Besuch bei den Nenzen
Von Gabriele Pedemonte (Text und Fotos)Die Nenzen sind ein indigenes Volk Russlands samojedischen Ursprungs, das heißt, ihre Sprache ist mit dem Finnougrischen verwandt. Sie sind Rentierzüchter, die seit mehr als 6.000 Jahren den hohen Norden Sibiriens von der Halbinsel Kanin bis zur Halbinsel Taimyr rund um die großen Flüsse Ob, Jenissei und Pur bewohnen.
Heute gibt es nur noch etwa 45.000 Nenzen. Von ihnen leben etwa 27.000 auf der Halbinsel Jamal, zusammen mit geschätzten 500.000 Rentieren. Diese sind der Dreh- und Angelpunkt im Leben der Nenzen: Die Tiere werden zur Fortbewegung genutzt, indem sie Schlitten ziehen (es gibt tatsächlich neben den verbreiteten motorisierten Schneemobilen noch traditionelle Schlitten); sie liefern das Fell, mit dem die Zelte bedeckt und auskleidet werden, und sie bilden die Grundlage der Ernährung, da ihr Fleisch meist zusammen mit Reis oder Nudeln verzehrt wird.
Die Rentierherde sucht selbständig in der Tundra nach Nahrung, gräbt unter dem Eis nach der spärlichen Vegetation und entfernt sich dabei oft weit vom Lager. Die Rentiere streifen frei umher, und wenn es an der Zeit ist, das Lager zu verlegen, holen die Nenzen sie zu Pferd wieder ein. Sie verfügen auch über sehr intelligente Hunde, die, sobald sie dazu genug Erfahrung gesammelt haben, selbst die Herde retten können.
Gabriele Pedemonte ist Fotograf aus dem italienischen Pietra Ligure. Im Frühjahr 2022 reiste er nach Sibirien und besuchte dort die Nenzen. Die daraus entstandene Reportage fand große Aufmerksamkeit unter anderem beim britischen Outdoormagazin Sidetracked, die ihm den Aufmacher widmete. Auch wurden die Aufnahmen damals in Paris während der internationalen Fotowoche im Rahmen des Projekts »Atlas der Menschheit« ausgestellt.
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