Simbabwe zeigt, wie es geht
Von Mumia Abu-JamalDas südafrikanische Land Simbabwe, das unter der früheren britischen Kolonialherrschaft bis zur Erlangung seiner Unabhängigkeit am 18. April 1980 noch Rhodesien hieß, hat kürzlich etwas Bemerkenswertes getan. Das Land mit seinen rund 15,2 Millionen Einwohnern gab bekannt, dass es die Todesstrafe abgeschafft hat. Etwa 60 verlorene Seelen schmachteten noch in Simbabwes Todeszellen. Ich gehe davon aus, dass sie jetzt aus der Einzelhaft in den Normalvollzug zu ihren Mitgefangenen verlegt werden.
Von dieser Veränderung habe ich kürzlich erfahren, als ich Radio hörte. Dem Bericht zufolge hatte Amnesty International das Ersuchen zur Abschaffung der Todesstrafe an die Regierung der Republik Simbabwe gerichtet. Ein Regierungssprecher erklärte dazu, das sei von Anfang an gewollt gewesen. Nun hat sich Simbabwe also der weltweiten Bewegung »No more death row – Keine Todestrakte mehr!« angeschlossen. Ich denke, langsam ändern sich die Dinge.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Mumia Abu-Jamal war selbst 1982 in den USA zum Tode verurteilt worden. Bis zur Umwandlung des Urteils in lebenslange Haft im Jahr 2011 verbrachte er endlose 29 Jahre in der Isolation des Todestrakts. Seine aktuelle Kolumne beruht auf einer kurzen Radiomeldung. Recherchen zum Thema im Internet sind ihm in der Haft nicht möglich, und in seiner Zelle sind ihm nur wenige Bücher erlaubt. Trotzdem hat er über die Jahrzehnte auch die Entwicklung Simbabwes aufmerksam verfolgt. In seiner jW-Kolumne vom 1. September 2007 warf er unter dem Titel »Ohrenbetäubendes Schweigen« die Frage auf, warum der damalige Präsident »Robert Mugabe erst seit dem Tag, als er öffentlich die weißen Siedler aufforderte, Zehntausende Hektar Land an die afrikanische Bevölkerung zurückzugeben, vom Westen mit Kritik bombardiert wurde«. Abu-Jamal vermisste dabei ein Stück Wahrheit, nämlich »die Tatsache, dass eine winzige weiße Minderheit von etwas über einem Prozent der Bevölkerung fast 75 Prozent des landwirtschaftlich nutzbaren Landes besitzt und die große Mehrheit der Afrikaner auf einem Rest kärglichen Landes um ihr Überleben kämpft«.
Die Radiomeldung nahm er nun zum Anlass, die Leserinnen und Leser seiner Kolumnen daran zu erinnern, dass kein Tag vergeht, an dem auf der Welt nicht für ein Ende der barbarischen Todesstrafe gekämpft wird. (jh)
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