Entzug der Lizenzen für die Unternehmen, wenn sie die Infrastrukturschäden nicht rasch reparieren, »denn sie haben sie über die Jahre selbst verursacht«, erklärte Carter.
Ähnlich Donna Rowe-Merriman von Unison, der größten Gewerkschaft Großbritanniens mit 1,3 Millionen Mitgliedern. Sie bezeichnete die Preiserhöhungen, »trotz anhaltender Umweltverstöße und der Unfähigkeit, grundlegende Dienstleistungen zu erbringen«, als »empörend«. »Diese von Ofwat unterstützte Erhöhung belastet die Verbraucher noch mehr und belohnt gleichzeitig Unternehmen, die unterdurchschnittliche Leistungen erbringen«, so Rowe-Merriman.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Ähnliche:
- 16.01.2024
Ärztestreiks jetzt auch in Wales
- 09.06.2023
Nächste Streikwelle in Wales
- 11.04.2023
Ein Häufchen zuviel
Regio:
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Dämpfer für den Aktienmarkt
vom 21.12.2024