Aus Leserbriefen an die Redaktion
Was tun?
Zu jW vom 12.12.: »›Man kriegt eine furchtbare Wut auf diese Blockade‹«
(…) Ich war in den Jahren 2008 und 2009 jeweils für drei Wochen als Tourist auf Kuba und habe entsprechend oberflächliche Eindrücke gewonnen; Spanisch spreche ich auch nicht. 2008 habe ich an einer Inselrundfahrt teilgenommen. Der Reiseleiter war ein in der DDR ausgebildeter Diplomingenieur (Fachrichtung weiß ich nicht), der hervorragendes Deutsch sprach. Allerdings war er nach dem täglichen Bustransfer von der Bildfläche verschwunden, Hintergrundgespräche waren nicht möglich. Gelegentlich ließ er aber etwas Kritik durchblicken. Zum Beispiel stellte er die Frage, warum Kuba Tomaten importiert oder ein Diplomingenieur als Kofferträger im Hotel arbeiten müsse.
2009 traf ich am Strand einen Liegestuhlaufsteller, der sich ebenfalls als in der DDR ausgebildeter Diplomingenieur herausstellte, allerdings auch eine satte Menge kanadischer Prolls, die sich »all inclusive« vollgesoffen und in bester deutscher Manier die Liegen ab sieben Uhr morgens reserviert haben. Im Hotel gab es einen kleinen Bücherstand, an dem ich ein paar Bücher kaufte. In einem schreibt Castro, dass die Sowjetunion Traktoren geliefert habe und gleich hinterher Frachter mit Treibstoff dafür angekommen seien. Damit und mit einem Zuckerpreis über dem Weltmarktpreis wurde die Zuckermonokultur zementiert. Das geostrategische Interesse der Sowjetunion hat also das lokale Interesse Kubas dominiert. Die theoretische Debatte heute müsste sich also darum drehen, was man aus der Geschichte lernen kann, ob man was anders hätte machen können und wenn ja, was. Die praktische Debatte muss allerdings um Kuba-Unterstützung heute gehen. Was kann jeder einzelne tun?
Heinrich Hopfmüller, Stadum
Weihnachten 2024
Der Weihnachtsmann bringt dieses Jahr besondere Geschenke,
mir stehen alle Haare kraus, wenn ich nur daran denke.
Der Trump regiert im Weißen Haus, die Amis sind von Sinnen,
das gibt nur Stunk im ganzen Land, nach draußen und nach innen.
Doch sieht’s bei uns nicht besser aus, es droht der schwarze Merz,
und was er treibt, ist ziemlich ernst und keineswegs ein Scherz.
Das Kriegsgeschrei ist riesengroß, es gellt in unseren Ohren.
Der Frieden scheint sehr in Gefahr und ist schon fast verloren.
Profite wachsen unbegrenzt, die Armen zahlen drauf,
und keine Kraft gibt’s hierzulande, die steht dagegen auf.
Ach Weihnachtsmann, ich bitte dich, verzichte auf solch’ Gaben,
ich möchte doch das eine nur, ich möchte Frieden haben.
Da antwortet der Weihnachtsmann, mein Wort schien ihn zu kränken:
»Den Frieden, merk dir, lieber Freund, den kann man nicht verschenken.
Die Hoffnung auf solch’ Festgeschenk, die muss ich leider dämpfen,
den Frieden, den du so gern willst, den musst du selbst erkämpfen.«
Heinz Sommer, Berlin
Planen auf der Schiene
Zu jW vom 29.11.: »Nahverkehr steht still«
Sehr schöne Schilderung der Folgen einer auf kurzfristigen Profit ausgerichteten Fehlplanung des DB-Konzerns. Wie da spektakulär fehlgeplant wurde, lässt sich heute noch gut auf Luftbildern des Berliner S-Bahnhofs Johannisthal bewundern, der bis vor wenigen Jahren »Betriebsbahnhof Schöneweide« hieß – sollte da eine Erinnerung ausgelöscht werden? Denn an diesem Ort befinden sich die Überreste einer riesigen Abstellanlage für Züge, die aber entkernt und teilweise an Immobilienentwickler verkauft wurden. Dort ist immer noch Platz zum Abstellen von ICE-Zügen – aber jetzt leider nicht mehr nutzbar. Es konnte ja auch niemand ahnen, dass einmal so viele Züge auf den Gleisen gebraucht würden – nicht wahr, liebe Planer der DB? Dem Straßenverkehr gehörte doch die Zukunft?
Peter Schmidt, Berlin
Kahlschlag, Not und Inflation
Zu jW vom 14./15.12.: »›Milei geht es darum, die sozialen Kräfteverhältnisse zu verändern‹«
Dieses Interview mit Claudio Katz darf man sich ruhig hinter den Spiegel stecken. Er analysiert nicht nur messerscharf die Situation in Argentinien mit seinem wildgewordenen neoliberalen Präsidenten Milei. Wenn man seinen Ausführungen aufmerksam folgt, stößt man unwillkürlich auf alle Erscheinungen des gesellschaftlichen Rechtsrucks, wie wir sie zur Zeit in fast allen entwickelten Industrieländern des Westens beobachten können: Ein entfesselter Finanzkapitalismus und der Triumph des ihm entsprechenden neoliberalen Denkens, die beobachtbar katastrophalen Folgen der entsprechenden Politik, die Schwäche der »linken« Opposition und die ihr folgende verheerende politische Verwirrung in großen Teilen der Bevölkerung. So wie in Argentinien wird es auch in den anderen Ländern nur möglich sein, diese Entwicklung aufzuhalten, wenn es der Arbeiterbewegung endlich gelingt, sich aus den geistigen Fesseln des Neoliberalismus zu befreien und wieder offensiv darüber nachzudenken, dass eine andere Welt durchaus möglich ist.
Eine Welt ohne sozialen Kahlschlag, Not und galoppierende Inflation: Dafür müsste man doch auch jene Massen gewinnen können, die heute den rechtesten Reaktionären hinterherhecheln, weil diese es so schön verstehen, die Nöte der einfachen Menschen für ihre abgefeimten politischen Vorhaben nutzbar zu machen. Man muss eben nur lernen, wieder Klartext zu reden. Etwa so, wie das Marx und Engels vor eineinhalb Jahrhunderten vorgemacht haben, als sie sich mit dem Wesen der kapitalistischen Gesellschaft beschäftigten.
Joachim Seider, Berlin
Man muss eben nur lernen, wieder Klartext zu reden. Etwa so, wie das Marx und Engels vor eineinhalb Jahrhunderten vorgemacht haben, als sie sich mit dem Wesen der kapitalistischen Gesellschaft beschäftigten.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!