Letztes Krankenhaus unter Bomben
Von Ina SembdnerIsrael hat am Sonntag die Schließung und Evakuierung eines der letzten noch teilweise funktionierenden Krankenhäuser im belagerten Norden des Gazastreifens angeordnet. Der Leiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses in Beit Lahija, Husam Abu Safija, teilte der Nachrichtenagentur Reuters per SMS mit, dass die Befolgung des Schließungsbefehls »nahezu unmöglich« sei, da es nicht genügend Krankenwagen gebe, um die Patienten herauszubringen. »Wir haben derzeit fast 400 Zivilisten im Krankenhaus, darunter Babys in der Neugeborenenstation, deren Leben von Sauerstoff und Inkubatoren abhängt. Ohne Hilfe, Ausrüstung und Zeit können wir diese Patienten nicht sicher evakuieren«, sagte Abu Safija. »Wir senden diese Botschaft unter schwerem Bombardement und unter direktem Beschuss der Treibstofftanks, die, wenn sie getroffen werden, eine große Explosion und viele Opfer bei der Zivilbevölkerung verursachen werden«, warnte er.
Das israelische Militär hatte am Freitag erklärt, es habe Treibstoff und Lebensmittel in das Krankenhaus geschickt und bei der Evakuierung von mehr als 100 Patienten und Pflegern in andere Krankenhäuser im Gazastreifen geholfen. Abu Safija erklärte nun, das Militär habe die Evakuierung in ein anderes Krankenhaus angeordnet, wo die Bedingungen noch schlechter seien. Fotos aus dem Inneren des Krankenhauses zeigten Patienten auf Betten, die in Gängen zusammengepfercht waren, um sie von den Fenstern fernzuhalten. Reuters konnte diese Bilder nicht sofort verifizieren.
Auch andernorts gingen die Angriffe unvermindert weiter. Bei israelischen Militärschlägen wurden am Sonntag mindestens 24 Palästinenser getötet, darunter acht Kinder in einer Schule, die vertriebene Familien in Gaza-Stadt beherbergt, wie Mediziner mitteilten. Das Militär erklärte, die Angriffe hätten sich gegen militante Hamas-Kämpfer gerichtet, die von einer in der Schule befindlichen Kommandozentrale aus operierten. Insgesamt sind seit Kriegsbeginn allein nach offizieller Zählung mehr als 45.000 Palästinenser getötet worden, davon mindestens 17.000 Kinder und Jugendliche.
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